Pyridoxin (Vitamin B6) in der Stillzeit: Warum das Vitamin für Mutter und Kind so wichtig ist
Vitamin B6 (Pyridoxin) ist ein wasserlösliches Vitamin, das eine Schlüsselrolle im Eiweiß-, Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel spielt. Es ist essenziell für die Bildung von Neurotransmittern (Botenstoffen des Nervensystems), für das Immunsystem und für die Hämoglobinsynthese (Bildung des roten Blutfarbstoffs) [1]. Während der Stillzeit steigt der Bedarf an Vitamin B6 leicht an, da das Vitamin über die Muttermilch an das Kind abgegeben wird. Eine ausreichende Zufuhr ist daher für die Energieversorgung, die Nervenfunktion und die Entwicklung des Säuglings besonders wichtig [2].
Zufuhrempfehlung und Versorgungssituation
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für stillende Frauen eine tägliche Zufuhr von 1,6 mg Vitamin B6. Zum Vergleich: Nicht-stillende Frauen benötigen 1,4 mg pro Tag [3]. Der Mehrbedarf von 0,2 mg ergibt sich aus der Abgabe des Vitamins über die Muttermilch.
Daten aus der Nationalen Verzehrsstudie II zeigen, dass insbesondere Frauen im mittleren Alter häufig unterversorgt sind: 25 % der Frauen zwischen 35 und 50 Jahren erreichen die empfohlene tägliche Zufuhr von Vitamin B6 nicht [4]. Den am schlechtesten versorgten Frauen fehlen im Durchschnitt 0,4 mg Vitamin B6 pro Tag – ein Defizit von etwa 29 % der empfohlenen Menge. In der Stillzeit steigt dieser Fehlbetrag entsprechend auf 0,6 mg täglich.
Versorgungsstatus in Zahlen:
- Empfohlene Zufuhr für Stillende: 1,6 mg/Tag; nicht-stillende Frauen: 1,4 mg/Tag
- 25 % der Frauen (35-50 Jahre) erreichen die Zufuhrempfehlung nicht
- Fehlbetrag bei den am schlechtesten versorgten Frauen: 0,6 mg/Tag
- Fehlbetrag der am schlechtesten versorgten Stillenden: 0,8 mg/Tag
Die Top 10 Lebensmittelquellen für Vitamin B6
Um den täglichen Bedarf während der Stillzeit zu decken, lohnt sich der gezielte Verzehr von vitamin-B6-reichen Lebensmitteln. Die folgende Übersicht zeigt die zehn besten Quellen (pro 100 g, gerundet). Die Werte können je nach Sorte, Herkunft und Verarbeitung leicht variieren [5-7]:
- Pistazien (geröstet): 1,0 mg
- Sonnenblumenkerne: 1,0 mg
- Lachs (gegart): 0,9 mg
- Hühnerbrust (gegart): 0,7 mg
- Banane: 0,4 mg
- Vollkornreis (gekocht): 0,3 mg
- Avocado: 0,3 mg
- Kartoffeln (gekocht): 0,3 mg
- Haselnüsse: 0,3 mg
- Spinat (gekocht): 0,2 mg
Für Stillende sind vor allem pflanzliche Quellen wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen empfehlenswert, da sie zusätzlich Ballaststoffe und andere Mikronährstoffe liefern. Leber hingegen sollte nur in geringen Mengen verzehrt werden, da ihr hoher Vitamin-A-Gehalt in der Stillzeit problematisch sein kann.
Funktionen von Vitamin B6
Vitamin B6 erfüllt zahlreiche physiologische Aufgaben:
- Aminosäurenstoffwechsel: Pyridoxin ist als Coenzym an der Umwandlung von Aminosäuren beteiligt, die für den Aufbau von Enzymen, Hormonen und Strukturproteinen wichtig sind [8].
