Energie- und Nährstoffbedarf im Sport – so wird individuell berechnet
Jede sportliche Aktivität – ob Freizeitlauf, Krafttraining oder Leistungssport – erhöht den Energie- und Nährstoffbedarf. Wie viel tatsächlich benötigt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Trainingsintensität, Dauer, Körperzusammensetzung, Geschlecht, Alter und Zielsetzung. Eine individuell angepasste Berechnung ist entscheidend, um Leistungsfähigkeit, Regeneration und Gesundheit optimal zu unterstützen.
Grundlagen des Energiebedarfs
Der Energiebedarf eines Sportlers setzt sich aus dem Grundumsatz und dem Leistungsumsatz zusammen:
- Grundumsatz: Energie, die der Körper in Ruhe für lebenswichtige Funktionen wie Atmung, Herz-Kreislauf-Aktivität und Zellstoffwechsel benötigt.
- Leistungsumsatz: Energie, die zusätzlich durch körperliche Aktivität verbraucht wird.
Zur Berechnung des Gesamtenergiebedarfs wird der PAL-Wert (Physical Activity Level) herangezogen. Freizeitsportler liegen meist bei einem PAL von 1,6-1,8, Leistungssportler bei 2,0-2,4 oder höher. Die Formel lautet:
Gesamtenergiebedarf = Grundumsatz × PAL-Wert
So wird der Grundumsatz berechnet
Der Grundumsatz kann mit einfachen Formeln geschätzt werden – am häufigsten wird die Mifflin-St.-Jeor-Formel verwendet, die sich in Studien als zuverlässig erwiesen hat:
- Männer: 10 × Gewicht (kg) + 6,25 × Größe (cm) − 5 × Alter (Jahre) + 5
- Frauen: 10 × Gewicht (kg) + 6,25 × Größe (cm) − 5 × Alter (Jahre) − 161
Beispiel: Eine 30-jährige Frau, 65 kg schwer, 170 cm groß →
10 × 65 + 6,25 × 170 − 5 × 30 − 161 = 1.383 kcal Grundumsatz pro Tag
Wird dieser Wert mit dem passenden PAL-Faktor multipliziert, ergibt sich der Gesamtenergiebedarf. Bei moderater sportlicher Aktivität (PAL 1,8) wären das: 1.383 × 1,8 = ca. 2.490 kcal/Tag.
Für eine noch genauere Bestimmung – etwa im Leistungssport – kann der Grundumsatz durch indirekte Kalorimetrie gemessen werden. Dabei werden Sauerstoffverbrauch und Kohlendioxidabgabe in Ruhe erfasst, was den Energieverbrauch exakt widerspiegelt.
Makronährstoffe – die Energielieferanten
Je nach Sportart und Trainingsziel unterscheidet sich die optimale Verteilung der Makronährstoffe:
- Kohlenhydrate: Hauptenergielieferant bei intensiven Belastungen. Für Ausdauersportler werden 5–10 g/kg Körpergewicht pro Tag empfohlen, abhängig von Trainingsvolumen und -intensität. Eine ausreichende Kohlenhydratzufuhr unterstützt die Glykogenspeicher und verhindert Leistungseinbrüche.
- Proteine: Wichtig für Muskelaufbau und Regeneration. Freizeitsportler benötigen etwa 1,2-1,6 g/kg Körpergewicht pro Tag, Leistungssportler 1,6-2,0 g/kg. Eine gleichmäßige Verteilung über den Tag fördert die Proteinsynthese.
- Fette: Unverzichtbar für Energiestoffwechsel, Hormonproduktion und Zellfunktionen. Etwa 25-30 % der Gesamtenergiezufuhr sollten aus hochwertigen Fetten stammen, bevorzugt aus pflanzlichen Ölen und fettreichem Fisch.
Mikronährstoffe – klein, aber leistungsentscheidend
Neben Energie liefern Vitamine und Mineralstoffe die Grundlage für Stoffwechselprozesse, Muskelarbeit und Regeneration.
- Magnesium, Kalium und Natrium regulieren den Elektrolythaushalt und verhindern Muskelkrämpfe.
- Eisen ist zentral für den Sauerstofftransport – besonders wichtig für Ausdauerathleten.
- Vitamin D und Calcium unterstützen die Knochengesundheit, während Zink und Selen antioxidative Funktionen übernehmen.
Bei erhöhtem Trainingsumfang oder einseitiger Ernährung kann eine gezielte Supplementierung sinnvoll sein, sollte aber individuell abgestimmt werden.
Individuelle Einflussfaktoren
Der Energie- und Nährstoffbedarf variiert je nach Zielsetzung:
- Freizeitsportler: Hier steht die Gesundheitsförderung im Vordergrund. Eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung deckt meist den Bedarf.
- Leistungssportler: Durch häufiges Training, hohe Intensitäten und Wettkampfdruck steigt der Bedarf an Energie, Proteinen und Mikronährstoffen deutlich an. Regelmäßige Körperanalysen (z. B. fettfreie Masse, Ruheumsatzmessung) helfen bei der individuellen Anpassung.
Auch Geschlecht, hormonelle Situation und Umweltfaktoren (z. B. Temperatur, Höhenlage) beeinflussen den Bedarf erheblich.
Fazit
Die Berechnung des Energie- und Nährstoffbedarfs im Sport ist individuell und dynamisch. Wer seinen Grundumsatz kennt und ihn mit Trainingsbelastung und Lebensstil kombiniert, kann seine Ernährung gezielt steuern. Nur so lassen sich Leistungsfähigkeit, Regeneration und langfristige Gesundheit optimal sichern.
Literatur
- Thomas DT, Erdman KA, Burke LM. Position of the Academy of Nutrition and Dietetics, Dietitians of Canada, and the American College of Sports Medicine: Nutrition and Athletic Performance. J Acad Nutr Diet. 2016 Mar;116(3):501-528. doi: 10.1016/j.jand.2015.12.006
- Rodriguez NR, DiMarco NM, Langley S; American Dietetic Association; Dietitians of Canada; American College of Sports Medicine: Nutrition and Athletic Performance. Position of the American Dietetic Association, Dietitians of Canada, and the American College of Sports Medicine: Nutrition and athletic performance. J Am Diet Assoc. 2009 Mar;109(3):509-27. doi: 10.1016/j.jada.2009.01.005
- Burke LM, Hawley JA, Wong SH, Jeukendrup AE. Carbohydrates for training and competition. J Sports Sci. 2011;29 Suppl 1:S17-27. doi: 10.1080/02640414.2011.585473
- Maughan RJ, Shirreffs SM. Nutrition for sports performance: issues and opportunities. Proc Nutr Soc. 2012 Feb;71(1):112-9. doi: 10.1017/S0029665111003211
- Jäger R, Kerksick CM, Campbell BI, Cribb PJ, Wells SD, Skwiat TM, Purpura M, Ziegenfuss TN, Ferrando AA, Arent SM, Smith-Ryan AE, Stout JR, Arciero PJ, Ormsbee MJ, Taylor LW, Wilborn CD, Kalman DS, Kreider RB, Willoughby DS, Hoffman JR, Krzykowski JL, Antonio J. International Society of Sports Nutrition Position Stand: protein and exercise. J Int Soc Sports Nutr. 2017 Jun 20;14:20. doi: 10.1186/s12970-017-0177-8