Cobalamin (Vitamin B12) in der Stillzeit: Warum das Vitamin für Mutter und Kind so wichtig ist
Cobalamin (Vitamin B12) ist ein essentielles, wasserlösliches Vitamin, das eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel, bei der Zellteilung und bei der Bildung roter Blutkörperchen (Erythrozyten) spielt. Während der Stillzeit besteht ein erhöhter Bedarf, da das Vitamin über die Muttermilch an das Kind weitergegeben wird. Ein Mangel bei der Mutter kann daher nicht nur ihre eigene Gesundheit beeinträchtigen, sondern auch die Entwicklung des Säuglings gefährden [1].
Zufuhrempfehlung und Versorgungssituation
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für stillende Frauen eine tägliche Zufuhr von 5,5 µg Vitamin B12. Zum Vergleich: Nicht-stillende Frauen benötigen 4,0 µg pro Tag. Der Mehrbedarf von 1,5 µg entsteht, weil Vitamin B12 aktiv in die Muttermilch sezerniert wird, um die Versorgung des Säuglings sicherzustellen [2].
Daten aus der Nationalen Verzehrsstudie II zeigen, dass die Versorgungslage insbesondere bei Frauen kritisch ist: Nur etwa 50 % der Frauen im Alter von 35-50 Jahren erreichen die empfohlene tägliche Zufuhr. Bei den am schlechtesten versorgten Frauen besteht ein Defizit von 2,2 µg Vitamin B12 pro Tag – dies entspricht 55 % der Empfehlung. Für Stillende erhöht sich der Bedarf weiter, sodass der tägliche Fehlbetrag in dieser Gruppe bei 3,8 µg Vitamin B12 liegen kann [3].
Versorgungsstatus in Zahlen:
- Empfohlene Zufuhr für Stillende: 5,5 µg/Tag; nicht-stillende Frauen: 4,0 µg/Tag
- 50 % der Frauen im Alter von 35-50 Jahren unterschreiten die Zufuhrempfehlung
- Fehlbetrag der am schlechtesten versorgten Frauen: 2,2 µg/Tag
- Fehlbetrag der am schlechtesten versorgten Stillenden: 3,8 µg/Tag
Die Top 10 Vitamin-B12-Quellen für Stillende
Um den täglichen Bedarf zu decken, sind vor allem tierische Lebensmittel wichtig, da pflanzliche Produkte von Natur aus kein verwertbares Vitamin B12 enthalten. Die folgenden Lebensmittel gehören zu den besten Quellen (Angaben pro 100 g, gerundet) [4-6]:
- Leber (Rind): 65 µg
- Leber (Kalb): 60 µg
- Hering: 8,5 µg
- Austern: 8 µg
- Makrele: 7,5 µg
- Rindfleisch (mager): 3 µg
- Hühnerei: 2 µg
- Milch (3,5 % Fett): 0,4 µg
- Emmentaler: 3,1 µg
- Joghurt (3,5 % Fett): 0,4 µg
Tierische Lebensmittel wie Fisch, Fleisch, Eier und Milchprodukte sind somit unverzichtbare Quellen. Bei der Auswahl ist jedoch auf die Lebensmittelsicherheit zu achten: Fisch sollte aus quecksilberarmen Sorten wie Lachs, Hering oder Makrele stammen und stets gut durchgegart sein. Auch Fleisch und Eier sollten vollständig gegart und nur pasteurisierte Milchprodukte verwendet werden, um Infektionen mit Listerien oder Salmonellen zu vermeiden. Leber ist zwar besonders reich an Vitamin B12, sollte jedoch aufgrund ihres hohen Vitamin-A-Gehalts nur gelegentlich verzehrt werden.
Vegane Stillende müssen Vitamin B12 zwingend supplementieren, da pflanzliche Lebensmittel keine verwertbaren Mengen enthalten [7].
Funktionen des Mikronährstoffs
Vitamin B12 ist an mehreren lebenswichtigen Prozessen beteiligt:
- Blutbildung: Es unterstützt die Bildung von Erythrozyten und verhindert megaloblastäre Anämien (Blutarmut mit vergrößerten roten Blutkörperchen) [8].
