Jod in der Stillzeit: Warum das Spurenelement für Mutter und Kind so wichtig ist

Jod ist ein essenzielles Spurenelement, das der Körper nicht selbst herstellen kann und daher mit der Nahrung aufnehmen muss. In der Stillzeit steigt der Jodbedarf deutlich an, da Jod über die Muttermilch an das Neugeborene weitergegeben wird. Eine ausreichende Versorgung ist entscheidend für die Schilddrüsenfunktion und die normale geistige und körperliche Entwicklung des Kindes [1,2].

Zufuhrempfehlung und Versorgungssituation

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für Stillende eine tägliche Jodzufuhr von 230 µg [3]. Damit liegt der Bedarf etwa 80 µg über dem von nicht stillenden Frauen.

Tatsächlich erreichen jedoch viele Frauen gemäß Nationaler Verzehrsstudie II diese Menge nicht. Ohne die Verwendung von jodiertem Speisesalz verfehlen 90 % der Frauen in Deutschland die Zufuhrempfehlungen [4]. Selbst bei konsequenter Nutzung von jodiertem Speisesalz liegt die Unterversorgung noch bei rund 26 %. Besonders schlecht versorgte Stillende erreichen bis zu 139 µg weniger Jod pro Tag, was rund 39 % unter der Empfehlung liegt [4].

Versorgungsstatus in Zahlen:

  • Zufuhrempfehlung für Stillende: 230 µg/Tag; nicht stillende Frauen: 150 µg/Tag
  • Anteil der Frauen mit Unterversorgung ohne jodiertes Salz: 90 %
  • Anteil der Frauen mit Unterversorgung trotz jodiertem Salz: 26 %
  • Fehlbetrag bei den am schlechtesten versorgten Frauen: bis zu 139 µg/Tag

Die Top 10 Jodquellen für Stillende

Um den täglichen Jodbedarf in der Stillzeit zu decken, lohnt sich ein Blick auf besonders jodhaltige Lebensmittel. Die folgende Übersicht zeigt die 10 reichhaltigsten Quellen (pro 100 g, gerundet). Die Werte können je nach Sorte, Herkunft und Verarbeitung variieren [5-7]:

  • Kabeljau: 300 µg
  • Schellfisch: 260 µg
  • Seelachs: 200 µg
  • Rotbarsch: 160 µg
  • Hering (frisch): 70 µg
  • Garnelen: 130 µg
  • Miesmuscheln: 140 µg
  • Lachs: 50 µg
  • Milch (1,5 % Fett): 15 µg

Fisch und Meeresfrüchte sind die besten natürlichen Jodquellen. Für Stillende gilt es dabei, einige Besonderheiten zu beachten:

  • Quecksilberreiche Arten wie Schwertfisch, Hai oder Großthunfisch sollten gemieden werden, da das Schwermetall über die Muttermilch aufgenommen werden kann.
  • Garnelen und Muscheln liefern zwar viel Jod, sollten aber ausschließlich gut durchgegart verzehrt werden, um Infektionsrisiken zu vermeiden.
  • Rohprodukte wie Sushi, Matjes oder Räucherfisch sind in der Stillzeit nicht so strikt verboten wie in der Schwangerschaft, bergen aber weiterhin ein erhöhtes Infektionsrisiko für die Mutter und sollten deshalb besser eingeschränkt oder gemieden werden.

Besonders Seefischarten wie Kabeljau, Seelachs, Rotbarsch oder Lachs gelten in der Stillzeit als geeignete Jodquellen und können ein- bis zweimal pro Woche auf dem Speiseplan stehen.

Funktionen von Jod in der Stillzeit

Jod ist ein zentraler Baustein der Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Diese Hormone regulieren den Energiestoffwechsel, das Wachstum und die Gehirnentwicklung [1]. Während der Stillzeit beeinflusst die Jodzufuhr der Mutter direkt die Jodkonzentration in der Muttermilch und somit die Versorgung des Kindes [2]. Ein Jodmangel kann bei Säuglingen zu Kretinismus (schwere geistige und körperliche Entwicklungsstörung), vermindertem Wachstum, Hörstörungen und verminderter kognitiver Leistungsfähigkeit führen [8]. Auch für die Mutter bedeutet eine Unterversorgung ein erhöhtes Risiko für Struma (Schilddrüsenvergrößerung) und Funktionsstörungen [3].

Fazit

Jod ist in der Stillzeit von besonderer Bedeutung, da Mutter und Kind gleichermaßen von einer ausreichenden Versorgung abhängen. Angesichts der hohen Unterversorgungsraten in Deutschland sollten Stillende besonders auf eine jodreiche Ernährung und die konsequente Verwendung von jodiertem Speisesalz achten.

Empfehlung zur Supplementation

  • Die DGE empfiehlt Stillenden die tägliche Einnahme eines Jodpräparats mit 100 µg, zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung [3].
  • Supplemente sind besonders dann notwendig, wenn wenig Fisch verzehrt oder jodiertes Salz nicht regelmäßig genutzt wird.
  • Bei bekannten Schilddrüsenerkrankungen sollte die Supplementation ärztlich abgeklärt werden.

Optimale Nährstoffversorgung in der Stillzeit
Unterstützen Sie die Entwicklung Ihres Babys und Ihre eigene Gesundheit – mit gezielter Supplementierung. Besonders wichtig: Vitamin D, Vitamin B12, Calcium, Eisen, Jod sowie Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure; DHA/EPA) für Gehirn und Augen.

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Weitere Informationen zu Jod und dessen Funktionen erhalten Sie im DocMedicus Vitalstofflexikon.

Literatur

  1. Zimmermann MB. Iodine deficiency. Endocr Rev. 2009 Jun;30(4):376-408. doi: 10.1210/er.2009-0011
  2. Leung AM, Pearce EN, Braverman LE. Iodine nutrition in pregnancy and lactation. Endocrinol Metab Clin North Am. 2011 Dec;40(4):765-77. doi: 10.1016/j.ecl.2011.08.001
  3. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 2. Auflage, 2021.
  4. Johner SA, Thamm M, Schmitz R, Remer T. Examination of iodine status in the German population: an example for methodological pitfalls of the current approach of iodine status assessment. Eur J Nutr. 2016 Apr;55(3):1275-82. doi: 10.1007/s00394-015-0941-y
  5. Max Rubner-Institut. Bundeslebensmittelschlüssel (BLS), Version 3.02. Karlsruhe: MRI; 2021.
  6. U.S. Department of Agriculture, Agricultural Research Service. FoodData Central, 2019.
  7. Souci SW, Fachmann W, Kraut H. Food composition and nutrition tables. 9th ed. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2024.
  8. Delange F. The disorders induced by iodine deficiency. Thyroid. 1994 Spring;4(1):107-28. doi: 10.1089/thy.1994.4.107