Grundlagen der Sporternährung – Energie, Makro- und Mikronährstoffe richtig verstehen

Ob Freizeitjogger oder ambitionierter Leistungssportler – ohne die richtige Ernährung ist sportlicher Erfolg kaum möglich. Die Ernährung liefert nicht nur die nötige Energie für Bewegung, Regeneration und Anpassung, sondern auch essenzielle Baustoffe für Muskeln, Knochen und das Immunsystem. Wer versteht, wie Makro- und Mikronährstoffe im Körper wirken, kann Training und Leistung gezielt optimieren.

Energiebedarf: Grundlage jeder sportlichen Leistung

Jede sportliche Aktivität erfordert Energie. Diese wird in Kilokalorien (kcal) oder Kilojoule (kJ) angegeben und stammt aus den Makronährstoffen Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße. Der Grundumsatz beschreibt den Energieverbrauch in Ruhe, während der Leistungsumsatz den Mehrbedarf durch Bewegung angibt.

  • Freizeitsportler: Der Energiebedarf steigt moderat, abhängig von Trainingsdauer und -intensität. Eine ausgewogene Ernährung mit natürlichen Lebensmitteln deckt meist den Bedarf.
  • Leistungssportler: Durch hohe Trainingsumfänge steigt der Energiebedarf deutlich. Eine gezielte Anpassung der Energiezufuhr ist nötig, um Leistungseinbußen, Muskelabbau und Übertraining zu vermeiden.

Makronährstoffe: Energiequellen und Baustoffe

Makronährstoffe bilden die Basis der Sporternährung und erfüllen unterschiedliche Funktionen:

  • Kohlenhydrate: Sie sind die wichtigste Energiequelle bei intensiven Belastungen. In Muskeln und Leber werden sie als Glykogen gespeichert. Ein Glykogendefizit führt zu Leistungseinbrüchen („Hungerast“). Vollkornprodukte, Obst und Hülsenfrüchte liefern hochwertige Kohlenhydrate.
  • Fette: Fette dienen als Langzeitenergiespeicher und sind besonders bei Ausdauersportarten von Bedeutung. Gesunde Fettquellen wie Nüsse, Samen, Avocados und pflanzliche Öle (z. B. Raps- oder Leinöl) liefern essenzielle Fettsäuren und fettlösliche Vitamine.
  • Eiweiße (Proteine): Sie sind entscheidend für Muskelaufbau, Regeneration und Enzymbildung. Der Proteinbedarf steigt mit der Trainingsintensität.
    • Freizeitsport: ca. 1,0-1,2 g/kg Körpergewicht
    • Leistungssport: ca. 1,6-2,0 g/kg Körpergewicht

Mikronährstoffe: Kleine Helfer mit großer Wirkung

Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente steuern unzählige Stoffwechselvorgänge, die für Energieproduktion, Muskelfunktion und Regeneration unverzichtbar sind.

  • B-Vitamine (B1, B2, B6, B12, Niacin): Unterstützen den Energiestoffwechsel und die Nervenfunktion.
  • Eisen: Wichtig für den Sauerstofftransport über das Hämoglobin. Ein Mangel führt zu Müdigkeit und Leistungsabfall – besonders häufig bei Ausdauerathleten.
  • Magnesium und Kalium: Regulierend für Muskelkontraktion und Nervenreizleitung. Verluste über Schweiß sollten ausgeglichen werden.
  • Zink und Selen: Schützen vor oxidativem Stress und unterstützen das Immunsystem.
  • Vitamin D und Calcium: Tragen zur Knochengesundheit und Muskelfunktion bei.

Freizeitsportler decken ihren Bedarf meist über eine ausgewogene Mischkost, während Leistungssportler durch erhöhten Verbrauch und Schweißverlust gezielt ergänzen sollten.

