Hilfe bei Stillproblemen: Was tun bei zu wenig Milch, wunden Brustwarzen und unruhigem Baby?
Stillen ist eine wertvolle Erfahrung für Mutter und Kind. Es bedeutet Nähe, Geborgenheit und die beste Ernährung für das Baby. Doch nicht immer klappt das Stillen sofort problemlos. Manche Schwierigkeiten treten besonders in den ersten Tagen und Wochen auf. Sie sind ganz normal und lassen sich mit der richtigen Technik, etwas Geduld und kleinen Hilfen in der Regel gut überwinden.
Die richtige Stillposition finden
Das richtige Anlegen des Babys ist ein wesentlicher Aspekt, damit es die Brustwarze gut in den Mund nehmen kann und ausreichend Milch bekommt. Manche Babys sind wahre Naturtalente, andere tun sich schwer und benötigen etwas mehr Zeit. Die meisten Stillbeschwerden lassen sich bereits durch ein optimiertes Anlegen in den Griff bekommen.
In welcher Position gestillt wird, spielt keine Rolle. Es sollten unterschiedliche Positionen ausprobiert werden. Sowohl die Stillende als auch das Kind müssen dabei entspannt sein und sich wohlfühlen. Köpfchen, Nacken und Wirbelsäule des Babys sollten nicht verdreht sein. Ein Stillkissen, aber auch gerollte Handtücher oder andere Kissen können helfen, Rücken oder Arme der Mutter sowie die Körperhaltung des Babys zu stützen.
Ein Grundsatz gilt immer: Das Kind kommt zur Brust – nicht die Brust zum Kind.
Vier bewährte Stillpositionen:
- Die Wiegehaltung
Die klassische Stillposition. Die Mutter sitzt aufrecht, das Baby liegt seitlich vor ihr. Der Nacken des Babys ruht in der Ellenbeuge der Mutter, der Unterarm stützt den Rücken, die andere Hand hält den Po des Babys. Nachteil: Müde Babys schlafen in dieser Haltung oft schnell ein. - Der Rückengriff (Football-Hold)
Das Baby liegt seitlich neben der Hüfte der Mutter. Der Kopf des Kindes ruht auf ihrer Hand, der Unterarm stützt den Rücken, die Beine zeigen nach hinten. Kissen helfen, die Haltung zu stützen. Diese Position eignet sich besonders für Mütter von Zwillingen oder nach einem Kaiserschnitt, weil die Bauchregion entlastet wird. - Die Seitenlage
Mutter und Kind liegen Bauch an Bauch im Bett. Besonders nachts ist das angenehm, da die Mutter im Liegen stillen und dabei ausruhen kann. Wichtig ist, dass der Mund des Babys auf Höhe der Brustwarze liegt, damit es die Brust gut erfassen kann. - Der Hoppe-Reiter-Sitz (Koala-Haltung)
Das Baby sitzt mit geradem Rücken und aufrechtem Kopf auf dem Oberschenkel der Mutter. Diese Haltung eignet sich für ältere Babys, die nicht mehr ruhig liegen, oder für Säuglinge mit Schwierigkeiten beim Saugen. Besonders hilfreich ist sie bei Reflux, Ohrentzündungen oder kurzem Zungenbändchen.
Wenn das Baby beim Stillen einschläft
Gerade zu früh geborene Kinder und Neugeborene mit Ikterus (Gelbsucht) sind schwach und noch viel müde. Sie schlafen schon nach kurzer Zeit an der Brust ein. Mütter sind dann schnell beunruhigt, weil sie Angst haben, dass ihr Kind nicht genug Milch bekommt. Das Einschlafen kann aber auch ein Zeichen für eine falsche Stilltechnik sein. Dann bekommt das Baby die Brustwarze nicht richtig zu fassen und trinkt nur wenig. Letztlich ist es gefrustet. Manche fangen an zu schreien, andere wiederum schlafen einfach ein.
Woran erkennen Mütter das Problem?
- Das Baby trinkt kurz und schläft dann ein, ohne wirklich satt zu werden.
- Es nuckelt mehr, als dass es schluckt.
- Es wird unruhig oder schreit, weil es frustriert ist.
Was hilft?
- Das Baby sanft wecken: leichtes Streicheln am Rücken, Kitzeln an Füßen oder Ellenbogen.
- Ein kurzer Windelwechsel kann helfen, das Baby wachzumachen.
- Während des Stillens die Position ändern oder das Baby auf die andere Brust legen.
- Frühgeborene oder Babys mit Startschwierigkeiten sollten bei Bedarf regelmäßig geweckt und angelegt werden, da sie auf eine kontinuierliche Milchzufuhr angewiesen sind.
Stillen bei Flach- oder Hohlwarzen
Etwa 7-10 % der Frauen haben Flach- oder Hohlwarzen. Bei Hohlwarzen zieht sich die Brustwarze beim Zusammendrücken nach innen. Bei Flachwarzen tritt sie auch bei Kälte oder Stimulation nicht deutlich hervor. Das kann den Beginn des Stillens erschweren, aber in den meisten Fällen lernen die Babys, damit zurechtzukommen.
