Niacin (Vitamin B3) in der Stillzeit: Warum das Vitamin für Mutter und Kind so wichtig ist

Niacin (Vitamin B3) ist ein wasserlösliches Vitamin des B-Komplexes, das eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel spielt. Es wird im Körper aus der Aminosäure Tryptophan gebildet, muss jedoch zusätzlich über die Nahrung zugeführt werden. Während der Stillzeit steigt der Niacinbedarf deutlich an, da das Vitamin über die Muttermilch an das Neugeborene abgegeben wird. Eine ausreichende Versorgung ist essenziell, um den Energiestoffwechsel von Mutter und Kind aufrechtzuerhalten und die Entwicklung des Nervensystems des Säuglings zu unterstützen [1,2].

Zufuhrempfehlung und Versorgungssituation

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für stillende Frauen eine tägliche Zufuhr von 16 mg Niacin-Äquivalenten. Zum Vergleich: Nicht-stillende Frauen benötigen 12-13 mg pro Tag [3]. Der Mehrbedarf ergibt sich aus der Abgabe von Niacin in die Muttermilch sowie aus der erhöhten Stoffwechselaktivität in der Laktationsphase [4].

Laut Daten der Nationalen Verzehrsstudie II erreichen nur 2 % der Frauen die empfohlene tägliche Zufuhr von Niacin nicht – ein insgesamt günstiger Versorgungsstatus [5].

Versorgungsstatus in Zahlen:

  • Empfohlene Zufuhr für Stillende: 16 mg/Tag; nicht-stillende Frauen: 12-13 mg/Tag
  • Niacinaufnahme liegt in allen Altersgruppen oberhalb der Empfehlung
  • Nur 2 % der Frauen erreichen die Empfehlung nicht

Die Top 10 Niacinquellen für Stillende

Um den täglichen Bedarf in der Stillzeit zu decken, lohnt sich ein Blick auf besonders niacinreiche Lebensmittel. Die folgenden Angaben beziehen sich auf den durchschnittlichen Niacingehalt pro 100 g (gerundet). Die Werte können je nach Herkunft und Verarbeitung leicht variieren [6-8]:

  • Thunfisch (gegart): 22 mg
  • Huhn (Brust, gegart): 15 mg
  • Erdnüsse: 12 mg
  • Rindfleisch (mager, gegart): 9 mg
  • Sonnenblumenkerne: 8 mg
  • Lachs (gegart): 8 mg
  • Putenfleisch (gegart): 10 mg
  • Pilze (z. B. Champignons, gegart): 5 mg
  • Vollkornreis (gekocht): 2 mg

Fleisch, Fisch und Hülsenfrüchte sind besonders gute Niacinlieferanten. Für Stillende eignen sich diese Lebensmittel hervorragend, sofern sie hygienisch einwandfrei zubereitet werden. Rohe oder unzureichend gegarte Produkte sollten vermieden werden, um das Infektionsrisiko zu senken.

Funktionen von Niacin

Niacin wird im Körper zu den aktiven Coenzymen Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid (NAD⁺) und Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid-Phosphat (NADP⁺) umgewandelt, die an zahlreichen enzymatischen Reaktionen des Energiestoffwechsels beteiligt sind. Diese Reaktionen sind entscheidend für die ATP-Synthese (Bereitstellung von Energie) in Zellen [9].

Für das gestillte Kind ist Niacin wichtig, um die Entwicklung des Nervensystems, die Funktion der Haut und den Energiestoffwechsel zu unterstützen. Eine Unterversorgung bei der Mutter kann zu Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Hautveränderungen oder Konzentrationsstörungen führen [10]. Ein schwerer Mangel – heute selten – kann Pellagra verursachen, die durch Dermatitis, Diarrhö (Durchfall) und Demenz gekennzeichnet ist [11].

Fazit

Niacin trägt wesentlich zur Energieproduktion und Zellgesundheit bei. In der Stillzeit ist eine ausreichende Versorgung besonders wichtig, um den erhöhten Bedarf durch die Muttermilchabgabe auszugleichen. Eine ausgewogene Ernährung mit Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Nüssen deckt den Bedarf in der Regel zuverlässig.

Empfehlung zur Supplementation

  • Eine Supplementation mit Niacin ist in der Stillzeit in Deutschland in der Regel nicht erforderlich.
  • Eine abwechslungsreiche Ernährung ist in der Regel ausreichend, um den Mehrbedarf zu decken.

Optimale Nährstoffversorgung in der Stillzeit
Unterstützen Sie die Entwicklung Ihres Babys und Ihre eigene Gesundheit – mit gezielter Supplementierung. Besonders wichtig: Vitamin D, Vitamin B12, Calcium, Eisen, Jod sowie Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure; DHA/EPA) für Gehirn und Augen.

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Literatur

  1. Hegyi J, Schwartz RA, Hegyi V. Pellagra: dermatitis, dementia, and diarrhea. Int J Dermatol. 2004 Jan;43(1):1-5. doi: 10.1111/j.1365-4632.2004.01959.x
  2. EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA). Scientific Opinion on Dietary Reference Values for Niacin. EFSA Journal. 2014;12(7):3759. doi:10.2903/j.efsa.2014.3759
  3. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, 2. Auflage. Bonn: DGE; 2021.
  4. Allen LH. Maternal micronutrient status: relation to requirements during lactation. Am J Clin Nutr. 2005;81(5):1240S–1245S. doi:10.1093/ajcn/81.5.1240S
  5. Max Rubner-Institut. Nationale Verzehrsstudie II, Ergebnisbericht Teil 2. Karlsruhe: MRI; 2008.
  6. Max Rubner-Institut. Bundeslebensmittelschlüssel (BLS), Version 3.02. Karlsruhe: MRI; 2021.
  7. U.S. Department of Agriculture, Agricultural Research Service. FoodData Central. Beltsville, MD: USDA; 2019.
  8. Souci SW, Fachmann W, Kraut H. Food Composition and Nutrition Tables. 9th ed. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2024.
  9. Xie N, Zhang L, Gao W, Huang C, Huber PE, Zhou X, Li C, Shen G, Zou B. NAD+ metabolism: pathophysiologic mechanisms and therapeutic potential. Signal Transduct Target Ther. 2020 Oct 7;5(1):227. doi: 10.1038/s41392-020-00311-7
  10. Kirkland JB. Niacin requirements for genomic stability. Mutat Res. 2012 May 1;733(1-2):14-20. doi: 10.1016/j.mrfmmm.2011.11.008
  11. Bogan KL, Brenner C. Nicotinic acid, nicotinamide, and nicotinamide riboside: a molecular evaluation of NAD+ precursor vitamins in human nutrition. Annu Rev Nutr. 2008;28:115-30. doi: 10.1146/annurev.nutr.28.061807.155443