Kohlenhydrate im Training – welche sind optimal vor dem Sport?
Kohlenhydrate sind der wichtigste Energielieferant für sportliche Leistungen. Sie stellen dem Körper schnell verfügbare Energie bereit und sind entscheidend, um Muskeln und Gehirn während des Trainings optimal zu versorgen. Die richtige Auswahl und Menge an Kohlenhydraten vor dem Sport können Leistung, Ausdauer und Regeneration maßgeblich beeinflussen – sowohl im Freizeit- als auch im Leistungssport.
Bedeutung der Kohlenhydrate für den Energiestoffwechsel
Kohlenhydrate werden in Form von Glykogen in Muskeln und Leber gespeichert. Diese Speicher dienen als zentrale Energiequelle für intensive Belastungen. Während bei moderater Aktivität auch Fette zur Energiegewinnung beitragen, dominieren bei hoher Intensität die Kohlenhydrate, da sie schneller in Energie (ATP) umgewandelt werden können.
Ein ausreichender Glykogenspeicher schützt vor frühzeitiger Ermüdung (Muskelerschöpfung) und unterstützt die Leistungsstabilität über längere Distanzen. Besonders im Leistungssport entscheidet die Glykogenverfügbarkeit oft über Erfolg oder Misserfolg im Wettkampf.
Die richtige Kohlenhydratwahl vor dem Training
Nicht alle Kohlenhydrate sind gleich wirksam. Entscheidend ist der glykämische Index (GI) – also die Geschwindigkeit, mit der ein Lebensmittel den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt.
- Langkettige Kohlenhydrate (niedriger GI): Dazu zählen Vollkornprodukte, Haferflocken, Hülsenfrüchte, Gemüse und bestimmte Obstsorten. Sie werden langsam verdaut und liefern gleichmäßig Energie – ideal für ein Training, das erst in 2-3 Stunden beginnt.
- Kurzkettige Kohlenhydrate (hoher GI): Dazu gehören Weißbrot, Traubenzucker, reife Bananen oder Fruchtsäfte. Sie führen zu einem raschen Anstieg des Blutzuckerspiegels und eignen sich unmittelbar (30-60 Minuten) vor dem Training, wenn schnell Energie benötigt wird.
Ein Mischverhältnis aus beiden Formen kann sinnvoll sein, wenn das Training länger dauert oder sehr intensiv ist. So wird kurzfristig Energie bereitgestellt, während gleichzeitig eine stabile Energieversorgung gewährleistet bleibt.
Kohlenhydrate für Freizeitsportler
Für Freizeitsportler, die etwa drei- bis viermal pro Woche trainieren, genügt eine ausgewogene Ernährung mit komplexen Kohlenhydraten. Ein leicht verdauliches Gericht 2-3 Stunden vor der Einheit – beispielsweise Haferflocken mit Banane oder Vollkornbrot mit Honig – kann den Energiespeicher optimal auffüllen.
Kurz vor dem Training kann eine kleine Portion schnell verfügbarer Kohlenhydrate (z. B. ein Glas Saft oder eine halbe Banane) den Blutzuckerspiegel stabilisieren, ohne die Verdauung zu belasten.
Kohlenhydrate für Leistungssportler
Leistungssportler mit hoher Trainingsfrequenz und langen Belastungszeiten benötigen eine gezielte Kohlenhydratstrategie. Die Speicher sollten bereits vor dem Training maximal gefüllt sein. Hier wird oft ein sogenanntes Carb-Loading eingesetzt – eine erhöhte Kohlenhydratzufuhr in den letzten 48 Stunden vor einem Wettkampf, um die Glykogenspeicher zu maximieren.
Unmittelbar vor dem Start kann die Aufnahme leicht verdaulicher Kohlenhydrate (z. B. Reiswaffeln, Sportgetränke mit Glukose oder Maltodextrin) den Energiestart erleichtern. Wichtig ist dabei, individuelle Verträglichkeit und Trainingsart zu berücksichtigen.
Praktische Empfehlungen
- 2-3 Stunden vor dem Training: komplexe Kohlenhydrate, moderate Eiweißmenge, wenig Fett → z. B. Haferflocken mit Milch und Beeren, Vollkornnudeln mit Gemüse
- 30-60 Minuten vor dem Training: leicht verdauliche, schnell verfügbare Kohlenhydrate → z. B. Banane, Reiswaffel, kleiner Smoothie oder Sportgel
Vermeiden: sehr ballaststoffreiche oder fettreiche Speisen kurz vor dem Training, da sie die Verdauung belasten können
Fazit
Die optimale Kohlenhydratzufuhr vor dem Training hängt von Intensität, Dauer und Trainingszeitpunkt ab. Komplexe Kohlenhydrate sind ideal, um Energiereserven langfristig zu sichern, während schnell verfügbare Kohlenhydrate kurz vor dem Start für einen schnellen Energieschub sorgen. Entscheidend ist die individuelle Anpassung: Freizeitsportler profitieren von einer ausgewogenen Mischkost, Leistungssportler von einer gezielten Kohlenhydratstrategie mit angepasstem Timing.
Literatur
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