Beruflicher und emotionaler Stress

Stress ist die Bezeichnung für eine hohe Form der Beanspruchung. Stress – wie beispielsweise schwere körperliche Arbeit, Lärm, Leistungssport, psychische und geistige Belastungssituationen (Angst vor Versagen oder Gesichtsverlust, Verlustangst, Todesangst) oder schwere Krankheiten – beginnt individuell unterschiedlich, wobei der Mensch auf bestimmte Leistungsanforderungen reagiert.

Meist verbinden Betroffene den Stresszustand mit einem Gefühl von Druck und Anspannung.
Bei Stress werden notwendige Körperfunktionen für eine rasche Energiebereitstellung optimiert, wie die Herztätigkeit, die Durchblutung der Organe und Muskeln sowie die Sauerstoffversorgung des Gehirns. Funktionen wie die des Immunsystems, welche den Körper nicht mit Energie versorgen, werden reduziert [11.2.].

Viele verschiedene Faktoren spielen für die Entstehung von Stress eine Rolle. Solche Stressoren sind zum Beispiel Zeitmangel, große Verantwortung gegenüber der Arbeit sowie der Familie, Lärm, Überforderung, Angst nicht zu genügen, seelische Probleme und Konflikte. Diese Leistungsanforderungen wirken sich auf die Psyche und auf die Befindlichkeit des Körpers aus und können den menschlichen Organismus stark schwächen und schädigen. Doppelbelastungen durch Beruf und Haushalt führen beispielsweise bei vielen Menschen – insbesondere bei Frauen – zu schmerzhaften Verspannungen in der Muskulatur von Nacken, Hals, Schultern, Oberschenkeln und Waden [11.3.].

Empfindet der Mensch Sorge, Kummer und Bedrängnis, handelt es sich um negativen Stress (Disstress). Fühlt sich eine Person jedoch bestimmten Herausforderungen gewachsen, werden diese im Körper positiv empfunden und verarbeitet. Der Mensch erlebt positiven Stress (Eustress).

Auswirkungen von Stress auf die Gesundheit

Befindet sich der Körper in einer Stresssituation, wird er von Reizen überflutet und stellt in kürzester Zeit ein hohes Maß an Energie zur Verfügung. Der Sympathikus des vegetativen Nervensystems wird aktiviert, welcher die Stresshormone  Katecholamine Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin freisetzt. Des Weiteren wird über Vermittlung des Corticotropin-releasing hormone (CRH) das Adrenocorticotropin (ACTH) freigesetzt, das die Synthese und Ausschüttung des Cortisols aus der Nebennierenrinde stimuliert. Der hauptsächliche Faktor, der die ACTH-Freisetzung steuert ist wohl das CRH, daneben führt jedoch Stress in jeder Form auch zur Freisetzung des Arginin-Vasopressins (AVP) und der Aktivierung des Sympathikus, die beide für sich wieder die ACTH-Freisetzung fördern. Die Konzentration von Adrenalin und Noradrenalin im Blut steigt sehr schnell an. Mithilfe dieser Hormone bewirkt der Körper eine Leistungssteigerung des Organismuś, indem sich die Herzfrequenz sowie der Blutdruck erhöhen, die Atmungsfrequenz gesteigert wird, sämtliche Muskeln angespannt sowie die Tätigkeit der Geschlechts- und Verdauungsorgane herabgesetzt werden. Bleibt der Körper über einen längeren Zeitraum in diesem Zustand der erhöhten Reaktions- beziehungsweise Alarmbereitschaft, versucht der Gegenspieler des Sympathikus, der Parasympathikus, den hohen Energieverbrauch zu senken. Die vermehrte Ausschüttung und Konzentration der Stresshormone im Blut verhindert jedoch die Abschwächung und somit die Beruhigung des Organismuś [11.2.].

Da in Stresssituationen die Magensäurebildung hoch und im Gegensatz dazu die Sekretion der Verdauungsenzyme erniedrigt ist, der gesamte Verdauungstrakt schlecht durchblutet wird und die Fortpflanzungsorgane in ihrer Funktion gestört sind, erhöht sich das Risiko einer Funktionsbeeinträchtigung dieser Organe sowie des Immunsystems [11.2.].
Vitamin B12 beispielsweise kann unter solchen Bedingungen nur noch mangelhaft aufgenommen werden. Des Weiteren besteht die Gefahr einer Dysbiose (Fehlbesiedlung von Keimen im Darm) [11.2.]

Übermäßiger emotionaler Stress oder auftretende Stresssymptome nach Operationen begünstigen die Ausbildung einer Gastritis (Magenschleimhautentzündung) oder auch einer Infektion des Magens mit Bakterien (Helicobacter pylori-Infektion), die die Schutzschicht zersetzen, sodass sich ein Ulcus ventriculi (Magengeschwür) bilden kann [11.2.].

Bei Menschen mit einem sehr empfindlich reagierenden Verdauungstrakt – Reizdarmsyndrom (RDS) –, lösen Stresssituationen Darmbeschwerden und Krämpfe aus [11.2.]. Das Risiko für körperliche sowie geistige Einschränkungen nimmt zu, denn die Funktion der Blut-Hirn-Schranke als schützende Barriere wird infolge von Stress gestört. Das Gehirn wird dadurch angreifbarer für Medikamente, schädliche Gifte (Noxen) und Schadstoffe [11.4.].

Stressbelastungen schwächen das Immunsystem (Immundefizienz), wobei die
Infektanfälligkeit mit zunehmenden psychischen Beanspruchungen steigt [11.2.]. Sind die Abwehrkräfte geschwächt, kann die allseits bekannte Virusinfektion Herpes simplex, bei der kleine Bläschen an Lippen und Mund mit Hautrötung und Entzündung auftreten, ausbrechen und Hautinfektionen verursachen [11.2.].
Zu den Stresssymptomen zählen auch Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Migräneattacken und Spannungskopfschmerz, Magen-Darmprobleme mit Schmerzen, Krämpfe sowie Diarrhoe (Durchfall) [11.2.]. Häufig verstärken fehlende sportliche Betätigungen und durch Stress verursachte Störungen im Schlaf- sowie Essrhythmus solche gesundheitlichen Probleme [11.2.].

Leiden Frauen unter erhöhtem gesellschaftlichen oder familiären Stress, besteht die Möglichkeit, dass sich eventuell auftretende Beschwerden in den Tagen vor der Menstruation – Prämenstruelles Syndrom (PMS) – wie Reizbarkeit, stark gedrückte Stimmung, deutliche Veränderung des Appetits, Mastodynie (zyklusabhängige Spannungsgefühle der Brüste bzw. Brustschmerzen) sowie Gefühle der Niedergeschlagenheit verstärken [11.3.].

