Geschwollene Beine in der Schwangerschaft – was hilft bei Wassereinlagerungen
Wassereinlagerungen (Ödeme) gehören zu den häufigsten Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft. Etwa zwei Drittel der Schwangeren sind betroffen, meist im letzten Drittel der Schwangerschaft. Betroffene bemerken die Einlagerungen häufig zuerst an Beinen, Füßen oder Knöcheln, seltener auch an Händen und im Gesicht.
Ursachen
Die hormonellen Veränderungen in der Schwangerschaft führen zu einer vermehrten Wasserbindung im Bindegewebe. Zudem nimmt das Blutvolumen um bis zu 40-50 % zu, wodurch mehr Flüssigkeit in das Gewebe übertritt [1]. Auch die wachsende Gebärmutter drückt auf die Beckenvenen, was den Rückfluss des Blutes aus den Beinen erschwert und das Risiko für lokale Ödeme erhöht.
In den meisten Fällen handelt es sich um harmlose physiologische Veränderungen, die keinen negativen Einfluss auf das ungeborene Kind haben. Wichtig ist jedoch die Unterscheidung: Während beidseitige, symmetrische Schwellungen in den Beinen meist normal sind, können einseitige, schmerzhafte oder gerötete Schwellungen ein Hinweis auf eine Thrombose sein und müssen sofort ärztlich abgeklärt werden.
Risikofaktoren
Bestimmte Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit für stärkere Ödeme:
- Hohes Schwangerschaftsalter
- Mehrlingsschwangerschaft
- Übergewicht vor oder während der Schwangerschaft
- Bewegungsmangel
- Warme Außentemperaturen
- Längeres Stehen oder Sitzen ohne Bewegungspausen
Prävention und Behandlung – was hilft wirklich?
Eine salzarme Ernährung oder reduzierte Trinkmengen sind nicht sinnvoll, da sie den Flüssigkeitshaushalt stören und keine wirksame Linderung bringen. Auch bei Schwellungen sollte die tägliche Flüssigkeitszufuhr bei etwa 1,5-2 Litern bleiben, da zu wenig Trinken die Beschwerden sogar verschlimmern kann.
Stattdessen haben sich folgende Maßnahmen bewährt:
- Beine hochlagern: Mehrmals täglich die Beine hochlegen, um den venösen Rückfluss zu unterstützen.
- Körperlage beachten: Im Liegen die Seitenlage bevorzugen, da dies die Blutzirkulation verbessert.
- Bewegung: Regelmäßige Spaziergänge und leichte Bewegung fördern die Durchblutung. Besonders günstig sind Schwimmen, Aquagymnastik oder Schwangerschaftsyoga, da sie die Venen entlasten und die Gelenke schonen.
- Kompressionsstrümpfe: Spezielle Stützstrümpfe können den venösen Rückfluss verbessern.
- Leichte Kleidung: Besonders im Sommer sinnvoll, um den Wärmestau zu reduzieren.
- Kühlung: Kalte Fußbäder oder kühlende Umschläge können Schwellungen lindern.
- Ausgewogene Ernährung: Eine eiweißreiche Ernährung mit Milchprodukten, Hülsenfrüchten, Fisch und magerem Fleisch stabilisiert zusätzlich den Flüssigkeitshaushalt.
- Alltag beachten: Schuhe und Ringe regelmäßig prüfen – werden sie zu eng, kann das ein frühes Zeichen für zunehmende Einlagerungen sein. Ebenso ist es hilfreich, im Alltag Sitz- und Stehpositionen häufig zu wechseln.
Wann ärztliche Abklärung notwendig ist
In seltenen Fällen sind Ödeme ein Warnsignal für eine ernsthafte Schwangerschaftskomplikation wie eine Präeklampsie (schwangerschaftsinduzierte Hypertonie (Bluthochdruck)). Folgende Anzeichen sollten umgehend ärztlich abgeklärt werden:
- Plötzliche Gewichtszunahme von mehr als 2,5 kg pro Woche
- Ödeme in Kombination mit Kopfschmerzen, Sehstörungen oder Oberbauchschmerzen
- Erhöhter Blutdruck [2]
- Einseitige, schmerzhafte und gerötete Schwellungen als Hinweis auf eine mögliche Thrombose
Fazit
Wassereinlagerungen in den Beinen sind in der Schwangerschaft häufig und meist harmlos. Durch einfache Maßnahmen wie Hochlagern der Beine, regelmäßige Bewegung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und die richtige Schlafposition lassen sich die Beschwerden deutlich lindern. Treten jedoch zusätzliche Symptome wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, starke Gewichtszunahme oder einseitige Schwellungen auf, ist eine sofortige ärztliche Untersuchung erforderlich, um schwerwiegende Komplikationen auszuschließen.
Literatur
- Aguree S, Gernand AD: Plasma volume expansion across healthy pregnancy: a systematic review and meta-analysis of longitudinal studies. BMC Pregnancy Childbirth. 2019;19:508. doi: 10.1186/s12884-019-2619-6.
- American College of Obstetricians and Gynecologists: Gestational Hypertension and Preeclampsia. ACOG Practice Bulletin No. 222. Obstet Gynecol. 2020;135(6):e237-e260. doi: 10.1097/AOG.0000000000003891.