Atemnot in der Schwangerschaft: Gründe, Warnsignale und praktische Tipps

Viele Schwangere erleben Atemnot oder Kurzatmigkeit, besonders im zweiten und dritten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel). Diese Beschwerden wirken oft beunruhigend, sind aber in den meisten Fällen durch die physiologischen Anpassungen des Körpers erklärbar. Ein besseres Verständnis der zugrunde liegenden Veränderungen hilft dabei, Beschwerden einzuordnen und gezielt zu entlasten [1-3].

Warum Atemnot in der Schwangerschaft auftritt

Während der Schwangerschaft stellt sich der gesamte Organismus auf die Versorgung von Mutter und Kind ein. Dabei sind vor allem zwei Faktoren entscheidend:

  • Hormonelle Einflüsse
    Das Hormon Progesteron steigert die Atemfrequenz und -tiefe. Dadurch wird das Atemzentrum empfindlicher gegenüber Kohlendioxid. Viele Schwangere verspüren deshalb schon früh im Verlauf das Bedürfnis, tiefer oder häufiger zu atmen [1, 2].
  • Mechanische Veränderungen
    Mit zunehmender Größe der Gebärmutter steigt das Zwerchfell nach oben. Dies schränkt die Lungenkapazität leicht ein und führt dazu, dass selbst alltägliche Belastungen als anstrengender empfunden werden [1, 3].

Insgesamt ist die Atemnot meist nicht Ausdruck einer Krankheit, sondern Folge einer normalen Schwangerschaftsanpassung [2].

Unterschiedliche Formen von Kurzatmigkeit

  • Belastungsdyspnoe: Kurzatmigkeit beim Treppensteigen oder bei längeren Spaziergängen
  • Ruhedyspnoe: Manchmal verspüren Schwangere auch in Ruhe das Bedürfnis, tiefer zu atmen.
  • Nächtliche Beschwerden: Vor allem in Rückenlage kann es durch den Druck der Gebärmutter auf das Zwerchfell zu Atemnot kommen [3].

Warnsignale beachten

Nicht jede Atemnot ist harmlos. Ärztlich abgeklärt werden sollte, wenn:

  • Atemnot plötzlich und stark auftritt
  • Brustschmerzen, Herzrasen oder Ohnmacht hinzukommen
  • Husten mit Auswurf oder Blutbeimengung besteht
  • Schwellungen, insbesondere an den Beinen, auftreten (mögliche Thrombosezeichen)

In solchen Fällen kann eine ernsthafte Ursache wie Lungenembolie, Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Infektion vorliegen [2].

Praktische Tipps zur Entlastung

  • Aufrechte Haltung: Gerade sitzen und bewusstes Atmen verschaffen Platz für das Zwerchfell.
  • Schlafposition: Seitenlage, am besten links, entlastet Kreislauf und Atmung.
  • Sanfte Bewegung: Spaziergänge, Schwangerschaftsyoga oder Atemübungen fördern die Sauerstoffaufnahme und beruhigen.
  • Überlastung vermeiden: Treppen langsam steigen, Pausen einlegen, Alltagsbelastungen reduzieren.
  • Frischluftzufuhr: Regelmäßiges Lüften oder kurze Aufenthalte im Freien verbessern das Wohlbefinden.

Vorbeugung und Stärkung

Eine gute körperliche Grundkondition trägt dazu bei, Atemnot zu verringern. Empfohlen sind:

  • Regelmäßige leichte Ausdaueraktivitäten wie Schwimmen oder Walking
  • Atemtechniken aus der Geburtsvorbereitung, die auch in belastenden Momenten helfen
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr und ausgewogene Ernährung, um Herz-Kreislauf-System und Sauerstofftransport zu unterstützen [1, 3]

Fazit

Atemnot und Kurzatmigkeit gehören für viele Schwangere zu den typischen Begleiterscheinungen. Meist sind sie harmlos und Ausdruck der physiologischen Veränderungen, die für die Versorgung des Kindes notwendig sind. Mit einfachen Maßnahmen im Alltag lassen sich die Beschwerden deutlich lindern. Treten jedoch plötzliche oder schwere Symptome auf, ist eine ärztliche Abklärung unerlässlich.

Literaturangaben

  1. LoMauro A, Aliverti A: Respiratory physiology of pregnancy: Physiology masterclass. Breathe (Sheff). 2015;11(4):297-301. doi: 10.1183/20734735.008615.
  2. Lee SY, Chien DK, Huang CH, Shih SC, Lee WC, Chang WH: Dyspnea in pregnancy. Taiwanese Journal of Obstetrics & Gynecology. 2017;56(4):432-436. doi: 10.1016/j.tjog.2017.04.035.
  3. Gilbert R, Auchincloss JH Jr: Dyspnea of pregnancy: clinical and physiological observations. Am J Med Sci. 1966;252(3):270-276. doi: 10.1097/00000441-196609000-00004.