Energieverbrauch des Körpers: So lässt sich der tägliche Kalorienbedarf genau bestimmen

Der tägliche Energiebedarf beschreibt, wie viel Energie der Körper pro Tag benötigt, um alle wichtigen Funktionen aufrechtzuerhalten – vom Herzschlag bis zur Muskelarbeit beim Sport. Er setzt sich aus Grundumsatz, körperlicher Aktivität und der sogenannten Thermogenese (Wärmebildung durch Verdauung) zusammen.

Grundumsatz – Energieverbrauch in Ruhe

Der Grundumsatz ist die Energiemenge, die der Körper in völliger Ruhe verbraucht – also für Atmung, Herzschlag, Zellstoffwechsel und Temperaturregulation.

Er hängt ab von:

  • Körpergröße und -gewicht
  • Muskelmasse (je mehr Muskeln, desto höher der Verbrauch)
  • Alter und Geschlecht
  • genetischen Faktoren

Frauen haben im Durchschnitt einen rund 200 kcal niedrigeren Grundumsatz als Männer, da sie meist weniger Muskelmasse besitzen. Der Grundumsatz macht etwa 55-70 % des gesamten Energieverbrauchs aus.

Zur groben Orientierung gilt:
Pro Kilogramm Körpergewicht und Stunde wird etwa 1 kcal verbraucht – das ergibt bei 70 kg Körpergewicht ca. 1.700 kcal pro Tag.

Thermogenese – Energie für die Verdauung

Auch die Nahrungsverwertung kostet Energie.

  • Fett: 2-4 % der aufgenommenen Kalorien
  • Kohlenhydrate: 5-10 %
  • Eiweiß: 20-30 %

Im Schnitt entfallen rund 10 % des täglichen Energieverbrauchs auf die Verdauung. Eine eiweißreiche Ernährung kann diesen Anteil sogar leicht erhöhen, da die Verstoffwechselung von Proteinen besonders energieintensiv ist.

Leistungsumsatz – Energie durch Bewegung

Der Leistungsumsatz beschreibt, wie viel Energie durch körperliche Aktivität zusätzlich verbraucht wird. Dazu zählen Sport, Bewegung im Alltag oder auch körperliche Arbeit.
Je nach Aktivität liegt dieser Anteil zwischen 15 und 35 % des gesamten Energieverbrauchs.

Um den individuellen Aktivitätsfaktor zu bestimmen, wird der sogenannte PAL-Wert (Physical Activity Level) genutzt. Er zeigt, wie aktiv eine Person im Alltag ist:

Aktivität PAL-Wert Beispiele
Bettlägerig, kaum Bewegung 1,2-1,3 Pflegebedürftige, Krankenhauspatienten
Sitzende Tätigkeit, wenig Bewegung 1,4-1,5 Büroangestellte, Fahrer
Sitzende Tätigkeit mit zeitweiligem Stehen oder Gehen 1,6-1,7 Lehrer, Schüler, Laborpersonal
Überwiegend stehende oder gehende Tätigkeit 1,8-1,9 Verkäufer, Handwerker
Körperlich anstrengende Arbeit oder viel Sport 2,0-2,4 Bauarbeiter, Leistungssportler

Berechnung:
Gesamtenergiebedarf = Grundumsatz × PAL-Wert

Beispiel:
Eine 35-jährige Frau, 65 kg, 1,68 m groß, mit PAL 1,6 (mäßig aktiv):
Grundumsatz ≈ 1.350 kcal × 1,6 = 2.160 kcal Gesamtbedarf pro Tag

Richtwerte der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung)

Die DGE gibt Orientierungshilfen für die tägliche Energiezufuhr, abhängig von Alter, Geschlecht und Aktivitätsgrad:

Alter PAL 1,4 (wenig aktiv) PAL 1,6 (mäßig aktiv) PAL 1,8 (aktiv)
19-< 25 Jahre, Männer 2.400 kcal 2.800 kcal 3.100 kcal
19-< 25 Jahre, Frauen 1.900 kcal 2.200 kcal 2.500 kcal
25-< 51 Jahre, Männer 2.300 kcal 2.700 kcal 3.000 kcal
25-< 51 Jahre, Frauen 1.800 kcal 2.100 kcal 2.400 kcal
51-< 65 Jahre, Männer 2.200 kcal 2.500 kcal 2.800 kcal
51-< 65 Jahre, Frauen 1.700 kcal 2.000 kcal 2.200 kcal
≥ 65 Jahre, Männer 2.100 kcal 2.500 kcal 2.800 kcal
≥ 65 Jahre, Frauen 1.700 kcal 1.900 kcal 2.100 kcal

Alle Werte entsprechen den offiziellen DGE-Referenzwerten (Stand 2024).

Schwangerschaft und Stillzeit

Während Schwangerschaft und Stillzeit steigt der Energiebedarf.
Die DGE empfiehlt folgende zusätzliche Energiezufuhr:

  • 2. Trimester (Schwangerschaftsdrittel): +250 kcal/Tag
  • 3. Trimester: +500 kcal/Tag
  • Stillzeit (erste 4-6 Monate, ausschließliches Stillen): +500 kcal/Tag

Diese Werte gelten für Frauen mit Normalgewicht und unveränderter körperlicher Aktivität.

Energiebedarf bei Sport

Der Energieverbrauch steigt je nach Sportart deutlich an.

Beispiele für den Kalorienverbrauch pro Stunde (bei mittlerer Intensität):

Sportart Kalorienverbrauch (ca.)
Radfahren (20 km/h) 400-600 kcal
Joggen (8 km/h) 500-700 kcal
Schwimmen 450-650 kcal
Krafttraining 300-500 kcal
Wandern 250-400 kcal

Wer regelmäßig trainiert, sollte seine Ernährung anpassen – mit ausreichend Energie und Nährstoffen, aber ohne den Kalorienverbrauch vollständig „herauszuessen“, wenn Gewichtsreduktion das Ziel ist.

Abnehmen oder Zunehmen – die Energiebilanz zählt

  • Zum Abnehmen: negative Energiebilanz (z. B. 500 kcal weniger pro Tag → etwa 0,5 kg Gewichtsverlust pro Woche)
  • Zum Zunehmen: positive Energiebilanz (mehr Kalorien aufnehmen als verbrauchen)

Neben der Menge spielt die Qualität der Nahrung eine wichtige Rolle: Gemüse, Vollkornprodukte, hochwertige Fette und ausreichend Eiweiß unterstützen Stoffwechsel, Muskelerhalt und Grundumsatz.

Fazit

Die Berechnung des Energiebedarfs ist eine hilfreiche Orientierung, um Gewicht und Gesundheit im Gleichgewicht zu halten.
Da jeder Körper unterschiedlich arbeitet, sollte das Ergebnis immer als Richtwert verstanden werden. Moderne Messmethoden wie die Impedanz-Analyse (BIA) ermöglichen eine genauere Bestimmung, da sie die individuelle Muskelmasse berücksichtigen.

Literatur

  1. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Referenzwerte für Energie und Nährstoffe. www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/energie/
  2. Pavlidou E et al.: Revised Harris–Benedict Equation: New Human Resting Metabolic Rate Equation. Metabolites. 2023;13(2):189. doi: 10.3390/metabo13020189.
  3. O’Neill JER, Corish CA, Horner K: Accuracy of resting metabolic rate prediction equations in athletes: a systematic review with meta-analysis. Sports Medicine. 2023;53(12):2373-2398. doi: 10.1007/s40279-023-01896-z.
  4. Guarneiri LL et al.: Effects of varying protein amounts and types on diet-induced thermogenesis: a systematic review and meta-analysis. Advances in Nutrition. 2024;15(12):100332. doi: 10.1016/j.advnut.2024.100332.