Eine gesunde Lebens- und Ernährungsweise kann die körperschwächenden Stresssymptome entscheidend verringern. Täglicher Gemüseverzehr, insbesondere grün-gelbe Gemüseprodukte, vermindern zum Beispiel das Auftreten von Schlaflosigkeit (Insomnie) sowie Ermüdungserscheinungen und steigern die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit. Genussmittelkonsum wie Alkohol und Zigaretten hingegen verstärken die Stresssymptome und erhöhen das Erkrankungsrisiko.
Essen Raucher kaum Gemüse, leiden sie häufiger unter Stress, schmerzhaften Kopfschmerzen, Immunschwäche und Depression als Raucher, die regelmäßig pflanzliche Lebensmittel zu sich nehmen. Täglicher Alkoholverzehr wirkt sich extrem schädlich auf den Körper aus, sodass die Zufuhr von Gemüse eine Reduzierung der Stresssymptome nicht mehr gewährleisten kann [10]. 

Auswirkungen von Stress auf den Cortisol-Serumspiegel

Cortisol ist wie Adrenalin und Noradrenalin ein Stresshormon der Nebennierenrinde und wird bei körperlichen und seelischen Stresssituationen vermehrt ausgeschüttet. Während der Adrenalinspiegel nach einem Stressereignis sekundenschnell ansteigt, weist Cortisol erst nach etwa 30 Minuten seine höchste Blutkonzentration auf. Stress stimuliert auch andere Gehirnregionen, wodurch es zur Ausschüttung von Botenstoffen kommt, die über die Blutbahn in die Nebennierenrinden gelangen und dort das Cortisol freisetzen (siehe auch Details dazu direkt unter "Auswirkungen von Stress auf die Gesundheit).

Bei Frauen steigt der Cortisol-Serumspiegel weniger extrem als bei Männern und erreicht schneller wieder das Ausgangsniveau
.
Weibliche Personen sind damit Stressbelastungen besser gewachsen [11.3.].
Zu den wichtigsten Funktionen des Cortisols gehört die hormonelle Regulation des Salz- und Wasserhaushaltes in der Niere. Es ist außerdem für Stoffwechsel, Wachstum und Psyche mitverantwortlich. Wird es ausgeschüttet, ist das Steroidhormon für die Anpassung des Körpers an Belastungssituationen notwendig. Cortisol greift steuernd in den Protein- und Kohlenhydratstoffwechsel ein, indem es bei normaler Blutkonzentration den Abbau von Protein sowie die Umwandlung von Aminosäuren in Glucose fördert [8]. Dadurch lässt es den Glucose-Serumspiegel ansteigen. Des Weiteren steigert Cortisol die Lipolyse. Das Stresshormon ist damit überaus wichtig und trägt aufgrund der Bereitstellung von Glucose und des Fettabbaus zur Energiegewinnung bei [8]. Cortisol trägt zur Stressbewältigung bei, da es einen entzündungshemmenden und immunsuppressiven Effekt hat. Es hält den Blutdruck aufrecht beziehungsweise erhöht ihn. Auch an der Steigerung des Glucose-Serumspiegels ist Cortisol beteiligt. Stress in Maßen schützt somit den Körper vor Entzündungsreaktionen und hält die Funktion des Immunsystems aufrecht [8].

Ein Übermaß an Stress wirkt sich jedoch nachteilig auf den Organismus aus. Hohe Cortisol-Konzentrationen im Blut beziehungsweise eine dauerhafte Cortisolausschüttung reduzieren die Nahrungsaufnahme, fördern den Kohlenhydrat-Abbau, führen zu Insomnie (Schlafstörungen), erhöhen die Infektanfälligkeit und die Zahl kanzerogene Stoffwechselprodukte im Körper [8]. Zudem blockiert eine zu hohe Cortisol-Konzentration den Gedächtnisabruf und reduziert auf diese Weise die Gedächtnisleistung [8].

Hohe körperliche sowie psychische Anspannungen führen zu starken Erschöpfungszeichen, da es durch die erhebliche Ausschüttung von Cortisol zu Energiebereitstellungsproblemen kommt [11.2.]. Der Körper gerät in Schwierigkeiten, sich an hohe Anforderungen anzupassen.
Zu hohe Cortisol-Werte führen zu Beeinträchtigungen bestimmter Körperfunktionen und zu immunologischen Störungen. Des Weiteren treten Störungen im Elektrolyt-Haushalt sowie entzündliche Prozesse auf, welche im Laufe der Zeit zu schweren Erkrankungen wie Hypertonie (Bluthochdruck) mit negativer Auswirkung auf die Nierenfunktion, Herz- und Kreislauferkrankungen, Herzrhythmusstörungen, Stoffwechselstörungen, Allergien sowie Tumorerkrankungen führen können [11.2.].

Durch den erhöhten Cortisol-Spiegel wird der Salz- und Wasserhaushalt in der Niere gestört, was ebenfalls die Nierenfunktion erheblich beeinträchtigt [8]. Schwerer Alkoholismus, Adipositas (Fettleibigkeit) und Depressionen können zusätzlich eine dauerhaft erhöhte Cortisol-Konzentration bewirken und die Stresssymptome verstärken [8].

In langfristig erhöhter Konzentration beeinflusst das Steroidhormon die Hautqualität. Unser größtes Organ kann damit infolge von häufig auftretenden sowie lang anhaltenden Stresssituationen an Dicke und Elastizität verlieren und nur noch mangelhaft durchblutet werden [11.2.].
Zudem erhöht sich das Risiko, dass die Immunfunktion reduziert wird und infolgedessen der Mensch anfälliger für Hauterkrankungen wie beispielsweise Akne
(z. B. Acne vulgaris) oder atopisches Ekzem (Neurodermitis) ist [11.2.].

