Milchstau in der Stillzeit: Symptome, Ursachen, Behandlung und Vorbeugung
Ein Milchstau ist ein häufiges Problem in der Stillzeit, besonders in den ersten Wochen nach der Geburt, wenn sich der Körper der Mutter noch auf die Bedürfnisse des Kindes einstellen muss. Während die Milchproduktion bereits in vollem Gange ist, trinkt das Baby möglicherweise noch wenig bzw. nicht effektiv. Die Brust wird dadurch nicht vollständig entleert, was zu einem Rückstau der Muttermilch in den Milchgängen führen kann. Die Folge sind Schmerzen, Verhärtungen und Schwierigkeiten beim Anlegen. Unbehandelt kann ein Milchstau in eine Mastitis (Brustentzündung) übergehen [1].
Symptome – Beschwerden
Typische Anzeichen eines Milchstaus sind:
- Rote, warme und verhärtete Stellen auf der Brust
- Prall gespannte, schmerzende Brüste
- Mitunter Spannungsgefühl oder Druckempfindlichkeit
- Leichtes Krankheitsgefühl
Wenn zusätzlich Fieber, Schüttelfrost oder grippeähnliche Symptome auftreten, handelt es sich möglicherweise um eine beginnende Mastitis. In diesem Fall sollte umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden [1, 2].
Häufige Ursachen eines Milchstaus
Mehrere Faktoren können die Entstehung eines Milchstaus begünstigen:
- Stress der Mutter: Hormonelle Reaktionen auf Stress können den Milchfluss hemmen.
- Falsches Anlegen des Babys: Das Kind erfasst den Brustwarzenhof nicht vollständig und kann die Brust nicht richtig entleeren.
- Zu seltenes Stillen: Die Brustdrüsen werden zu voll, das mit Milch gefüllte Drüsengewebe drückt die Milchgänge ab.
- Einseitiges Stillen: Wird immer dieselbe Brust bevorzugt, bleibt die andere unzureichend entleert.
- Zu enger BH oder Druck von außen: Mechanische Kompression kann Milchgänge abklemmen.
- Verletzungen im Brustgewebe: Innere Verletzungen begünstigen lokale Stauungen.
- Saugbläschen (Milk blisters): Kleine gelbliche Punkte auf der Brustwarze, die den Abfluss blockieren.
- Milchpfropf durch Muttermilchreste: Verschließt die Milchgänge und verhindert die Entleerung [1, 3, 4].
Was hilft bei einem Milchstau?
Ein Milchstau lässt sich in vielen Fällen durch konsequente Maßnahmen gut beheben. Folgende Strategien haben sich bewährt:
- Besonders häufiges Anlegen des Kindes: Auch wenn es schmerzhaft sein kann, ist das regelmäßige Saugen die effektivste Methode, die Brust zu entleeren.
- Zusätzlich Milch abpumpen: Falls das Baby nicht ausreichend trinkt, kann eine Milchpumpe helfen, die Brust vollständig zu entleeren.
- Brustmassage: Durch sanfte, kreisende Bewegungen in Richtung Brustwarze kann der Milchfluss angeregt und Pfropfbildung gelöst werden [4].
- Wechsel der Stillposition: Verschiedene Positionen sorgen dafür, dass unterschiedliche Bereiche der Brust entleert werden. Besonders effektiv ist es, wenn das Kinn des Babys in Richtung der gestauten Stelle zeigt.
- Wärme vor dem Stillen: Warme Kompressen, Duschen oder ein Körnerkissen lockern das Gewebe und verbessern den Milchfluss.
- Kälte nach dem Stillen: Kühlende Umschläge oder Quarkwickel lindern Schwellung, Schmerzen und Entzündung.
- Stress vermeiden: Ruhepausen und körperliche Schonung sind wichtig, da Stress den Milchspendereflex hemmt.
- Bettruhe: Ein klassischer Leitsatz lautet: „Eine Frau mit Milchstau gehört ins Bett.“ Ruhe und Entlastung unterstützen den Heilungsprozess [1, 4].
Wann ist ärztliche Hilfe erforderlich?
Kommt es zu Fieber, Schüttelfrost oder einem ausgeprägten Krankheitsgefühl, sollte unbedingt ärztliche Hilfe aufgesucht werden. In solchen Fällen kann sich eine Mastitis entwickelt haben. Dabei ist zu beachten:
- Nicht jede Mastitis erfordert sofort Antibiotika.
- Konservative Maßnahmen wie konsequentes Stillen und Entleerung der Brust stehen am Anfang der Behandlung.
- Antibiotika sind angezeigt, wenn sich die Beschwerden verschlimmern oder ein schwerer Verlauf besteht. Die meisten Präparate sind mit dem Stillen vereinbar [1, 2].
Vorbeugung eines Milchstaus
Zur Prävention sind folgende Maßnahmen hilfreich:
- Bedarfsorientiertes Stillen: Häufiges und regelmäßiges Anlegen nach dem Rhythmus des Kindes.
- Korrekte Stilltechnik: Hebammen oder Stillberaterinnen können beim optimalen Anlegen unterstützen.
- Keine einseitige Bevorzugung einer Brust: Beide Brüste sollten gleichmäßig gestillt werden.
- Geeignete Still-BHs: Sie sollten stützen, aber nicht einengen.
- Stress reduzieren: Entspannungsphasen und ausreichender Schlaf unterstützen auch die Milchbildung [1, 3].
Fazit
Ein Milchstau ist schmerzhaft, aber in der Regel gut behandelbar. Entscheidend sind häufiges Anlegen, Wärme vor und Kälte nach dem Stillen sowie Entlastung der Mutter. Mit frühzeitigen Maßnahmen lassen sich Komplikationen vermeiden. Bei Fieber oder Schüttelfrost sollte jedoch immer ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden, um eine Mastitis rechtzeitig zu erkennen und gegebenenfalls mit Antibiotika zu behandeln [1, 2].
Literatur
- Mitchell KB, Johnson HM, Rodriguez JM et al.: Academy of Breastfeeding Medicine Clinical Protocol #36: The Mastitis Spectrum, Revised 2022. Breastfeed Med. 2022;17(5):360-376. doi: 10.1089/bfm.2022.29207.kbm.
- Wink A, Mitchell JA, Lam SK, Szugye H: Does every patient with lactational mastitis require antibiotic treatment? Cleve Clin J Med. 2024;91(5):283-285. doi: 10.3949/ccjm.91a.23080.
- Crepinsek MA, Taylor EA, Michener K, Stewart F: Interventions for preventing mastitis after childbirth. Cochrane Database Syst Rev. 2020;(9):CD007239. doi: 10.1002/14651858.CD007239.pub4.
- Yao Y, Long T, Pan Y et al.: A Five-step Systematic Therapy for Treating Plugged Ducts and Mastitis in Breastfeeding Women: A Case-Control Study. Asian Nurs Res (Korean Soc Nurs Sci). 2021;15(4):197-202. doi: 10.1016/j.anr.2021.04.001.