- Nervenfunktion: Es ist notwendig für die Synthese der Myelinscheiden, die die Nervenfasern schützen. Ein Mangel kann neurologische Symptome wie Parästhesien (Kribbeln) und Koordinationsstörungen verursachen [9].
- Zellteilung und DNA-Synthese: Vitamin B12 wirkt gemeinsam mit Folsäure bei der DNA-Synthese und Zellteilung, was insbesondere in der Wachstumsphase des Säuglings von großer Bedeutung ist [10].
Ein Mangel in der Stillzeit kann bei Säuglingen zu Gedeihstörungen, Entwicklungsverzögerungen, Muskelschwäche und schwerwiegenden neurologischen Schädigungen führen [11].
Fazit
Vitamin B12 ist in der Stillzeit unverzichtbar für die Energieproduktion, Zellteilung und die neurologische Entwicklung des Kindes. Eine ausreichende Zufuhr schützt sowohl Mutter als auch Kind vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Empfehlung zur Supplementation
- Stillende mit vegetarischer Ernährung: regelmäßige Einnahme eines Vitamin-B12-Präparats (mind. 5-10 µg täglich).
- Vegane Stillende: Supplementation zwingend erforderlich, da pflanzliche Lebensmittel kein verwertbares Vitamin B12 enthalten.
- Empfohlen werden Präparate mit Cyanocobalamin oder Methylcobalamin, da diese Formen eine hohe Bioverfügbarkeit aufweisen.
- Regelmäßige Kontrolle des Serum-Vitamin-B12-Status (Referenzwert: > 200 pg/ml) zur Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung.
Optimale Nährstoffversorgung in der Stillzeit
Unterstützen Sie die Entwicklung Ihres Babys und Ihre eigene Gesundheit – mit gezielter Supplementierung. Besonders wichtig: Vitamin D, Vitamin B12, Calcium, Eisen, Jod sowie Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure; DHA/EPA) für Gehirn und Augen.
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Literatur
- Allen LH. Causes of vitamin B12 and folate deficiency. Food Nutr Bull. 2008 Jun;29(2 Suppl):S20-34; discussion S35-7. doi: 10.1177/15648265080292S105
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 2. Auflage, Bonn; 2021.
- Max Rubner-Institut. Nationale Verzehrsstudie II, Ergebnisbericht Teil 2. Karlsruhe; 2008.
- Max Rubner-Institut. Bundeslebensmittelschlüssel (BLS) Version 3.02. Karlsruhe; 2021.
- U.S. Department of Agriculture, Agricultural Research Service. FoodData Central. Beltsville, MD; 2019.
- Souci SW, Fachmann W, Kraut H. Food Composition and Nutrition Tables. 9th rev. ed. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2024.
- Pawlak R, Parrott SJ, Raj S, Cullum-Dugan D, Lucus D. How prevalent is vitamin B(12) deficiency among vegetarians? Nutr Rev. 2013 Feb;71(2):110-7. doi: 10.1111/nure.12001
- O'Leary F, Samman S. Vitamin B12 in health and disease. Nutrients. 2010 Mar;2(3):299-316. doi: 10.3390/nu2030299
- Lachner C, Steinle NI, Regenold WT. The neuropsychiatry of vitamin B12 deficiency in elderly patients. J Neuropsychiatry Clin Neurosci. 2012 Winter;24(1):5-15. doi: 10.1176/appi.neuropsych.11020052
- Allen LH. Causes of vitamin B12 and folate deficiency. Food Nutr Bull. 2008 Jun;29(2 Suppl):S20-34; discussion S35-7. doi: 10.1177/15648265080292S105
- Dror DK, Allen LH. Effect of vitamin B12 deficiency on neurodevelopment in infants: current knowledge and possible mechanisms. Nutr Rev. 2008 May;66(5):250-5. doi: 10.1111/j.1753-4887.2008.00031.x