Auswirkungen von Stress auf den Glucose-Serumspiegel

Ist der Körper einem Stresszustand ausgesetzt, kann der Glucose-Serumspiegel leichten Schwankungen unterliegen, weil die Steuerung von Glucose im Blut unter diesen Bedingungen schwieriger zu regeln ist. Um solche Schwankungen möglichst gering zu halten, sollten Stressanfällige hohe Mengen raffinierter Kohlenhydrate, Zucker und Fett meiden, da diese Produkte den Glucose-Serumspiegel stark beeinflussen und zu einer Hypoglykämie führen können [11.2.].
Zudem beeinflusst die Cortisol-Konzentration den Glucose-Serumspiegel. Ein Übermaß an Stress lässt die Cortisol-Serumspiegel ansteigen, wodurch es zu einer Erhöhung des Glucose-Serumspiegels (Blutzuckerspiegel) kommt [8].
Eine stressbedingte Funktionsuntüchtigkeit der Nebennierenrinde oder ein Mangel an spezifischen Transportproteinen erniedrigen den Cortisol-Spiegel und damit auch den Glucose-Serumspiegel [6].
Sowohl ein zu hoher als auch ein zu geringer Glucose-Serumspiegel beeinträchtigt die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, führt zu Energiebereitstellungsproblemen sowie Ermüdungserscheinungen [11.2.].

Auswirkungen von Stress auf die Haarqualität

Die Haarqualität reagiert überaus empfindlich auf Stress. Insbesondere akuter Stress kann Haarausfall (Alopecia) verstärken. Kommt es zusätzlich zu Protein-, B-Vitamin-, Vitamin A-, C-, Zink- und Kupferdefiziten im Körper, verlangsamt dies das Wachstum der Haare, schwächt ihre Struktur und führt zu brüchigem sowie "widerspenstigem" Haar [11.4.].

Auswirkungen von Stress auf den Mikronährstoffhaushalt (Vitalstoffe)

Mikronährstoffe (Vitalstoffe) als Schutzmechanismen des Körpers können in ausreichenden Mengen die negativen Auswirkungen von Stressbelastungen weitestgehend einschränken. Mangelt es jedoch an essentiellen Mikronährstoffen wie an Vitamin C, Vitaminen des B-Komplexes, Coenzym Q10, Calcium, Eisen, Magnesium und Zink, kommt es zu einer erhöhten Stressanfälligkeit, wodurch das Immunsystem geschwächt wird [11.4.]

Stress und B-Vitamine

Neben der hohen Hormonausschüttung gehört der vermehrte Vitaminabbau zu den stressbedingten Stoffwechselstörungen [2.2.]. Stressreaktionen erhöhen damit den Bedarf an Mikronährstoffen (Vitalstoffen). Insbesondere ist der Status der B-Vitamine betroffen, da diese mit der Psyche eng verbunden sind – psychogene Vitamine – und direkten Einfluss auf die Gefühlslage, die nervliche Belastbarkeit und auf unsere geistige Leistungsfähigkeit haben. Vitamin B1, B2, B3, B6 und B12 werden für die Produktion von Noradrenalin und anderen Gefühlshormonen (z. B. Serotonin) benötigt [7]. Aufgrund der vermehrten Noradrenalinausschüttung bei chronischem Stress (Dauerstress) werden die Vitamin-B-Reserven aufgebraucht. Wenn nicht genügend der Vitamine mit der Nahrung aufgrund einseitiger Ernährungsweisen und zu wenig Obst, Gemüse sowie Milch- und Milchprodukte, zugeführt werden, entsteht ein Mangel im Körper [7]. Falsche Ernährung verstärkt zudem die Stresssymptome und intensiviert deren Auswirkungen auf den Körper [7].

Defizite an Vitamin B1, B6 und B12 führen zu erheblichen Leistungsschwächen sowie Konzentrationsschwierigkeiten
, weil diese Vitalstoffe an der Übermittlung von Nervenimpulsen ans Gehirn und die peripheren Nervenzellen beteiligt sind [11.4.].
Zu wenig der Vitamine B6, Folsäure und B12 schwächt die Widerstandsfähigkeit gegen Stress und stört die Synthese des Serotonins (Glückshormon), wodurch starke Stimmungs- und Gefühlsschwankungen zustande kommen. Personen mit häufigem Dauerstress leiden daher in vielen Fällen an Verhaltensauffälligkeiten, Störungen in der Wahrnehmung, chronischer Übermüdung, Reizbarkeit, Angstzuständen und Depressionen. Glücksgefühle treten eher selten auf [7].
B-Vitamine werden auch für die Verwertung zucker- und fettreicher Lebensmittel gebraucht. Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen essen solche Nahrungsmittel in hohen Mengen und vernachlässigen vitalstoffreiche Nahrung. So kommt es schnell zu Vitamin B-Mangelzuständen im Körper. Die energiereiche Nahrung kann aufgrund der Vitamindefizite nicht optimal abgebaut und Glückshormone nur unzureichend gebildet werden, wodurch sich Verhaltensstörungen der jungen Menschen sichtbar machen [7].

Stress und Vitamin C und Carnitin

Belastungen wie Verletzungen, Operationen oder hohe psychische Anforderungen stellen ebenfalls Stresssituationen für den Organismus dar und erhöhen den Bedarf an Vitamin C [2.1.]. Für wichtige Stoffwechselvorgänge und -funktionen kann Vitamin C damit nicht mehr in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen, was zu Störungen im Immunsystem führt. Der Organismus wird so einem mangelhaften Schutz vor Oxidation und Freien Radikale ausgesetzt und reagiert dementsprechend anfälliger auf Infektionen. Infolgedessen wird das Risiko an Tumorerkrankungen, Herzerkrankungen, Apoplex (Schlaganfall), Arthritis sowie an Katarakt (grauer Star) zu erkranken, stark erhöht [13.2.]. Das Bindegewebe in Haut, Muskeln, Gelenken und Gefäßen wird schwächer und erschlafft, da Vitamin C für die Kollagensynthese eine wichtige Rolle spielt [13.2.]
.
Die Vitamin-C-Defizite im Körper verstärken sich außerdem durch die stressbedingte überwiegende Auswahl gesundheitsschädigender Nahrungsmittel – Schnellimbiss- und Fastfood- Essen – sowie zucker- beziehungsweise koffeinreicher Getränke – Cola-Getränke, Kaffee.

Carnitin ist eine aminosäureähnliche Substanz. Es wird aus den beiden Aminosäuren Lysin und Methionin mithilfe von Vitamin C, Niacin, Vitamin B6 und Eisen synthetisiert. Der Körper benötigt Carnitin insbesondere für die Einschleusung der langkettigen Fettsäuren in die Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) und somit zur Energieproduktion. In ausreichenden Mengen wirkt es durch die energievermittelte Leistungssteigerung am Herzen kardioprotektiv, das heißt herzschützend. Es unterstützt die Verbrennung der Triglyceride und hat so einen lipidsenkenden Effekt [13.5.].
Bei Vitamin-C-Mangel vermindert sich die Produktion von Carnitin und es kommt frühzeitig zu einer Carnitinverarmung. Carnitindefizite in der Muskulatur führen zu Ermüdungserscheinungen und Muskelschwäche [13.5.].

