Demisexualität

Demisexualität ist eine sexuelle Orientierung, bei der sexuelles Verlangen oder Anziehung nur in Verbindung mit einer emotionalen Bindung oder einem tiefen Vertrauen zu einer Person entsteht. Demisexuelle Menschen empfinden keine sofortige oder oberflächliche sexuelle Anziehung zu anderen. Stattdessen benötigen sie eine enge Verbindung und emotionale Intimität, um sexuelle Anziehung zu empfinden. Spontanes Begehren ist ihnen fremd, ebenso wie das Gefühl, einen fremden Menschen attraktiv zu finden.

Demisexuelle Personen halten sich häufig zunächst für asexuell, da sie die sexuellen Empfindungen ihrer Mitmenschen nicht nachvollziehen können. Meist spüren sie diese Empfindung schon in der Pubertät, im Gegensatz zu Gleichaltrigen.

Demisexualität liegt zwischen Asexualität (siehe Artikel „Asexualität“) und einer herkömmlichen sexuellen Anziehung. Sie kann demnach sowohl einem homosexuellen Geschlecht als auch von allen Geschlechtern zugeordnet werden, weil Grundlage nicht das Geschlecht, sondern eine Beziehungsebene ist. Allerdings vollzieht sich eine solche sexuelle Entwicklung meistens über einen langen Zeitraum [1-3].

Der Begriff Demisexualität leitet sich von dem französischen Wort „demi“ [2], übersetzt mit „halb“ oder „zur Hälfte“, ab, bzw. geht zurück auf den lateinischen Begriff „dimidius“ [4], was bedeutet: „in zwei gleiche Teile geteilt“ oder „halbiert“. Er wurde im Jahr 2006 von AVEN (Asexual Visibility and Education Network) geprägt [ 4].

Demisexualität wird als Grauzone zwischen Asexualität und Sexualität angesehen. Nach der Definition der Asexuellen Community (ACE), bei AVEN (Asexual Visibility and Education Network) oder bei Aktivista A (Verein zur Sichtbarmachung des asexuellen Spektrums) gehört es zum asexuellen Spektrum und wird subsumiert unter dem Begriff „gray asexuality“, „grey asexuality“ oder auch „gray-sexuality“. Personen, die sich mit grauer Asexualität identifizieren werden als „Gray-A“, „Grey Ace“ oder „Grace“ bezeichnet.

Neben demisexuellen Personen, die eine tiefe emotionale Beziehung benötigen, gehören im Rahmen der Grauzone der Asexualität dazu auch folgende Begriffe [2, 3, 4]:

  • grau-asexuell (grey-ace)/semisexuell: Menschen, die nur sehr selten wenig schwache sexuelle Impulse empfinden und sich daher weitestgehend zu asexuellen Personen zugehörig fühlen.
  • fraysexuell: Bei dieser Neigung können Personen nur dann eine sexuelle Anziehung entwickeln, wenn keine tiefe emotionale Bindung besteht oder sie verschwindet, wenn sie sie näher kennengelernt haben. Das ist so zusagen das Gegenteil von demisexuell.
  • Fiktosexualität: Dies sind Menschen, die sich nur in fiktive Figuren und nicht in reale Menschen verlieben können. Sie werden als fiktophil bezeichnet und fühlen sich zu Figuren aus Video- und Computerspielen, Filmen oder Büchern sexuell, emotional oder romantisch hingezogen. Diese Neigung wird gefördert durch immer realistisch werdende Computerspiel-Grafiken und immer fortschrittlichere künstliche Intelligenz.

Flagge

Bei der Flagge der Demisexualität ragt am linken Rand ein schwarzes Dreieck nach innen. Aus der Spitze des Dreieckes entwickelt sich ein violetter waagrechter Balken, der die Flagge nach oben in ein weißes und unten in ein graues Feld teilt.

Lässt sich Demisexualität testen?

Es gibt keine relevante Checkliste (Selbsttest siehe Literatur 2, 5, 6].

Anzeichen können z. B. sein: Es entsteht ein schlechtes Gefühl und ist unangenehm, wenn

  • über Sex gesprochen wird.
  • über Stars oder Prominente geschwärmt wird.
  • geflirtet oder geknutscht wird.
  • man abgeschleppt werden soll.
  • ein Casual-Sex erwartet wird, z. B. Booty Call, One-Night-Stand, Sex-Beziehung, Freundschaft Plus.
  • beim Dating, vor allem Online-Dating, Sex im Vordergrund steht.

Was bedeutet das im Alltag?

  • Demisexuelle Personen empfinden und fühlen über Sexualität anders als die meisten Personen in der Umgebung. Deshalb meiden sie oft Gespräche, die mit Sexualität in Verbindung stehen, weil für sie der sexuelle Trieb nicht im Vordergrund steht, sondern die andere Person.
  • Auch wenn sich demisexuelle Personen sexuelle Kontakte vorstellen können, ist die Konkretisierung schwierig für sie, weil sie niemanden kennen, mit dem sie Sex haben wollen.
  • Sexuelle Plattformen, Dates oder ein Flirt kommt für sie selten infrage, weil die Grundlage, die emotionale, langfristig entstandene Bindung, fehlt.
  • Bei Partys oder in der Disco fehlt das Verlangen, zu knutschen oder mit jemanden nach Hause zu gehen oder jemanden mitzunehmen, ihn abzuschleppen.
  • Umgekehrt haben demisexuelle Personen in einer festen Beziehung intensiv sexuelles Lustempfinden und Sexualität, auch wenn dies als Single oft jahrelang nicht relevant war.

Fazit

Der demisexuelle Aspekt der Sexualität kann in einer Gesellschaft, in der die sexuelle Anziehung oft als primärer Faktor betrachtet wird, besondere Herausforderungen mit sich bringen. Demisexuelle Menschen können sich in Umgebungen, die von oberflächlichen Beziehungen und Hook-up-Kulturen geprägt sind, nicht verstanden oder unsichtbar fühlen. Es ist wichtig, das Verständnis für die demisexuelle Orientierung zu fördern, um eine inklusive Umgebung auch für diese sowie für alle sexuellen Identitäten zu schaffen.

Literatur

  1. LSBTIQ-Lexikon | Geschlechtliche Vielfalt
  2. demisexuell: Definition.
  3. Das asexuelle Spektrum.
  4. Gray asexuality. Wikipedia.
  5. Demisexuell: Bedeutung, Merkmale und Selbsttest.
  6. Demisexuell: Bedeutung, Anzeichen und Selbsttest.
     
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