Elektrotherapie

Die Elektrotherapie macht sich die Wirkungen von Strom auf den menschlichen Körper zunutze.

Je nach Grund der Elektrotherapie werden entweder einzelne Körperpartien oder auch mehrere Körperteile behandelt. Die Intensität des Stromes und die Dauer des Stromreizes werden individuell festgelegt.

Folgende Ströme werden angewendet:

  • Galvanische Ströme – Schmerzlinderung, Durchblutungsförderung, Anregung des Stoffwechsels
  • Niederfrequente Reizströme (1-1.000 Hz) – Muskelkontraktion bei geschwächter oder teilweise gelähmter Muskulatur
  • Mittelfrequente Wechselströme/Interferenzströme Durchblutungsförderung, Entspannung, Schwellungsreduzierung, Schmerzlinderung

Im Wesentlichen gibt es die folgenden Anwendungsgebiete der Elektrotherapie:

  • Schmerzmodulation – erfolgt entweder über eine Verminderung (deszendierende Hemmung) oder über eine Verstärkung (periphere und zentrale Sensibilisierung) der Schmerzwahrnehmung
  • Muskuläre Tonusregulation zur Schmerzreduktion
  • Muskelaufbau/Muskelkräftigung
  • Regulation von zellmetabolischen Prozessen

Zielsetzung der Elektrotherapie

  • Schmerzlinderung: Ein Hauptziel der Elektrotherapie ist die Linderung von Schmerzen, sei es durch eine direkte Schmerzmodulation oder indirekt durch die Förderung der Durchblutung und Stoffwechselaktivität, die Schmerzreduktion unterstützen.
  • Muskelstimulation und -regulation: Die Elektrotherapie zielt darauf ab, die Muskulatur zu stimulieren und zu regulieren, sei es zur Muskelkräftigung, Muskelaufbau, Tonusregulation oder zur Behandlung von Muskelschwäche nach Verletzungen oder Operationen.
  • Förderung der Durchblutung und Stoffwechselaktivität: Durch die Anwendung verschiedener Stromarten werden die Durchblutung und Stoffwechselprozesse im behandelten Bereich angeregt, was zur Beschleunigung der Heilung beiträgt und Gewebe mit Nährstoffen versorgt.
  • Unterstützung der Rehabilitation: Die Elektrotherapie unterstützt die Rehabilitation bei verschiedenen muskuloskelettalen Erkrankungen, neurologischen Störungen und postoperativen Zuständen, indem sie die Muskelfunktion verbessert, die Beweglichkeit erhöht und die Genesung beschleunigt.
  • Verbesserung der muskulären Funktion: Ein weiteres Ziel ist die Verbesserung der muskulären Funktion, sei es durch Muskelkräftigung, -entspannung oder -koordination, um die Funktion und Leistungsfähigkeit des Bewegungsapparates zu optimieren.
  • Erleichterung von Symptomen bei verschiedenen Erkrankungen: Die Elektrotherapie kann dazu beitragen, die Symptome bei einer Vielzahl von Erkrankungen zu lindern, darunter Gelenkentzündungen, Muskelverspannungen, Nervenstörungen und postoperativen Zuständen.
  • Verbesserung der Lebensqualität: Durch die Schmerzlinderung, Verbesserung der Muskelfunktion und Förderung der Rehabilitation trägt die Elektrotherapie dazu bei, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und ihre Selbstständigkeit im Alltag zu fördern

Hauptanwendungsgebiete der Elektrotherapie

1. Niederfrequenzbereich

Wirbelsäule und Gelenke

  • Arthritis (Gelenkentzündung)
  • Arthrose (Verschleißerscheinungen) an Gelenken und Wirbelsäule
  • Degenerative Gelenkerkrankungen
  • Entzündliche Erkrankungen der Wirbelsäule
  • Lumbago (Hexenschuss)
  • Stumpfe Verletzungen von Gelenken

Muskeln, Bänder, Sehnen

  • Behandlung von gelähmten Muskeln
  • Myalgie 
  • Schmerzhafte Schultersteife
  • Tendinosen (Sehnenreizungen)
  • Stumpfe Verletzungen von Muskeln
  • Thrombosevorbeugung
  • Verhütung von Muskelabbau während einer Ruhigstellung
  • Verhütung des Muskelabbaus bei vorübergehenden Lähmungen

Nerven

  • Nervenwurzelreizsyndrome an Armen und Beinen – z. B. Ischialgie (Schmerz im Bein, der vom Ischias-Nerv ausgeht)

Weitere Indikationen

  • Bauchdeckenschwäche
  • Hämatome (Blutergüsse)
  • Rheumatische Erkrankungen
  • Stuhl- und Harninkontinenz (Unfähigkeit, den Darminhalt sowie auch Darmgase willkürlich im Enddarm zurückzuhalten und Blasenschwäche)
  • Überschießende Schweißproduktion an Händen und Füßen

