Geburtswehen erkennen
Viele Schwangere fragen sich gegen Ende der Schwangerschaft, wie echte Geburtswehen von harmlosen Vorwehen zu unterscheiden sind. Die Anzeichen ähneln sich, doch es gibt typische Merkmale, die eine Unterscheidung ermöglichen.
Vorwehen – natürliche Vorbereitung des Körpers
Vorwehen sind Kontraktionen der Gebärmutter, die meist schon Wochen vor der Geburt auftreten. Sie bereiten den Körper auf die Entbindung vor, ohne dass sich der Muttermund öffnet. Typische Kennzeichen:
- Unregelmäßigkeit: Vorwehen kommen in unregelmäßigen Abständen und nehmen nicht stetig zu.
- Beeinflussbarkeit: Sie verschwinden oft bei Lagewechsel, Spaziergang oder Ruhe.
- Lokalisation: Die Beschwerden betreffen meistens nur den Unterbauch.
- Intensität: Sie bleiben mäßig und beeinträchtigen den Alltag kaum.
Geburtswehen – Beginn der eigentlichen Geburt
Geburtswehen leiten die Eröffnungsphase ein und führen zur Öffnung des Muttermundes. Ihre Merkmale sind deutlicher ausgeprägt:
- Regelmäßigkeit: Die Abstände werden kürzer, die Wehen treten in festen Rhythmen auf.
- Zunehmende Stärke: Dauer und Intensität nehmen zu.
- Schmerzausbreitung: Schmerzen betreffen nicht nur den Unterbauch, sondern strahlen auch in Rücken und Becken aus.
- Keine Besserung bei Bewegung: Positionswechsel oder Ruhe lindern die Beschwerden nicht.
- Einschränkung: Normale Tätigkeiten sind kaum noch möglich.
- Fruchtwasserabgang: Ein Blasensprung ist ein eindeutiges Zeichen für Geburtsbeginn.
Diese Muster entsprechen auch wissenschaftlichen Beobachtungen: Studien zeigen, dass sich echte Wehen vor allem durch Regelmäßigkeit, zunehmende Dauer und Intensität sowie begleitende Veränderungen am Muttermund von Vorwehen unterscheiden [1].
Risikofaktoren für vorzeitige Geburtswehen
Manche Frauen entwickeln Wehen schon vor der 37. Schwangerschaftswoche. Risikofaktoren hierfür sind:
- Mehrlingsschwangerschaft
- Infektionen (z. B. Harnwege, Scheide)
- Rauchen, hoher Stress oder starke körperliche Belastung
- Gebärmutter- oder Zervixschwäche (Gebärmutterhalsschwäche)
Studien belegen, dass insbesondere die Zervixlänge (Länge des Gebärmutterhalses, die regelmäßig erfasst wird) ein guter Prädiktor dafür sein kann, ob vorzeitige Wehentätigkeit in eine Geburt übergeht [2].
Wann ärztliche Hilfe erforderlich ist
Medizinische Abklärung ist immer sinnvoll, wenn Unsicherheit besteht. Dringend ärztliche Vorstellung sollte erfolgen bei:
- Regelmäßigen Wehen alle 5-10 Minuten,
- Abgang von Fruchtwasser,
- Vaginalen Blutungen oder starken Schmerzen.
Literatur
- Grylka-Baeschlin S, Senn O, Brunner-Ziegler S, Huhn EA, Gross MM: Symptoms of onset of labour and early labour: A scoping review. Women Birth. 2023;36(5):375-385. doi: 10.1016/j.wombi.2023.03.009.
- Wong TTC, Allen VM, Barrett J et al.: Prediction of labour onset in women who present with symptoms of threatened preterm labour: the role of cervical length. BMC Pregnancy Childbirth. 2021;21:343. doi: 10.1186/s12884-021-03828-z.