Stress und Coenzym Q10

Coenzym Q10 hat eine besondere Bedeutung als Energielieferant. Aufgrund seiner ringförmigen Chinonstruktur kann das Vitaminoid Elektronen aufnehmen und abgeben. Dadurch nimmt das Coenzym Q10 eine Schlüsselrolle bei dem biochemischen Prozess der Energiebildung unter Sauerstoffverbrauch – Atmungskettenphosporylierung – in den Mitochondrien ein. Bei diesem wichtigen Vorgang kann das Vitaminoid nicht ersetzt werden. Bei Coenzym Q10-Defiziten treten demzufolge erhebliche Störungen des aeroben Stoffwechsels auf. Coenzym Q 10 ist auch an der Bildung des Hauptenergieträgers der Zelle – ATP –beteiligt. Bei einem Coenzym Q10-Mangel verschlechtert sich dementsprechend die Energiebilanz energiereicher Organe wie Herz, Leber und Niere [13.2.].
Coenzym Q10 ist ein wichtiges fettlösliches Antioxidans. Es liegt in den Mitochondrien – wo Freie Radikale als instabile Reaktionsprodukte aus der Zellatmung entstehen –, vor und schützt Fettsäuren (Fette) vor Oxidation sowie vor Schäden durch Freie Radikale. Indem es Vitamin E in seiner Regeneration beschleunigt, unterstützt Coenzym Q10 die Wirkung von Vitamin E als Radikalfänger [13.2.].

In Stresssituationen hilft Coenzym Q10 – soweit ausreichend vorhanden –, die optimale Zellfunktion zu erhalten, den Energiestoffwechsel sowie die Sauerstoffverwertung zu verbessern und damit die Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Des Weiteren ist es in der Lage, häufig auftretende stressbedingte chronische Müdigkeit zu vermindern [13.2.].

Nach derzeitigem Kenntnisstand ist nicht eindeutig geklärt, wie groß der tägliche Bedarf an Coenzym Q10 wirklich ist. Ebenso ist unklar, wie hoch die Coenzym Q10-Eigenproduktion und deren Beitrag zu einer bedarfsgerechten Versorgung ist. Es gibt Hinweise dafür, dass der Bedarf bei oxidativem Stress erhöht ist [5].

Das vermehrte Auftreten von Freien Radikalen, durch hohen oxidativen Stress bei intensiven sportlichen Aktivitäten, stellt eine Belastung für den Q10-Pool in den Mitochondrien von Organen mit dem höchsten Energiebedarf – Herz, Leber und Nieren – dar. Demnach wäre bei Leistungssportlern der Verbrauch an Coenzym Q10 mehr oder weniger erhöht [4, 9, 12].
Im Alter stellen sich Coenzym Q10-Konzentrationen ein, die bis zu 50 % unter denen im mittleren Lebensalter liegen. Ein Grund für die niedrige Coenzym Q10-Konzentration könnte ein verstärkter Verbrauch im Alter sein, oder die Abnahme der Mitochondrienmasse in der Muskulatur – ein wissenschaftlicher Beweis dafür steht noch aus [4, 9, 12]. Treiben ältere Menschen viel Sport, belastet der oxidative Stress den bereits schon geringen Q10-Pool zusätzlich. Im Alter ist die Zufuhr von Coenzym Q10 über die Ernährung für den Gehalt an diesem Vitaminoid in Organen wie Herz, Leber, Lunge, Milz, Nebenniere, Niere und Bauchspeicheldrüse möglicherweise von größerer Bedeutung [4, 9, 12].


Entwicklung der Coenzym Q10-Werte nach Lebensalter
[13.2.]

Organ Q10-Werte
bei 20-Jährigen
(Ausgangsbasis 100)
Q10-Wert-Abnahme
in %
bei 40-Jährigen
Q10-Wert-Abnahme
in %
bei 79-Jährigen
Herz 100 32 58
Leber 100 5 17
Lunge 100 0 48
Milz 100 13 60
Nebenniere 100 24 47
Niere 100 27 35
Bauchspeicheldrüse 100 8 69

Oxidativer Stress und Antioxidantien

Nehmen Menschen beispielsweise zu geringe Mengen des antioxidativ wirksamen Vitamin D mit der Nahrung zu sich oder synthetisiert der Körper zu wenig davon infolge mangelnder Sonneneinstrahlung, ist unser Organismus nur unzureichend vor toxischen Schwermetallen und Schadstoffen geschützt. Als Freie Radikale wirken solche Umweltgifte oxidativ. Sie greifen aggressiv den Körper an und können jede biologische Struktur, wie Aminosäuren, Zellmembranen und DNS, schädigen oder sogar zerstören. Freie Radikale vermehren sich im Körper in Form von Kettenreaktionen, indem sie dem angegriffenen Molekül ein Elektron entreißen und es dadurch selbst zu einem Freien Radikal machen. Die vermehrte Radikalbildung wird als oxidativer Stress bezeichnet [13.6.].
Oxidativer Stress vermindert die Konzentration der Antioxidantien, die die Freien Radikale wirkungsvoll entgiften beziehungsweise ihre Entstehung verhindern oder hemmen können und damit das Überleben der Zelle ermöglichen.

Ohne antioxidative Schutzfaktoren wie Vitamin B2, B3, E, D, C, Selen, Zink, Mangan und Kupfer sowie die sekundären Pflanzenstoffe – wie beispielsweise Carotinoide und Polyphenole – können schädlichen Substanzen nicht abgefangen werden.
Liegt demzufolge, aufgrund von stressbedingten erhöhtem Mikronährstoffbedarf (Vitalstoffe) oder geringer Zufuhr mit der Nahrung, eine geringe Antioxidantienkonzentration im Körper vor, können sich Freie Radikale ungehindert vermehren. Zudem schädigen sie körpereigene Proteine, Nukleinsäuren, Kohlenhydrate im Zytoplasma, den Zellkern sowie die Mitochondrien. Fettsäuren werden in toxische Verbindungen umgewandelt – Lipidperoxidation [13.6.]. Werden Makromoleküle oxidativ geschädigt, führt das zu Aktivitätsverlusten von Enzymen und zur Funktionseinschränkung von Membranen. Wird die Zellkern-DNA beschädigt, kann das zu Genmutationen führen, die einzelne zelluläre Funktionen beeinträchtigen. Dadurch besteht ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Tumorzellen [13.6.].

