Fraysexualität

Fraysexualität (Ignotasexualität; lateinisch: unbekannt) ist eine sexuelle Orientierung, in der sich Personen wiederfinden, die nur dann eine sexuelle Anziehung für andere Personen empfinden, wenn ihnen diese fremd oder kaum bekannt sind [1, 2]. Bei näherem Kennenlernen schwindet dieses sexuelle Interesse (fray: englisch für „sich abnützen“).

Unter den sexuellen Gruppierungen reiht sich Fraysexualität ein unter Asexualität (Ace) und wird häufig integriert im Spektrum der Grausexualität, mit der Möglichkeit romantischer, platonischer Beziehungen, oder auch im AroAce Spektrum (Aro = aromantisch-Spektrum; Personen, die sich selbst als aromantisch und asexuell einstufen). Sie empfinden gegenüber keinem Geschlecht eine sexuelle oder romantische Anziehung.

Fraysexualität wird als Spiegelbild, als Gegenstück zur Demisexualität angesehen.

Individuell völlig verschieden ist der Zeitpunkt, ab wann das Interesse an der anderen Person schwindet, d. h. bei manchen lässt die Anziehung kurz nach dem Kennenlernen, bei anderen erst, wenn sich eine vertiefende Bindung anbahnt, nach. Bei wieder anderen kann es sich auf eine rein romantische Beziehung reduzieren.

Fraysexuelle Personen vermitteln häufig den Eindruck einer Bindungsangst, einhergehend mit häufigem Wechsel von Partnerschaften.

Sie grenzen sich u. a. ab von:

  • Demisexualität: Personen, die nur dann eine sexuelle Anziehung empfinden, wenn sie zu diesen Menschen eine tiefe emotionale Beziehung aufgebaut haben.
  • Gray-Sexualität: Personen, die nur selten, wenig, schwache sexuelle Anziehung empfinden und die sich in keinem anderen ACE-Spektrum wieder finden.
  • Ces-Sexualität: Eine sexuelle Anziehung entsteht nur für fiktive Figuren und nicht für reale Menschen. Diese Personen fühlen sich zu Figuren aus Video- und Computerspielen, Filmen oder Büchern sexuell, emotional oder romantisch hingezogen. Unterstützt wird diese Neigung durch immer realistischer werdende Computerspiel-Grafiken oder immer fortschrittlichere künstliche Intelligenz.
  • Sapiosexualität: Eine sexuelle Anziehung entsteht vornehmlich für Menschen mit hoher Intelligenz (sapere: lateinisch „weise sein“).
  • Skoliosexualität: Sexuelle Anziehung entsteht für Menschen, die sich weder eindeutig dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen. Es wird grundlegend angenommen, dass es nicht nur zwei binäre Geschlechter, nämlich männlich und weiblich, gibt. Zu diesen Definitionen gehören auch die Begriffe androsexuell, gynosexuell und femmesexuell.

Welche Merkmale weisen auf Fraysexualität hin?

  • Sex ist nur dann erfüllend, wenn er anonym und ohne persönliche Bindung stattfindet (One-Night-Stand), rein als Akt der Befriedigung der sexuellen Lüste.
  • Sexuelle und romantische, längerdauernde Gefühle sind bei manchen ein Ding der Unmöglichkeit, bei anderen sind romantische Beziehungen ohne Sexualität, auch langfristig, möglich.
  • Bindungsangst und häufiger Partnerwechsel sind typische Verhaltensweisen.

[3]

Gibt es eine Flagge?

Die fraysexuelle Flagge enthält von oben nach unten vier Farben: Blau, Hellblau, Weiß, Grau.

Fraysexualität und Partnerschaft

Fraysexuelle Personen haben normalerweise keine partnerschaftlichen Beziehungen, wenn sie sich als asexuell und aromantisch einstufen [3]. Bestehen jedoch romantische Gefühle für eine andere Person, kann sich auch eine langjährige Beziehung einstellen, allerdings ohne Sexualität. Wenn eine solche Konstellation in der Partnerschaft nicht frühzeitig diskutiert und vom Partner akzeptiert wird, kommt es zwangsläufig zu tiefgreifenden Beziehungsproblemen. Die Schlüsselkomponente ist oft die Offenheit und Kommunikation mit dem Partner über die eigene sexuelle Identität und die individuellen Bedürfnisse. Dies betrifft insbesondere auch die Vorstellungen und Wünsche des Partners zum Sex. Gelegentlich lösen die Partner die unterschiedlichen Gewichtungen durch eine Öffnung der Beziehungen nach außen, um ihre zu kurz gekommenen Wünsche zu erfüllen.

Bedeutung im Alltag

Für fraysexuelle Menschen kann der Alltag durch die andauernde Suche nach ihrer Identität, die sich im Laufe des Lebens auch verändern kann, geprägt sein. Diese Suche ist häufig mit Unsicherheiten, Bindungsangst, problematischer Selbstakzeptanz und dem Wunsch nach häufigen wechselnden Beziehungen geprägt. Diese Unsicherheit kann sich auf die gesamte Lebenssituation negativ auswirken. Hier kann der Unterstützung von Freunden, Familie und Gemeinschaft von stabilisierender Bedeutung sein.

Resümee

Fraysexualität ist eine einzigartige und sich entwickelnde Identität innerhalb der sexuellen Community. Die Unsicherheit und Vielfalt in Bezug auf sexuelle Anziehung machen es für fraysexuelle Menschen wichtig (oft schwierig), Raum für Selbstentdeckung und Selbstakzeptanz zu schaffen. Die Anerkennung und Unterstützung von Freunden, Familie und der Gesellschaft insgesamt sind entscheidend, um ein Umfeld zu schaffen, in dem jeder Mensch in seiner Vielfalt akzeptiert und respektiert wird.

Literatur

  1. LGBT Wiki: Fraysexu
  2. LGBT Wiki: AroAce-Spektrum
  3. Elson V: Fraysexuell: Diese 5 Sätze entlarven die sexuelle Ausrichtung. Praxis VITA. 18.12.2022
     
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