Milchstau und Brustschmerzen – schnelle Hilfe bei Beschwerden
Ein Milchstau gehört zu den häufigsten Komplikationen in der Stillzeit und ist für die betroffenen Frauen nicht nur schmerzhaft, sondern auch ein Risikofaktor für die Entstehung einer Mastitis (Brustentzündung). Eine schnelle und adäquate Intervention (Einschreiten) ist entscheidend, um Beschwerden zu lindern, das Stillen fortzusetzen und Komplikationen zu vermeiden.
Ein Milchstau entsteht durch eine unzureichende Entleerung der Brust. Ursachen können ein selteneres oder ineffektives Anlegen, mechanische Faktoren wie enge Kleidung oder Druck auf die Brust, aber auch Stress und Erschöpfung sein. In der Folge kommt es zur Verhärtung des Drüsengewebes, zu Schmerzen und ggf. zu lokaler Entzündung.
Symptome – Beschwerden
Typische Zeichen sind:
- Schmerzhafte Verhärtungen der Brust mit Druckempfindlichkeit
- Rötung und Überwärmung der betroffenen Areale
- Spannungsgefühl und Schwellung der Brust
- Mitunter subfebrile Temperaturen
Ein entscheidendes Merkmal ist die Abgrenzung zur Mastitis: Fieber über 38,5 °C und Allgemeinsymptome wie Schüttelfrost weisen eher auf eine bakterielle Infektion hin [2].
Akute Maßnahmen zur Entlastung
Die Therapie zielt auf eine möglichst vollständige Entleerung der Brust und die Reduktion von Schmerz und Entzündung. Zu den evidenzbasierten Maßnahmen gehören:
- Häufiges und korrektes Anlegen: Förderung einer vollständigen Entleerung, Beginn auf der betroffenen Seite
- Vor dem Stillen Wärme: Wärmeanwendungen (z. B. warme Kompressen, Duschen) verbessern den Milchfluss.
- Nach dem Stillen Kälte: Kühlende Umschläge reduzieren Ödem (Wasseransammlung) und Schmerz.
- Sanfte Massage und Ausstreichen: Mechanische Unterstützung des Milchabflusses, ggf. Einsatz einer Milchpumpe.
- Schonende Analgesie (medikamentöse Schmerztherapie): Ibuprofen gilt als sicher in der Stillzeit und wirkt gleichzeitig entzündungshemmend.
- Ruhigstellung und Druckentlastung: Vermeiden von mechanischem Druck durch BHs oder Liegeposition.
Prävention
Um ein erneutes Auftreten eines Milchstaus zu vermeiden, ist eine gute Stilltechnik entscheidend. Häufiges Anlegen, wechselnde Stillpositionen und das Vermeiden von begünstigenden Faktoren (Stress, unregelmäßiges Stillen, enge Kleidung) senken das Risiko signifikant [3].
Komplikationen
Ein unbehandelter Milchstau kann in bis zu 30 % der Fälle in eine akute Mastitis, im schlechtesten Fall mit bakterieller Superinfektion, übergehen [1]. Diese erfordert in der Regel eine antibiotische Therapie, ggf. eine stationäre Behandlung.
Praktische Tipps für die Praxis
- Betroffene sollten ermutigt werden, das Stillen trotz Schmerzen fortzusetzen.
- Analgetika (Schmerzmittel) können frühzeitig eingesetzt werden, um die Stillfähigkeit zu erhalten.
- Eine engmaschige Beobachtung ist wichtig, um eine Mastitis nicht zu übersehen.
- Bei wiederholten Milchstaus muss nach anatomischen Ursachen (z. B. Milchgangsstenosen (Verengungen der Milchgänge in der Brust)) oder ungünstiger Stilltechnik gesucht werden.
Literatur
- Spencer JP: Management of mastitis in breastfeeding women. Am Fam Physician. 2008;78(6):727-731. PMID: 18819238
- World Health Organization. Mastitis: Causes and management. WHO/FCH/CAH/00.13. 2000.
- Amir LH. ABM Clinical Protocol #4: Mastitis, Revised 2014. Breastfeed Med. 2014;9(5):239-243. doi: 10.1089/bfm.2014.9984.