Werden toxische Schwermetalle – Blei, Aluminium, Cadmium, Zinn und andere – infolge eines Antioxidantienmangels nicht abgefangen, kann die Gehirnfunktion negativ beeinflusst und damit das Risiko für das Auftreten von epileptischen Anfällen erhöht werden [13.6.].
Mit Zunahme der Oxidationsprozesse im Körper steigt auch die Gefahr für Atherosklerose (Arterienverkalkung) sowie für Schädigungen im Muskelgewebe, da dieses reich an ungesättigten Fettsäuren und Proteinen ist. Des Weiteren kommt es zu Störungen der Zellmembranfunktionen und der Zellkerne sowie zu Knochen- und Gelenkentzündungen [11.4.].
Vitamin D als Antioxidant hat insbesondere die Fähigkeit die Beta-Zellen des Pankreas vor oxidativen Schäden durch Freie Radikale zu bewahren und so Folgeschäden von Diabetes mellitus deutlich zu vermindern. Je weniger des fettlöslichen Vitamins sich im Körper befindet, desto höher steigt das Risiko für Diabetes mellitus [13.1.].

Stress und Mineralstoffe und Spurenelemente

Damit sich unser Körper gegen die Stresssymptome wehren kann und unsere Leistungsfähigkeit aufrechterhalten bleibt, benötigt dieser essentielle Mineralstoffe und Spurenelemente. Sie tragen dazu bei, dass Nervensignale weitergeleitet werden und der Stoffwechsel sowie der Energiehaushalt vor äußeren Einflüssen ungestört funktioniert. Die heutige Lebensweise vieler Menschen macht eine ausreichende notwendige Zufuhr dieser Mikronährstoffe (Vitalstoffe) durch ungesunde Ernährung und Hektik im Alltag jedoch nicht möglich, wodurch der Körper überaus empfindlich auf Stresssituationen reagiert und erheblich von diesen beeinflusst wird.

Stress und Calcium

Werden zu geringe Mengen Calcium über die Nahrung aufgenommen, kann die Reizleitung zwischen den Nervenzellen nur noch mangelhaft reguliert werden. Das Nervensystem wird stark erregt, woraus körperliche sowie geistige Leistungsschwäche und nervöse Unruhe resultieren [7].

Stress und Magnesium, Zink und Eisen

Bei besonders häufigem Auftreten von Müdigkeit und körperlicher sowie geistiger Erschöpfung sind im Körper meist geringe Magnesium-, Zink-, und Eisenspiegel aufzufinden. In Phasen mit viel Arbeit und Stress ist der Bedarf an diesen Vitalstoffen dementsprechend hoch.
Magnesium, Zink und Eisen sind an enzymatischen Reaktionen im Körper beteiligt. Aufgrund von ungenügenden Mengen dieser Vitalstoffe im Körper verlangsamen sich die Enzymaktivitäten und damit auch die Stoffwechselvorgänge [3.2.].

Ohne Magnesium kann dem Körper Energie nur mangelhaft bereitgestellt werden, wodurch die Muskelaktivität und das Zentralnervensystem beeinträchtigt werden. Infolgedessen führen solche Beeinträchtigungen häufig zu Muskelzittern sowie -krämpfen beziehungsweise bei Störungen des Zentralnervensystems zu Übererregbarkeit und Konzentrationsstörungen [3.2.]. Außerdem hemmt der Mineralstoff – wenn in ausreichender Konzentration vorhanden – die Freisetzung von Adrenalin und Noradrenalin und schirmt damit den Stress ab [3.2.].

Zinkhaltige Enzyme – Carboanhydrase, Alkoholdehydrogenase, Carboxypeptidasen – sind besonders anfällig für unzureichende Zinkversorgung und reagieren darauf mit einem Aktivitätsabfall. Die Folge davon sind Störungen des Säure-Basen-Haushaltes, eine erhöhte Natrium- und Wasserausscheidung, ein mangelhafter oxidativer Abbau von Alkohol sowie eine gestörte Proteinverdauung [13.4.].
Freie Radikale haben es bei zu geringem Zink-Serumspiegel – bedingt durch die Minderkonzentration zinkhaltiger Enzyme – einfach, den Organismus anzugreifen und die Zellen zu schädigen. Auch Schwermetalle – Cadmium, Blei, Nickel – und Noxen aus der Umwelt können Intoxikationen verursachen und zytotoxische Radikalreaktionen auslösen. Es machen sich Lernschwächen, Hyperaktivität sowie Aggressivität bemerkbar [13.4.].

Das Spurenelement Eisen nimmt als Bestandteil wichtiger Enzymgruppen im Energiestoffwechsel und in der Regulierung von Sauerstoff-Radikalen sowie Peroxiden eine zentrale Stellung ein. Enthält der Körper zu wenig Eisen, wird die Energiebereitstellung grundlegend gestört und unser Stoffwechsel durch eine ungehinderte Einwirkung Freier Radikale sowie giftiger Stoffwechselprodukte in seiner Funktion beeinträchtigt. Symptome wie Appetitlosigkeit, Wetterfühligkeit, Nervosität und Kopfschmerz stellen sich ein [13.4.].

Stress und Chrom

In hohen Stressphasen wird im Körper vermehrt Cortisol freigesetzt, wodurch der Abbau von Glucose angeregt wird. Um Glucose zu verwerten, werden wiederum große Mengen an Insulin gebraucht. Da Chrom und der Glukosetoleranzfaktor (GTF) zusammen an der Zelloberfläche mit Insulin zu einem Komplex verbunden sind, werden das Spurenelement Chrom und Insulin aufgrund eines hohen Glucoseabbaus gemeinsam mobilisiert [1]. Chrom wird damit erhöht über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden, wodurch dessen Serumspiegel im Körper sinkt [7].
Bei lang anhaltendem Stress kann ein Mangel an Chrom zu einer gestörten Glukosetoleranz mit erhöhtem Glucose-Serumspiegel nach dem Essen und zu einer verminderten Insulinwirkung führen, da Insulin nur mithilfe von Chrom bereitgestellt sowie wirksam werden kann. Häufig resultieren aus einer gestörten Glukosetoleranz Energielosigkeit und Störungen im Nervensystem [7].