- Nervensystem: Es unterstützt die Synthese von Neurotransmittern (Botenstoffen) wie Serotonin, Dopamin und GABA, die Stimmung, Schlaf und Konzentration beeinflussen [9].
- Blutbildung: Vitamin B6 ist an der Hämoglobinsynthese beteiligt und trägt damit zur normalen Bildung der Erythrozyten (rote Blutkörperchen) bei [9].
- Immunsystem: Es stärkt die Immunabwehr durch Förderung der Bildung von Lymphozyten (Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die eine zentrale Rolle in der Immunabwehr spielen) und Antikörpern [10].
Für den Säugling ist Vitamin B6 besonders wichtig für die Gehirnentwicklung und die Regulation des Nervensystems. Ein Mangel kann sich durch Reizbarkeit, Krampfanfälle oder Wachstumsstörungen äußern [11].
Fazit
Vitamin B6 ist für stillende Frauen unverzichtbar, da es an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt ist und über die Muttermilch die gesunde Entwicklung des Säuglings unterstützt. Eine ausgewogene Ernährung mit Vollkornprodukten, Nüssen, Hülsenfrüchten, Fisch und Obst deckt den Bedarf in der Regel gut ab.
Empfehlung zur Supplementation
Eine Supplementation kann sinnvoll sein, wenn:
- die Ernährung einseitig ist oder eine geringe Energieaufnahme besteht,
- Medikamente eingenommen werden, die den Vitamin-B6-Stoffwechsel beeinträchtigen (z. B. orale Kontrazeptiva, bestimmte Antiepileptika),
- Symptome wie Müdigkeit, Reizbarkeit oder Krämpfe auf einen möglichen Mangel hinweisen.
Optimale Nährstoffversorgung in der Stillzeit
Unterstützen Sie die Entwicklung Ihres Babys und Ihre eigene Gesundheit – mit gezielter Supplementierung. Besonders wichtig: Vitamin D, Vitamin B12, Calcium, Eisen, Jod sowie Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure; DHA/EPA) für Gehirn und Augen.
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Literatur
- Bjørke-Monsen AL, Ueland PM. Vitamin B6: a scoping review for Nordic Nutrition Recommendations 2023. Food Nutr Res. 2023 Dec 19;67. doi: 10.29219/fnr.v67.10259
- Dror DK, Allen LH. Interventions with vitamins B6, B12 and C in pregnancy. Paediatr Perinat Epidemiol. 2012 Jul;26 Suppl 1:55-74. doi: 10.1111/j.1365-3016.2012.01277.x
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Bonn: DGE; 2024.
- Max Rubner-Institut. Nationale Verzehrsstudie II: Ergebnisbericht Teil 2. Karlsruhe: MRI; 2008.
- Max Rubner-Institut. Bundeslebensmittelschlüssel (BLS), Version 3.02. Karlsruhe: MRI; 2021.
- U.S. Department of Agriculture, Agricultural Research Service. FoodData Central. Beltsville, MD: USDA; 2019.
- Souci SW, Fachmann W, Kraut H. Food Composition and Nutrition Tables. 9th ed. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2024.
- Leklem JE. Vitamin B-6: a status report. J Nutr. 1990 Nov;120 Suppl 11(4):1503-7. doi: 10.1093/jn/120.suppl_11.1503
- Parra M, Stahl S, Hellmann H. Vitamin B₆ and Its Role in Cell Metabolism and Physiology. Cells. 2018 Jul 22;7(7):84. doi: 10.3390/cells7070084
- Rall LC, Meydani SN. Vitamin B6 and immune competence. Nutr Rev. 1993 Aug;51(8):217-25. doi: 10.1111/j.1753-4887.1993.tb03109.x
- Lockyer F, McCann S, Moore SE. Breast Milk Micronutrients and Infant Neurodevelopmental Outcomes: A Systematic Review. Nutrients. 2021 Oct 28;13(11):3848. doi: 10.3390/nu13113848