Vitamin A in der Stillzeit: Warum das Vitamin für Mutter und Kind so wichtig ist
Vitamin A ist ein lebensnotwendiges fettlösliches Vitamin, das an zahlreichen Wachstums-, Entwicklungs- und Abwehrprozessen beteiligt ist. Während der Stillzeit steigt der Bedarf deutlich an, da über die Muttermilch täglich Vitamin A an den Säugling abgegeben wird. Eine ausreichende Versorgung ist wichtig, um die Leberreserven des Neugeborenen aufzubauen, die Entwicklung der Augen und Schleimhäute zu fördern und die Immunabwehr von Mutter und Kind zu unterstützen [1, 2].
Zufuhrempfehlung und Versorgungssituation
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für stillende Frauen eine tägliche Zufuhr von 1.300 µg Retinoläquivalenten (µg RE). Für nicht stillende Frauen beträgt der Referenzwert 700 µg RE [3]. Der Mehrbedarf liegt damit bei 600 µg RE.
Nach Daten der Nationalen Verzehrsstudie II erreichen etwa 5 % der Frauen in Deutschland die empfohlene Vitamin-A-Zufuhr nicht. Bei diesen Frauen beträgt das Defizit rund 100 µg RE pro Tag, was etwa 14 % unterhalb der Empfehlung liegt. In der Stillzeit vergrößert sich dieses Defizit durch den Mehrbedarf auf bis zu 700 µg RE täglich [4].
Versorgungsstatus in Zahlen:
- Empfohlene Zufuhr für Stillende: 1.300 µg RE/Tag, nicht stillende Frauen: 700 µg RE/Tag
- 5 % der Frauen erreichen die Empfehlung nicht
- Fehlbetrag bei den am schlechtesten versorgten Frauen: 100 µg RE/Tag (14 % der Empfehlung)
- Fehlbetrag bei den am schlechtesten versorgten Stillenden: bis zu 700 µg RE/Tag
Die Top 10 Vitamin-A-Quellen für Stillende
Vitamin A liegt in Lebensmitteln in zwei Formen vor: als Retinol (vor allem in tierischen Produkten, direkt wirksam) und als Provitamin A (Beta-Carotin) in pflanzlichen Lebensmitteln. Beta-Carotin wird im Dünndarm in Vitamin A umgewandelt, wobei der Körper die Umwandlungsrate je nach Bedarf regulieren kann. Um den täglichen Bedarf zu decken, ist eine Kombination aus tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln empfehlenswert. Die folgende Übersicht zeigt die zehn vitamin-A-reichsten Lebensmittel (Angaben als Retinoläquivalenten (RE) pro 100 g, gerundet). Die Werte können je nach Sorte, Herkunft und Verarbeitung leicht variieren [5-7]:
- Rinderleber (gegart): 9.000-12.000 µg RE
- Lebertran: 4.000-10.000 µg RE
- Hering (gegart): 400-700 µg RE
- Thunfisch (Konserve): 500-800 µg RE
- Emmentaler Käse: 250 µg RE
- Butter: 300-400 µg RE
- Vollmilch (3,5 % Fett): 60-120 µg RE
- Karotten (roh): 500-700 µg RE
- Süßkartoffeln (gegart): 500-600 µg RE
- Grünkohl (gegart): 350-450 µg RE
Hinweis:
Leber enthält sehr hohe Retinolmengen und sollte nur gelegentlich und in kleinen Mengen verzehrt werden, da bereits eine Portion von 100 g die sichere Tageshöchstmenge deutlich überschreiten kann.
Pflanzliche Lebensmittel mit Beta-Carotin (Provitamin A) sind dagegen eine sichere Quelle, da der Körper nur so viel Vitamin A bildet, wie benötigt wird.