Stress und Proteine und Aminosäuren

In den Phasen von Stress bei starker psychischer sowie körperlicher Anstrengung benötigt der Körper zusätzliche, qualitativ hochwertige Proteine – in Gemüse, einigen Fisch- und Fleischprodukten, da diese in hohen Maße infolge eines erhöhten Cortisol-Serumspiegels abgebaut werden und dessen Aufnahme und Verfügbarkeit im Stoffwechsel sehr häufig aufgrund einseitiger Nahrungsmittelauswahl reduziert ist.
Hohe Leistungsanforderungen beeinträchtigen die Konzentration einiger Aminosäuren im menschlichen Körper. Insbesondere wird der Bedarf an den verzweigtkettigen Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin, an Tyrosin, Histidin sowie Glutamin beträchtlich erhöht.
Weil unter starkem Stress Muskelmasse sowie körpereigene Proteine verstärkt abgebaut werden, sind die Speicher der Aminosäuren erniedrigt. Wird den Versorgungsengpässen im Körper nicht entgegengewirkt, erhöht sich der Proteinmangel. Aus diesem Grund sollten Personen, die häufig unter Stress stehen, auf eine reichliche Protein-Zufuhr über die Nahrung achten. Der Serumspiegel der wichtigen Aminosäuren Leucin, Isoleucin, Valin, Tyrosin, Histidin sowie Glutamin, kann insbesondere durch den regelmäßigen Verzehr von Nüssen, Fisch, Fleisch, Käse und Sojabohnen erhöht werden. Wird der gesteigerte Bedarf an qualitativ hochwertigen Proteinen sowie essentiellen Aminosäuren in Stresssituationen ausreichend gedeckt, kann demzufolge der Proteinabbau reduziert und die Einlagerung sowie Bildung der Proteine erleichtert werden [13.5.].
Des Weiteren dienen die verzweigtkettigen Aminosäuren und Glutamin dem Körper als Energiequelle. Sie sind auch für die Versorgung des Immunsystems sowie einzelner Organe verantwortlich.
Sind Leucin, Isoleucin, Valin sowie Glutamin nur in unzureichenden Mengen vorhanden, kommt es zur Antriebslosigkeit, Ermüdungserscheinungen und gravierenden Konzentrations- sowie Leistungsschwächen [13.5.].

Stress und schwere körperliche Arbeit

Schwer- und Nachtschichtarbeiter werden körperlich hoch beansprucht, wodurch diese Menschen häufig unter schwerer Anspannung stehen. Der Stress wird hier in Form von Kälte, Hitze, starker Sonneneinstrahlung, Lärm oder auch durch Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus, Schlafentzug, ständige Konzentration und gesundheitliche Probleme verursacht.
Je höher der Schweregrad der beruflichen Aktivität ist – physisch wie auch psychisch –, desto mehr Nahrungsenergie und Vitalstoffe werden benötigt.
Die Lebensmittelauswahl sollte daher sorgfältig durchdacht werden. Grundlegend ist auf eine tägliche regelmäßige Zufuhr von Kohlenhydraten, die den größten Anteil der Nahrung ausmachen sollten, essentiellen Fetten und Proteinen zu achten. Diese Nahrungsbestandteile liefern dem Körper die notwendige Energie [6].

Schwere körperliche Arbeit und Bedarf an Vitalstoffen

Schwerarbeiter verlieren oft sehr viel Flüssigkeit in Form von Schweiß. Die wasserlöslichen Vitamine B1, B2, B6, B9, B12 und C sowie Elektrolyte wie Calcium, Magnesium, Phosphat, Sulfat und Chlorid werden dabei mit dem Schweiß verstärkt ausgeschwemmt. Dadurch erhöht sich der Bedarf an Flüssigkeit, Elektrolyten und Vitaminen [6].

Zudem ist auch die Zufuhr wichtiger Mineralstoffe von Bedeutung, da die Arbeiter hohe Leistungen vollbringen müssen. Neben den Vitaminen gehen mit dem Schweiß auch Natrium und Kalium verloren [6]. Fehlt es einem Menschen an Natrium, lässt seine Effektivität bei der Arbeit durch das Auftreten von Schwindel, Verwirrung und Orientierungsschwierigkeiten nach, weil der Mineralstoff Einfluss auf die Nervenfunktionen nimmt. Natriummangel wirkt sich jedoch auch anderweitig aus. Es kann zu Muskelkrämpfen, Hypotonie, Störungen im Säure-Basen-Gleichgewicht und im Transport anderer Vitalstoffe kommen [13.3.].
Kalium-Defizite im Körper führen neben auftretenden Verstopfungen zu ähnlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen, wie sie bei Natriummangel auftreten [13.3.].

Nacht- und Schichtarbeiter sind einem veränderten biologischen Tag- und Nachtrhythmus unterworfen [6].Sie müssen insbesondere in den Nachtzeiten hohe Leistungen erbringen, obwohl dieser Zeitraum eigentlich der Erholung sowie Energieaufladung dient. Am Tage, wenn der Körper aktiv ist, müssen solche Menschen ihren Schlaf nachholen. Der Tagschlaf kann jedoch den Nachtschlaf nicht ersetzen, da die Tiefschlafphasen verschoben werden und daher der Schlaf nicht so intensiv wie in der Nacht sein kann.
Neben dem Schlafdefizit als Stressor wirken sich zusätzlich Schadstoffe, Lärm, Hitze oder Kälte bei der Arbeit schädigend auf den Kreislauf des Körpers aus. Fett-, energiereiche und schwer verdauliche Nahrung stören die Konzentrations- sowie Leistungsfähigkeit und verstärken die gesundheitlichen Folgen. Um den Körper bei Nacht möglichst aktiv zu halten, benötigt dieser eine leichte Kost mit vielen wichtigen Vitalstoffen [6].

Vitamin A wird für scharfes Sehen benötigt, da es für die Bildung des Sehpurpurs „Rhodopsin“, welches durch Lichteinwirkung auf das Auge abgebaut wird, verantwortlich ist. Schlafentzug schwächt das Immunsystem, welches insbesondere mithilfe von Vitamin A widerstandsfähiger gegen Infektionen gemacht werden kann. Außerdem kann das Vitamin bei einer ausreichenden Zufuhr den Heilungsprozess bei zugefügten Wunden sowie Arbeitsunfällen – Knochenbrüchen – beschleunigen, indem es das Zellwachstum und den Knochenaufbau unterstützt [13.2.].