Hohlwarzen ziehen sich beim Zusammenpressen zurück, anstatt hervorzutreten. Sind sie nur leicht eingezogen, schafft es das Baby in den meisten Fällen, sie herauszuziehen. Ansonsten hilft hier eine Pumpe. Bei ausgeprägten Hohlwarzen gestaltet sich das Stillen meistens als sehr schwierig.
Flachwarzen treten bei Stimulation oder Kälte nicht hervor. Der Stillerfolg hängt davon ab, ob das Baby beim Trinken ausreichend viel Brustgewebe in den Mund bekommt. Daher ist bei Flachwarzen entscheidend, ob die Brust in der Nähe der Mamille weich genug ist, sodass das Baby viel Brustgewebe mit dem Mund erfassen kann. Stillhütchen können in diesem Fall hilfreich sein.
Was hilft?
- Stillposition überprüfen
- Darauf achten, dass der Mund des Babys weit geöffnet ist. Nicht nur die Brustwarze, sondern der gesamte Brustwarzenhof muss umfasst werden.
- Vor dem Anlegen kurz die Brustwarze stimulieren.
- Durch Anpumpen mit der Hand oder einer elektrischen Pumpe versuchen, die Warze vor dem Anlegen nach außen zu ziehen. So ist das Saugen für das Baby bereits zu Beginn leichter.
- Nach dem Hervorholen der Brustwarze sollte das Baby zügig angelegt werden.
Die Brustwarzenform muss kein Hindernis sein. In der Regel schaffen es die Babys mit der Zeit damit zurechtzukommen.
Zu wenig Milch
Viele Mütter haben Sorge, dass ihr Baby nicht satt wird. Ein echter Mangel an Muttermilch ist jedoch selten. Häufig sind lange Stillabstände oder eine falsche Technik der Grund.
Mögliche Ursachen:
- Das Baby liegt nicht richtig an der Brust.
- Es hat ein verkürztes Zungenbändchen und kann dadurch nicht kräftig saugen.
- Die Mutter hat eine Schilddrüsenunterfunktion oder andere hormonelle Störungen.
- Das Baby wird zu selten angelegt, wodurch die Milchbildung nicht angeregt wird.
Was hilft?
- Das Baby öfter anlegen – mindestens 8-12 Mal am Tag.
- Während des Stillens kleine Reize setzen, damit das Baby wach bleibt, z. B. an den Füßchen spielen.
- Nach dem Stillen kurz abpumpen, um die Milchproduktion zusätzlich anzuregen.
- Stilltees mit Fenchel, Anis oder Kümmel können unterstützen.
Woran erkennt man, dass genug Milch da ist?
- Das Baby hat 5-8 nasse Windeln am Tag.
- Es nimmt in den ersten drei bis vier Monaten mindestens 450 g pro Monat zu.
- Das Baby wird alle zwei bis drei Stunden gestillt.
- Schlucken ist hörbar, manchmal läuft Milch an den Mundwinkeln heraus.
Zu viel Milch
Ein Überangebot kann das Stillen erschweren: Das Baby verschluckt sich, die Brust spannt und fühlt sich ständig voll an.
Woran merken Mütter das Problem?
- Das Baby wirkt unruhig, lässt die Brust oft los oder verschluckt sich beim Trinken.
- Die Brust fühlt sich auch nach dem Stillen noch prall an.
- Milch tritt auch außerhalb der Stillmahlzeiten aus.
Was hilft?
- Das Baby an einer Brust länger trinken lassen, bevor die Seite gewechselt wird. So bekommt es auch die sättigende, fettreiche Hintermilch.
- Saugfähige Stilleinlagen verwenden und regelmäßig wechseln.
- Nachts kann ein Handtuch untergelegt werden.
- Brust nach dem Stillen kühlen – z. B. mit in ein Tuch eingeschlagenen Kühlpads.
- Pfefferminz- oder Salbeitee kann helfen, die Milchbildung zu drosseln.
- Nicht zusätzlich abpumpen, sonst denkt der Körper, dass noch mehr Milch gebraucht wird.
Fazit
Stillprobleme gehören am Anfang oft dazu, lassen sich aber fast immer lösen. Ob das Baby zu müde ist, die Brustwarze schwer zu fassen ist oder die Milchmenge zu hoch oder zu niedrig erscheint – für alle Situationen gibt es bewährte Tipps und Hilfen. Wichtig ist, geduldig zu bleiben und bei Unsicherheit Hebamme, Stillberaterin oder Kinderarzt hinzuzuziehen. Stillen ist ein Lernprozess für Mutter und Kind – und mit der Zeit wird es leichter.
Literatur
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Meek JY, Noble L; Section on Breastfeeding. Policy Statement: Breastfeeding and the Use of Human Milk. Pediatrics. 2022;150(1):e2022057988. doi.org/10.1542/peds.2022-057988.