Funktionen von Vitamin A
Vitamin A erfüllt zahlreiche Aufgaben, die sowohl für die Regeneration der Mutter als auch für die Entwicklung des Kindes entscheidend sind [1, 8, 9]:
- Sehfunktion: Retinal (aktive Form des Vitamins) ist Bestandteil des Sehpurpurs (Rhodopsin) und wichtig für das Dämmerungssehen.
- Zellwachstum und Differenzierung: Reguliert die Entwicklung von Geweben und Organen des Säuglings.
- Immunsystem: Stärkt die körpereigene Abwehr und erhält die Schleimhautbarrieren in Atem- und Verdauungstrakt.
- Haut und Schleimhäute: Fördert die Wundheilung und schützt vor epithelialen Veränderungen.
- Laktation und Regeneration: Unterstützt die Funktion des Brustdrüsengewebes und trägt zur Wiederherstellung mütterlicher Gewebe bei.
Ein Vitamin-A-Mangel kann bei der Mutter zu trockener Haut, Nachtblindheit und erhöhter Infektanfälligkeit führen. Beim Säugling sind Wachstumsstörungen, eine verzögerte Sehentwicklung und ein erhöhtes Infektionsrisiko möglich [2, 9].
Fazit
Vitamin A ist in der Stillzeit ein wesentlicher Nährstoff für die Entwicklung des Säuglings und die Gesundheit der Mutter. Der tägliche Bedarf steigt deutlich an, eine ausreichende Aufnahme über die Ernährung ist daher wichtig. Kritisch wird Vitamin A erst bei übermäßigem Leberverzehr oder der Einnahme hochdosierter Retinolpräparate. Pflanzliche Beta-Carotin-Quellen stellen eine sichere und effektive Möglichkeit dar, den Bedarf zu decken.
Empfehlung zur Supplementation
- Eine Supplementation ist nur bei nachgewiesenem oder wahrscheinlichem Mangel erforderlich.
- Beta-Carotin ist die bevorzugte Form, da keine Überdosierung möglich ist.
- Retinolhaltige Präparate sollten die sichere Obergrenze von 3.000 µg RE/Tag nicht überschreiten.
- Vor einer Supplementation ist eine ärztliche oder ernährungswissenschaftliche Beratung empfehlenswert.
Optimale Nährstoffversorgung in der Stillzeit
Unterstützen Sie die Entwicklung Ihres Babys und Ihre eigene Gesundheit – mit gezielter Supplementierung. Besonders wichtig: Vitamin D, Vitamin B12, Eisen und Jod, Beta-Carotin sowie Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure; DHA/EPA) für Gehirn und Augen.
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Literatur
- Drugs and Lactation Database (LactMed). Vitamin A. National Library of Medicine; 2024.
- Underwood BA. Maternal vitamin A status and its importance in infancy and early childhood. Am J Clin Nutr. 1994 Feb;59(2 Suppl):517S-522S; discussion 522S-524S. doi: 10.1093/ajcn/59.2.517S
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Bonn; 2023.
- Max Rubner-Institut. Nationale Verzehrsstudie II. Karlsruhe; 2008.
- EFSA Panel on Dietetic Products. Dietary Reference Values for Vitamin A. EFSA J. 2015;13(3):4028. doi:10.2903/j.efsa.2015.4028
- Max Rubner-Institut. Bundeslebensmittelschlüssel (BLS), Version 3.02. Karlsruhe; 2021.
- Souci SW, Fachmann W, Kraut H. Food Composition and Nutrition Tables. 9th ed. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2024.
- Fawzi WW, Chalmers TC, Herrera MG, Mosteller F. Vitamin A supplementation and child mortality. A meta-analysis. JAMA. 1993 Feb 17;269(7):898-903
- World Health Organization (WHO). Vitamin A supplementation in postpartum women. Geneva; 2011.
- Rothman KJ, Moore LL, Singer MR, Nguyen US, Mannino S, Milunsky A. Teratogenicity of high vitamin A intake. N Engl J Med. 1995 Nov 23;333(21):1369-73. doi: 10.1056/NEJM199511233332101