Vitamin B1, B2, Pantothensäure und Magnesium sind an der Energieproduktion beteiligt. Sie bauen Zucker und Fette ab, sodass diese als Zellenergie genutzt werden können. Für die anspruchsvolle Arbeit ist diese Energiebereitstellung überaus notwendig.

Um bei Schichtarbeiten effektiv und konzentriert arbeiten zu können, darf es nicht an Vitamin B1, Calcium, Natrium und Kalium mangeln, weil diese Vitalstoffe Nervenimpulse an das Gehirn sowie an die peripheren Nervenzellen weiterleiten. Enthalten die zugeführten Lebensmittel äußerst geringe Mengen Calcium, Natrium, Kalium und Vitamin B1, erhöht sich die Unfallgefahr, die durch Übermüdung und ein schlechtes Reaktionsvermögen gekennzeichnet ist [13.2.] [13.3.].

Nachtarbeiter sind auch auf die Spurenelemente Mangan, Molybdän und Selen angewiesen. Diese Spurenelemente sind Bestandteile wichtiger Enzyme, die den Körper vor freien Radikalen schützen [13.4.].

Meist weisen Nacht- und Schichtarbeiter im Vergleich zu Personen in Tagesarbeitsform einen überhöhten Konsum von Zigaretten, Kaffee, zuckerreicher Nahrung sowie Arzneimitteln auf, um eventuelle Erschöpfungszeichen und Leistungsschwächen zu überwinden. Solche Genussmittel liefern für eine kurze Zeit zwar viel Energie, verstärken jedoch chronische Übermüdung und bewirken mit daraus resultierenden Kopfschmerzen, Reizbarkeit und Konzentrationsproblemen eher das Gegenteil [6].

Stress – Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe)

Mangel an Vitalstoffen Mangelsymptome
Vitamin C
  • Schwäche der Blutgefäße führt zu abnormalen Blutungen, zur Gingivitis (Zahnfleischentzündung), Gelenksteife und Arthralgie (Gelenkschmerzen)
  • Schlechte Wundheilung
  • Persönlichkeitsveränderungen – Erschöpfbarkeit, Schwermütigkeit, Reizbarkeit, Depressionen
  • Abwehrschwäche mit erhöhter Infektionsgefahr
  • Verminderte Leistungsfähigkeit
  • Verminderter Oxidationsschutz erhöht das Risiko für Herzerkrankungen, Apoplex (Schlaganfall) [13.2.]
Vitamine des
B-Komplexes wie
Vitamin B1, B2, B3, B5,
B6, B9, B12
  • Photophobie (Lichtempfindlichkeit)
  • Verminderte Produktion von Erythrozyten (rote Blutkörperchen)
  • Reduzierte Aufnahme von Mikronährstoffen (Vitalstoffen)
  • Verminderte Antikörperbildung
Erhöhtes Risiko für
  • Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung) – und koronare Herzkrankheiten (KHK)
  • Persönlichkeitsveränderungen – Depressionen, Verwirrtheitszustände, erhöhte Reizbarkeit, Sensibilitätsstörungen
  • Insomnie (Schlafstörungen)
  • Myalgie (Muskelschmerzen)
  • Diarrhoe (Durchfall)
  • Unkoordinierte Bewegungsabläufe
  • Schlechte Wundheilung
  • Körperliche Schwäche [13.2.]
Vitamin A
  • Erhöhte Calciumausscheidung und damit erhöhtes Risiko für Urolithiasis (Nierensteine)
Erhöhtes Risiko für
  • Bronchial-, Blasen-, Prostata-, Kehlkopf-, Ösophagus- (Speiseröhren-), Magen- und Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs)
  • Verringerten Geruchssinn, Tastsinn
  • Wachstumsstörungen der Röhrenknochen bei Kindern [13.2.]
Vitamin E
  • Myopathien
  • Erkrankung des peripheren Nervensystems, neurologische Störungen, Störungen in der neuromuskulären Informationsübertragung – Neuropathien [13.2.]
Vitamin D
  • Osteoporose
  • Verlust des Gehörs, Ohrensausen
  • Hypertonie (Bluthochdruck) [13.2.]
Coenzym Q10
  • Störungen in der sauerstoffabhängigen Energieproduktion in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen)
  • Verschlechterung der Energiebilanz energiereicher Organe wie Herz, Leber und Nieren
  • Ungenügender Schutz vor Freien Radikalen und somit vor Oxidation [13.2.]
Calcium
  • Erhöhte Blutungsneigung
  • Osteoporose (Knochenschwund)
  • Krampfneigung der Muskulatur
  • Erhöhtes Karies- und Parodontitisrisiko
  • Erhöhte Reizbarkeit, Schreckhaftigkeit und Nervenerregbarkeit [13.3.]
Magnesium
  • Muskel- und Gefäßkrämpfe
  • Taubheitsgefühl und Kribbeln in den Extremitäten
Erhöhtes Risiko für
  • Tachykardien (erhöhter Puls), Beklemmungsgefühl, Hyperaktivität, Herzrhythmusstörungen, Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
  • Vertigo (Schwindel), Konzentrationsschwäche sowie Depressionen [13.3.]
Natrium
  • Ermüdbarkeit, Teilnahmslosigkeit, Verwirrtheit, fehlende Antriebskraft, verminderte Leistungsfähigkeit
  • Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, fehlender Durst
  • Muskelkrämpfe
  • Verminderte Harnausscheidung [13.3.]
Kalium
  • Muskelschwäche, Muskellähmung
  • Verminderte Sehnenreflexe
  • Herzrhythmusstörungen, Herzvergrößerungen [13.3.]
Phosphat Störungen der Zellbildung führt zur
  • Beeinträchtigung der Funktion der Erythrozyten
Erhöhtes Risiko für
  • Störung des Knochen-Mineralstoffwechsel
  • Störungen des Zentralen Nervensystems
  • Ausbildung einer metabolischen Azidose (Übersäuerung) [13.4.]
Chlorid
  • Störungen im Säure-Basen-Haushalt – Entwicklung einer metabolischen Alkalose
  • Schweres Erbrechen mit hohen Salzverlusten [13.4.]
Zink
  • Alopecia (Haarausfall)
  • Verzögerte Wundheilung
  • Verdauungsstörungen
  • Lernschwächen [13.4.]
Selen
  • Rheumatisch-arthritische Beschwerden
  • Muskelschwäche
  • Kardiomegalie (krankhafte Herzvergrößerung)
  • Augenerkrankungen [13.4.]
Kupfer
  • Atherosklerose (Arteriosklerose; Arterienverkalkung)
  • Schlafstörungen
  • Wachstumsstörungen
  • Erhöhter Cholesterin-Serumspiegel [13.4.]
Mangan
  • Gerinnungsstörungen, Schwindel, Erbrechen
  • Veränderungen am Skelett und Bindegewebe, da die am Skelett und Bindegewebe beteiligten Enzyme manganabhängig sind
  • Verminderter Schutz gegen Freie Radikale
Erhöhtes Risiko für
  • Atherosklerose
  • Störungen der Spermatogenese (Samenzellbildung), da Mangan für die Steuerung des Steroidhormonaufbaus fehlt bzw. vermindert ist [13.4.]
Eisen
  • Anämie (Blutarmut)
  • Herabgesetzte Konzentrations- und Merkfähigkeit, Kopfschmerzen, Nervosität
  • Chronisches Müdigkeitssyndrom
  • Raue, spröde Haut mit Juckreiz, vermehrte Kopfschuppen, brüchiges Haar, brüchige Nägel mit Einbuchtungen
  • Häufige Infekte der oberen Atemwege mit Entzündungen der Mundschleimhaut (Stomatitis) und an den Mundwinkeln (Rhagaden/Schrunde; schmaler, spaltförmiger Riss, der alle Schichten der Epidermis (Oberhaut) durchtrennt)
  • Muskelkrämpfe bei körperlicher Belastung wegen erhöhter Laktatbildung
  • Störungen in der Körpertemperaturregulation
  • Vermehrte Aufnahme von Umweltnoxen
  • Störungen der psychischen sowie physischen Entwicklung bei Kindern [13.4.]
Chrom
  • Verminderte Insulinwirkung, reduzierte Glukosetoleranz
  • Hyperglykämie (erhöhte Blutzuckerspiegel)
  • Erhöhte Blutlipide (Blutfette)
Erhöhtes Risiko für
  • Diabetes mellitus [13.4.]
Molybdän
  • Nausea (Übelkeit)
  • Sehstörungen
  • Schwere Kopfschmerzen, zentrale Gesichtsfeldausfälle
  • Koma
  • Aminosäureintoleranz mit mangelndem Abbau schwefelhaltiger Aminosäuren – Homocystein, Cystein, Methionin
  • Nierensteinbildung
  • Haarausfall
  • Beschleunigte Atemfrequenz
  • Herzrhythmusstörungen mit zu schnellem Herzschlag [13.4.]
Sulfat Erhöhtes Risiko für
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Hypertonie (Bluthochdruck)
  • Hohen Cholesterin-Serumspiegel (Hypercholesterinämie)
  • Entzündungsreaktionen [13.1.]
Sekundäre
Pflanzenstoffe
Carotinoide und
Polyphenole
Ungenügender Schutz vor
  • Lipidperoxidation und oxidativen DNA-Schäden
  • Krankheitserregern – Bakterien, Viren
  • Entzündungen
Erhöhtes Risiko für
  • Ösophagus-(Speiseröhren-), Magen-, Kolon-(Darm-), Haut-, Bronchial-(Lungen-), Prostata-, Cervix-(Muttermund-) und Mammakarzinom (Brustkrebs)
  • Geschwächtes Immunsystem [13.1.]
Qualitativ hochwertiges
Protein
  • Störungen der Verdauung und der Aufnahme von Makro- und Mikronährstoffen und daraus resultierende Wasser- und Elektrolytverluste
  • Muskelschwund [3.1.]
Aminosäuren Leucin,
Isoleucin, Valin, Tyrosin,
Histidin, Glutamin,
Carnitin
  • Störungen in der Funktion von Nerven und Muskeln
  • Verminderte Leistungsfähigkeit
  • Eingeschränkte Energieproduktion und daraus resultierende Ermüdungserscheinungen und Muskelschwäche
  • Beeinträchtigung der Hämoglobinbildung
  • Starke Gelenkschmerzen und -versteifungen bei Arthritispatienten
  • Hoher Abbau von Muskelmasse und Proteinreserven
  • Ungenügender Schutz vor Freien Radikalen
  • Immundefizienz (Schwächung des Immunsystems)
  • Störungen im Verdauungssystem
  • Schwankungen des Glucose-Serumspiegels
  • Hypercholesterinämie (erhöhte Cholesterin-Serumspiegel)
  • Herzrhythmusstörungen [13.5.]