Flüssigkeitshaushalt: Der oft unterschätzte Faktor

Bereits ein Flüssigkeitsverlust von 2 % des Körpergewichts kann die Leistungsfähigkeit spürbar mindern, da das Blut zähflüssiger wird und die Sauerstoffversorgung der Muskulatur sinkt. Eine unzureichende Hydratation kann zudem die Thermoregulation beeinträchtigen und das Risiko für Muskelkrämpfe, Schwindel und Kreislaufprobleme erhöhen.

Wichtige Elektrolyte wie Natrium, Kalium, Magnesium und Chlorid gehen über den Schweiß verloren und müssen ersetzt werden, um das Gleichgewicht im Körper aufrechtzuerhalten. Besonders Natrium ist zentral, da es Wasser im Körper bindet und so eine ausreichende Hydration gewährleistet.

  • Freizeitsport: Wasser oder verdünnte Fruchtsäfte reichen meist aus, wenn die Belastung unter einer Stunde liegt. Bei höheren Temperaturen kann eine leicht salzhaltige Flüssigkeit sinnvoll sein.
  • Leistungssport: Bei langen oder intensiven Einheiten über 60-90 Minuten sind Elektrolytgetränke mit 4-8 % Kohlenhydraten ideal. Sie gleichen nicht nur Flüssigkeits- und Mineralstoffverluste aus, sondern liefern gleichzeitig Energie für die Muskeln.

Regelmäßiges Trinken bereits vor dem Durstgefühl ist essenziell. Die Flüssigkeitsaufnahme sollte in Intervallen erfolgen, um Magen-Darm-Beschwerden zu vermeiden. Nach dem Training dient die Rehydratation der Wiederherstellung des Elektrolytgleichgewichts und beschleunigt die Regeneration.

Ernährung vor, während und nach dem Sport

Die richtige Nährstoffzufuhr rund um das Training ist entscheidend für Leistungsfähigkeit, Energieverfügbarkeit und Regeneration.

  • Vor dem Training: Etwa 2-3 Stunden vor Belastungsbeginn sollte eine leicht verdauliche, kohlenhydratreiche und fettarme Mahlzeit eingenommen werden, z. B. Haferflocken mit Obst oder Vollkornreis mit Gemüse. Eine moderate Proteinzufuhr (ca. 20 g) unterstützt die Muskelfunktion. Kurz vor dem Training kann ein kleiner Snack wie eine Banane oder ein Müsliriegel zusätzliche Energie liefern.
  • Während des Trainings: Bei Belastungen unter 60 Minuten genügt Wasser. Dauert die Einheit länger, empfiehlt sich eine Kombination aus Flüssigkeit und leicht verdaulichen Kohlenhydraten (z. B. isotonische Getränke, Gels oder Trockenfrüchte). Dies stabilisiert den Blutzuckerspiegel und beugt Ermüdung vor.
  • Nach dem Training: In der Regenerationsphase sollte der Körper möglichst rasch mit Kohlenhydraten und Eiweiß versorgt werden, um die Glykogenspeicher aufzufüllen und die Muskelreparatur zu fördern. Bewährt hat sich ein Kohlenhydrat-Protein-Verhältnis von etwa 3:1. Getränke wie Bananenmilch, Joghurt mit Haferflocken oder ein Smoothie mit Eiweißpulver und Beeren sind ideale „Recovery Meals“.

Zudem sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr nach dem Training geachtet werden. Eine Gewichtskontrolle vor und nach dem Training kann helfen, den individuellen Flüssigkeitsverlust zu bestimmen und gezielt auszugleichen (ca. 1,5 Liter pro Kilogramm Körpergewichtsverlust).

Fazit

Eine ausgewogene Sporternährung basiert auf einer individuellen Abstimmung von Energie-, Makro- und Mikronährstoffzufuhr. Während Freizeitsportler durch eine bewusste, vollwertige Ernährung meist optimal versorgt sind, benötigen Leistungssportler eine gezielte Ernährungsstrategie, um Training, Wettkampf und Regeneration optimal zu unterstützen. Nur wer versteht, wie Nährstoffe im Körper wirken, kann langfristig leistungsfähig und gesund bleiben.

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