Riboflavin (Vitamin B2) in der Stillzeit: Warum das Vitamin für Mutter und Kind so wichtig ist

Riboflavin (Vitamin B2) ist ein wasserlösliches Vitamin aus dem B-Komplex, das eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel spielt. Es wird für die Umwandlung von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen in Energie benötigt und ist entscheidend für die Funktion zahlreicher Enzyme (sogenannte Flavoproteine). Während der Stillzeit steigt der Bedarf an Riboflavin, da das Vitamin über die Muttermilch an das Neugeborene abgegeben wird und für dessen Wachstum und Zellteilung von Bedeutung ist [1].

Zufuhrempfehlung und Versorgungssituation

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für stillende Frauen eine tägliche Riboflavin-Zufuhr von 1,4 mg. Zum Vergleich: Nicht-stillende Frauen benötigen 1,0 mg pro Tag. Der Mehrbedarf von rund 0,4 mg ergibt sich durch die Abgabe von Vitamin B2 in die Muttermilch, um die Versorgung des Säuglings sicherzustellen [2].

Daten der Nationalen Verzehrsstudie II zeigen, dass die Riboflavinversorgung in Deutschland nicht immer ausreichend ist: Rund 26 % der Frauen erreichen die empfohlene tägliche Zufuhr nicht. Bei den am schlechtesten versorgten Frauen besteht ein Defizit von 0,4 mg täglich, was einer Unterversorgung von etwa 33 % entspricht. Für stillende Frauen mit dem zusätzlichen Mehrbedarf bedeutet dies ein potenzielles Defizit von bis zu 0,8 mg Riboflavin pro Tag [3].

Versorgungsstatus in Zahlen:

  • Empfohlene Zufuhr für Stillende: 1,4 mg/Tag; nicht-stillende Frauen: 1,0 mg/Tag
  • 26 % der Frauen erreichen die Empfehlung nicht.
  • Fehlbetrag der am schlechtesten versorgten Frauen: 0,4 mg/Tag
  • Fehlbetrag der am schlechtesten versorgten Stillenden: 0,8 mg/Tag

Die Top 10 Riboflavinquellen für Stillende

Um den täglichen Bedarf in der Stillzeit zu decken, lohnt sich der regelmäßige Verzehr riboflavinreicher Lebensmittel. Besonders Milchprodukte, Fleisch und Hülsenfrüchte liefern nennenswerte Mengen. Die folgende Übersicht zeigt die 10 riboflavinreichsten Lebensmittel (pro 100 g, gerundet). Die Werte können je nach Sorte, Anbaugebiet und Verarbeitung leicht variieren [4–6]:

  • Rinderleber: 3,0 mg (Schwangere sollten Leber wegen des hohen Vitamin-A-Gehalts meiden, Stillende nur in kleinen Mengen)
  • Hefeextrakt: 2,5 mg
  • Mandeln: 1,1 mg
  • Weizenkeime: 0,9 mg
  • Käse (z. B. Emmentaler): 0,6 mg
  • Lachs: 0,5 mg
  • Eier: 0,45 mg
  • Milch: 0,18 mg
  • Naturjoghurt: 0,15 mg
  • Brokkoli (gekocht): 0,12 mg

Tierische Produkte liefern Riboflavin in besonders gut verfügbarer Form. Für vegetarisch oder vegan lebende Stillende sind angereicherte Pflanzendrinks, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte wichtige Alternativen. Leber enthält zwar sehr viel Vitamin B2, sollte in der Stillzeit jedoch nur gelegentlich und in kleinen Mengen verzehrt werden, da sie zugleich hohe Mengen an Vitamin A enthält, dessen Überversorgung problematisch sein kann.

Funktionen von Riboflavin

Riboflavin ist als Vorstufe der Coenzyme FMN (Flavinmononukleotid) und FAD (Flavinadenindinukleotid) an zahlreichen Redoxreaktionen im Energiestoffwechsel beteiligt. Es unterstützt die Funktion der Mitochondrien (Kraftwerke der Zelle) und trägt somit zur Energiegewinnung in Muskeln, Gehirn und Nerven bei [7]. Zudem ist Riboflavin wichtig für die Aufrechterhaltung gesunder Schleimhäute, die Augengesundheit sowie den Abbau oxidativer Stressfaktoren. Ein Mangel kann zu Symptomen wie Cheilitis angularis (Mundwinkelrhagaden), Glossitis (Zungenentzündung) oder Hautveränderungen führen [8].

Für Säuglinge ist Riboflavin essenziell für das Wachstum und die Entwicklung des zentralen Nervensystems. Ein unzureichender Riboflavinstatus der Mutter kann daher langfristig die kindliche Entwicklung beeinträchtigen [9].

Fazit

Vitamin B2 ist für Stillende unverzichtbar, da es den Energiehaushalt unterstützt, das Immunsystem stärkt und zur gesunden Entwicklung des Säuglings beiträgt. Aufgrund des erhöhten Bedarfs und der nicht immer optimalen Zufuhr über die Ernährung sollte besonders in der Stillzeit auf eine ausreichende Riboflavin-Zufuhr geachtet werden.

Empfehlung zur Supplementation

  • Bei einseitiger Ernährung oder veganer Kost kann eine Supplementierung sinnvoll sein.
  • Präparate sollten 1,4-2,0 mg Riboflavin pro Tag enthalten.
  • Eine Überdosierung ist bei wasserlöslichem Vitamin B2 unwahrscheinlich, da Überschüsse über den Urin ausgeschieden werden.
  • Die Einnahme sollte möglichst zu einer Mahlzeit erfolgen, um die Aufnahme zu verbessern.

Optimale Nährstoffversorgung in der Stillzeit
Unterstützen Sie die Entwicklung Ihres Babys und Ihre eigene Gesundheit – mit gezielter Supplementierung. Besonders wichtig: Vitamin D, Vitamin B12, Calcium, Eisen, Jod sowie Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure; DHA/EPA) für Gehirn und Augen.

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Literatur

  1. Powers HJ. Riboflavin (vitamin B-2) and health. Am J Clin Nutr. 2003 Jun;77(6):1352-60. doi: 10.1093/ajcn/77.6.1352
  2. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Bonn: DGE; 2021.
  3. Max Rubner-Institut. Nationale Verzehrsstudie II: Ergebnisbericht Teil 2. Karlsruhe: MRI; 2008.
  4. Max Rubner-Institut. Bundeslebensmittelschlüssel (BLS) Version 3.02. Karlsruhe: MRI; 2021.
  5. U.S. Department of Agriculture, Agricultural Research Service. FoodData Central. Beltsville, MD: USDA; 2019.
  6. Souci SW, Fachmann W, Kraut H. Food Composition and Nutrition Tables. 9th ed. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2024.
  7. Ashoori M, Saedisomeolia A. Riboflavin (vitamin B₂) and oxidative stress: a review. Br J Nutr. 2014 Jun 14;111(11):1985-91. doi: 10.1017/S0007114514000178
  8. Zhang B, Hou S, Tang J. Riboflavin Deficiency and Apoptosis: A Review. J Nutr. 2025 Jan;155(1):27-36. doi: 10.1016/j.tjnut.2024.10.05
  9. Cortés-Albornoz MC, García-Guáqueta DP, Velez-van-Meerbeke A, Talero-Gutiérrez C. Maternal Nutrition and Neurodevelopment: A Scoping Review. Nutrients. 2021 Oct 8;13(10):3530. doi: 10.3390/nu13103530