Literatur

  1. Bertelsmann Stiftung: Mineralstoffe und Spurenelemente. Kapitel 7, 112 Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 1992
  2. Biesalski HK, Köhrle J, Schümann K: Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Kapitel 42, 264 (2.1.), 80, 564 (2.2.), Georg Thieme Verlag; Stuttgart/New York 2002
  3. Biesalski HK, Fürst P, Kasper H, Kluthe R, Pölert W, Puchstein Ch, Stähelin HB: Ernährungsmedizin. Kapitel 8, 91-110 (3.1.) 11, 167-169 (3.2.), Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1999
  4. Franz G: 10 Fragen in der Ernährungsdiskussion. Ernährungs-Umschau 41: 343 (1994)
  5. Hahn A: Nahrungsergänzungsmittel. 187-190, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2001
  6. Heepe F: Diätetische Indikationen. Kapitel 2, 99-108, Springer-Verlag Berlin Heidelberg; 1998
  7. Jopp A: Risikofaktor Vitaminmangel. 42-82, Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Heidelberg GmbH & Co. KG; 2002
  8. Koolman J, Röhm KH: Taschenatlas der Biochemie. 354-355, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1998
  9. Lenaz G et al.: The function of coenzyme Q in mitochondria. Clin Investig. 1993;71(8 Suppl):S66-70.
  10. Müller MJ: Ernährungsmedizinische Praxis. Kapitel 4, 228-229, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 1998
  11. Niestroj I: Praxis der Orthomolekularen Medizin. Kapitel 1, 12-39 (11.1.), 4-9, 93-175 (11.2.), 10, 209-210 (11.3.), 13, 263-287 (11.4.), Hippokrates Verlag GmbH; Stuttgart 2000
  12. Permanetter B: Aktuelles Interview: Coenzym Q10. Ernährungsumschau 10: B47-B48 (1994)
  13. Schmidt E, Schmidt N: Leitfaden Mikronährstoffe. Kapitel 1, 45-84 (13.1.), 2, 96-226 (13.2.), 229-238 (13.3.), 255-312 (13.4.), 318-328 (13.5.), 352-363 (13.6.), Urban & Fischer Verlag; München, Februar 2004
     
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