2. Mittelfrequenzbereich

  • Muskuläre Störungen – nach Verletzungen oder Operationen
  • Muskelschwund durch Ruhigstellung
  • Muskelverspannungen
  • Muskelschwäche
  • Neuropathie (Sammelbegriff für viele Erkrankungen des peripheren Nervensystems)
  • Weichteilrheuma

3. Hochfrequenztherapie

Erkrankungen, bei denen Wärme angebracht ist:

  • Arthrose (Abnützungserscheinungen) an Gelenken und Wirbelsäule
  • Chronische Muskel- und Sehnenprobleme (Tendinosen)
  • Chronische Adnexitis (Eierstockentzündung)
  • Erkrankungen des Muskelmantels der Gelenke
  • Myalgie (Muskelschmerzen)

Je nach Art des Stromes und Frequenz kann die Elektrotherapie entweder entspannend oder kontraktionsfördernd auf die Muskulatur wirken, wodurch diese Behandlung vielseitig einsetzbar ist.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Absolute Kontraindikationen

  • Herzschrittmacher oder andere elektrische Implantate
  • Schwangerschaft (besonders im Bauch- und Rückenbereich)
  • Tumorleiden, insbesondere im Behandlungsbereich
  • Akute Entzündungen oder Infektionen
  • Thrombose oder erhöhtes Thromboserisiko
  • Über implantierten Metallteilen (z. B. Metallplatten nach Frakturen)

Relative Kontraindikationen

  • Hauterkrankungen oder -verletzungen im Behandlungsbereich
  • Sensibilitätsstörungen
  • Epilepsie
  • Schwere kardiovaskuläre Erkrankungen

Vor der Elektrotherapie

Anamnese und Untersuchung

  • Der Therapeut führt eine detaillierte Anamnese durch, um relevante Kontraindikationen und die individuellen Bedürfnisse des Patienten zu erfassen.
  • Eine physische Untersuchung kann notwendig sein, um den Behandlungsbereich und die geeignete Stromform zu bestimmen.

Aufklärung und Einwilligung

  • Der Patient wird über den Ablauf, die erwarteten Empfindungen und die Ziele der Therapie aufgeklärt.
  • Eine schriftliche Einwilligung kann erforderlich sein, insbesondere bei Risikopatienten.

Das Verfahren

Anwendungsbereiche

  1. Niederfrequenzbereich: Behandlung von Schmerzen, Muskelstimulation, Förderung der Wundheilung.
  2. Mittelfrequenzbereich: Behandlung von Muskelverspannungen, Muskelschwäche, neuropathischen Beschwerden.
  3. Hochfrequenztherapie: Wärmeanwendungen für chronische Schmerzen, Muskel- und Sehnenprobleme.

Techniken

  • Elektroden werden auf oder nahe der betroffenen Bereiche platziert.
  • Die Intensität des Stroms wird so angepasst, dass der Patient ein Kribbeln oder leichtes Ziehen spürt, aber keine Schmerzen hat.
  • Die Dauer der Therapie variiert je nach Zustand und Behandlungsziel.

Nach der Elektrotherapie

Patientenbeobachtung

  • Patienten sollten nach der Therapie hinsichtlich ihres Befindens und möglicher unmittelbarer Reaktionen auf die Behandlung beobachtet werden.
  • Anzeichen von Hautreizungen oder Verbrennungen an den Elektrodenanlagestellen sollten überprüft werden.

Selbstüberwachung

  • Patienten werden angehalten, nach der Behandlung auf eventuelle Verschlimmerung der Symptome oder unerwartete Reaktionen zu achten und diese dem Therapeuten zu melden.

Anpassung der Therapie

  • Bei Bedarf werden Anpassungen an der Behandlung vorgenommen, zum Beispiel Änderungen der Stromstärke, Behandlungsdauer oder Elektrodenplatzierung.

Mögliche Komplikationen

Hautirritationen und Verbrennungen

  • Leichte Hautirritationen an den Elektrodenanlagestellen sind möglich.
  • Bei falscher Anwendung oder zu hoher Stromstärke können Verbrennungen auftreten.

Muskelkater und Überanstrengung

  • Insbesondere bei Muskelstimulation kann es zu Muskelkater oder Gefühl der Überanstrengung kommen.

Herzrhythmusstörungen

  • Bei Patienten mit bestehenden Herzproblemen oder einem Herzschrittmacher können Herzrhythmusstörungen ausgelöst werden.

Unspezifische Symptome

  • Schwindel, Übelkeit oder Kopfschmerzen können als Reaktion auf die Therapie auftreten, insbesondere bei sensiblen Personen.

Verletzungen

  • Bei unsachgemäßer Anwendung kann es zu Verletzungen durch Elektrostimulation kommen.

Zur Minimierung von Risiken und zur Optimierung des Behandlungserfolgs ist eine sorgfältige Durchführung der Therapie unter Berücksichtigung aller Sicherheitsvorkehrungen und eine genaue Beachtung der Patientenreaktionen erforderlich.


     
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