Muttermilch erwärmen – sichere Methoden im Alltag
Muttermilch ist ein besonders empfindliches Lebensmittel. Sie enthält neben Makronährstoffen (Kohlenhydrate, Fette, Proteine (Eiweiß)) auch zahlreiche bioaktive Bestandteile wie Immunglobuline, Enzyme, Hormone und Wachstumsfaktoren. Diese sind sehr hitzeempfindlich, sodass das Erwärmen der Milch besondere Sorgfalt erfordert. Fehler beim Aufwärmen können den Nährwert und die immunologische Qualität deutlich vermindern.
Grundsätze beim Erwärmen von Muttermilch
- Sanfte Temperaturführung: Muttermilch sollte niemals über 40 °C erhitzt werden, da sonst Antikörper und Enzyme zerstört werden können [1, 2].
- Vermeidung von Mikrowellen: Das Erwärmen in der Mikrowelle ist ungeeignet, da die Milch ungleichmäßig erhitzt wird und „Hot Spots“ entstehen können. Diese bergen die Gefahr von Verbrühungen für das Kind.
- Hygienische Aspekte: Bereits erwärmte Milch darf nicht ein zweites Mal aufgewärmt oder erneut eingefroren werden. Reste, die vom Kind nicht getrunken wurden, sind zu verwerfen, um das Risiko einer bakteriellen Vermehrung zu vermeiden [3].
Praktische Methoden
- Wasserbad: Die sicherste Methode ist das Erwärmen im Wasserbad bei maximal 40 °C. Dazu wird die Milch in einem verschlossenen Gefäß in warmes (nicht kochendes) Wasser gestellt, bis Trinktemperatur erreicht ist.
- Flaschenwärmer: Moderne Flaschenwärmer mit Temperaturkontrolle bieten eine alltagstaugliche und sichere Alternative. Sie verhindern ein Überhitzen und halten die Milch gleichmäßig warm [1].
- Unter fließendem warmen Wasser: Auch das Erwärmen unter warmem Leitungswasser ist praktikabel. Dabei sollte die Milch vorsichtig geschwenkt werden, um eine gleichmäßige Erwärmung sicherzustellen.
Temperaturkontrolle
Vor der Gabe an das Kind sollte die Temperatur der Milch stets kontrolliert werden – entweder durch einen Tropfen auf die Innenseite des Handgelenks oder mit einem speziellen Thermometer. Optimal ist eine Trinktemperatur von etwa 37 °C, die der Körpertemperatur entspricht [2].
Präventionstipps für den Alltag
- Muttermilch nach dem Auftauen langsam im Kühlschrank über mehrere Stunden temperieren und erst dann im Wasserbad erwärmen.
- Vorrat so portionieren, dass kleine Mengen aufgetaut und verwendet werden können.
- Klare Regeln in der Familie kommunizieren, um Fehler beim Erwärmen (z. B. versehentliches Erhitzen in der Mikrowelle) zu vermeiden.
Literatur
- Bransburg-Zabary S, Virozub A, Mimouni FB (2015): Human Milk Warming Temperatures Using a Simulation of Currently Available Storage and Warming Methods. PLOS ONE, 10(6), e0128806. doi: 10.1371/journal.pone.0128806.
- Peila C, Moro GE, Bertino E et al. (2016): The effect of holder pasteurization on nutrients and biologically-active components in donor human milk: A review. Nutrients, 8(8), 477. doi: 10.3390/nu8080477.
- Eidelman AI, Schanler RJ (2022): Breastfeeding and the use of human milk. Pediatrics, 150(1), e2022057988. doi: 10.1542/peds.2022-057988.