Wunde Brustwarzen beim Stillen: Ursachen, Behandlung und Tipps zur Vorbeugung

Wunde oder schmerzende Brustwarzen gehören zu den häufigsten Stillproblemen in den ersten Lebenswochen des Neugeborenen. Sie sind nicht nur unangenehm, sondern können die Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind erheblich belasten. Wichtig ist daher, frühzeitig die Ursachen zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um Komplikationen zu vermeiden und die Stillzeit positiv zu gestalten.

Ursachen und Risikofaktoren

  • Unzureichendes Anlegen: Die häufigste Ursache für wunde Brustwarzen ist, dass das Kind die Brust nicht tief genug erfasst. Dadurch entsteht ein punktueller Druck auf das empfindliche Gewebe.
  • Falsche Stillposition: Eine unergonomische Haltung kann dazu führen, dass die Brustwarze falsch belastet wird.
  • Saugprobleme des Kindes: Ein zu kurzes Zungenbändchen oder schwaches Saugmuster – etwa bei Frühgeborenen – begünstigen Schmerzen.
  • Hautempfindlichkeit: Besonders in den ersten Tagen nach der Geburt ist die Haut noch sehr sensibel.
  • Mechanische Belastung: Feuchte Stilleinlagen, enge Kleidung oder dauerhafter Druck durch den BH können Reizungen fördern.

Risikofaktoren sind vor allem Erstgebärende, große Stillabstände sowie eine sehr hohe Milchproduktion, die das Anlegen erschwert.

Symptome

  • Schmerzen beim Anlegen und während des Stillens
  • Rötung und wunde Stellen der Brustwarze
  • Risse oder Krustenbildung
  • Nässen oder leichte Blutungen
  • In einzelnen Fällen begleitende Brustschmerzen oder Verhärtungen

Vorbeugung

  • Richtige Anlegetechnik: Der Mund des Kindes sollte weit geöffnet sein, die Unterlippe nach außen gestülpt und möglichst viel Brustgewebe im Mund liegen.
  • Stillposition variieren: Unterschiedliche Positionen entlasten das Gewebe.
  • Pflege mit Muttermilch: Nach dem Stillen ein paar Tropfen Muttermilch auf die Brustwarze geben und antrocknen lassen.
  • Lufttrocknung: Häufiges Belüften fördert die Heilung und beugt Infektionen vor.
  • Schonung: Luftdurchlässige Kleidung und das Vermeiden von parfümierten Pflegeprodukten schützen die Haut.

Behandlungsmöglichkeiten

  • Sanfte Reinigung: Abspülen mit physiologischer Kochsalzlösung (0,9 %) wirkt reinigend.
  • Medizinische Salben: Lanolin-haltige oder andere spezielle Wund- und Heilsalben unterstützen die Regeneration.
  • Hydrogel-Kompressen: Sie schaffen ein feuchtes Wundmilieu, lindern Schmerzen und fördern die Heilung.
  • Stillhütchen: Aus ultradünnem Silikon können sie die Brustwarze kurzfristig entlasten. Stillhütchen müssen nach jedem Trinken gereinigt und sollten einmal am Tag sterilisiert werden. Sie sollten aber nur vorübergehend verwendet werden, um das natürliche Saugverhalten des Kindes nicht zu beeinträchtigen. Zwischendurch sollte immer wieder ausprobiert werden, ohne sie zu stillen.

Eine systematische Übersichtsarbeit zeigt, dass nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Muttermilch, Lanolin, Hydrogelauflagen oder spezielle Pflegeprodukte zur Linderung beitragen können, auch wenn die Studienlage insgesamt heterogen ist [1].

Wann fachliche Hilfe erforderlich ist

  • Wenn die Schmerzen trotz korrektem Anlegen bestehen bleiben
  • Bei tiefen, blutenden Rissen oder Infektionszeichen wie Rötung, Juckreiz oder glänzender Haut
  • Bei begleitender Mastitis (Brustentzündung) mit Schwellung, Überwärmung und Fieber

In diesen Fällen sollte eine Hebamme, Stillberaterin oder ärztliche Fachperson aufgesucht werden.

Literatur

  1. Pires Nozimoto IN, Silva BA, Bandeira MD, Silva AP, Bussadori SK, Santos EM, Martimbianco ALC. Nonpharmacological Interventions for Treating Breastfeeding Nipple Pain: Systematic Review and Meta-Analysis. Breastfeed Med. 2024;19(8):599-611. doi:10.1089/bfm.2024.0043.