Biotin in der Stillzeit: Warum das Vitamin für Mutter und Kind so wichtig ist
Biotin, auch bekannt als Vitamin B7 oder Vitamin H, ist ein wasserlösliches Vitamin aus dem B-Komplex, das eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel spielt. Es ist für die Umwandlung von Nahrungsenergie in körpereigene Energie unverzichtbar und unterstützt das Wachstum sowie die Funktion von Haut, Haaren und Nägeln. Während der Stillzeit steigt der Biotinbedarf leicht an, da das Vitamin in die Muttermilch übergeht und dem Säugling zur Verfügung gestellt wird [1]. Eine ausreichende Versorgung ist daher für Mutter und Kind gleichermaßen wichtig.
Zufuhrempfehlung und Versorgungssituation
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für stillende Frauen eine tägliche Zufuhr von 45 µg Biotin. Zum Vergleich: Nicht-stillende Erwachsene benötigen 40 µg pro Tag [2]. Der Mehrbedarf von 5 µg ergibt sich durch die Abgabe des Vitamins in die Muttermilch.
Daten aus der Nationalen Verzehrsstudie II zeigen, dass Frauen in Deutschland durchschnittlich 40 µg Biotin pro Tag aufnehmen – und damit leicht unter der Empfehlung für Stillende liegen [3]. Zwar besteht für die Bevölkerung insgesamt kein Hinweis auf einen kritischen Versorgungsstatus, doch können Stillende durch ihren erhöhten Bedarf an die untere Grenze der ausreichenden Versorgung geraten. Eine bewusste Auswahl biotinhaltiger Lebensmittel ist daher empfehlenswert.
Versorgungsstatus in Zahlen:
- Empfohlene Zufuhr für Stillende: 45 µg/Tag; nicht stillende Frauen: 40 µg/Tag
- Durchschnittliche Zufuhr von Frauen: 40 µg/Tag
Die Top 10 Biotinquellen für Stillende
Um den täglichen Bedarf in der Stillzeit zu decken, lohnt sich ein Blick auf besonders biotinreiche Lebensmittel. Die folgende Übersicht zeigt die 10 biotinreichsten Lebensmittel (pro 100 g, gerundet). Die Werte können je nach Sorte, Anbaugebiet und Verarbeitung leicht variieren [4-6]:
- Hefe (getrocknet): 200 µg
- Leber (Rind): 100 µg
- Sojabohnen (getrocknet): 60 µg
- Eigelb: 50 µg
- Haferflocken: 20 µg
- Erdnüsse: 35 µg
- Mandeln: 25 µg
- Linsen (gekocht): 19 µg
- Vollkornbrot: 15 µg
- Banane: 6 µg
Leber ist zwar eine hervorragende Biotinquelle, sollte jedoch in der Stillzeit nur in Maßen verzehrt werden, da sie sehr hohe Mengen an Vitamin A enthält. Regelmäßige Portionen aus pflanzlichen Quellen wie Hülsenfrüchten, Nüssen und Vollkornprodukten sind hingegen unbedenklich und tragen zur täglichen Versorgung bei.
Funktionen von Biotin
Biotin fungiert als Cofaktor für mehrere Carboxylasen – Enzyme, die an zentralen Stoffwechselwegen beteiligt sind. Es spielt eine Schlüsselrolle bei der Glukoneogenese (Neubildung von Glukose), der Fettsäuresynthese und dem Abbau verzweigter Aminosäuren [7]. Für die stillende Frau bedeutet dies eine Unterstützung des Energiestoffwechsels und eine stabile Nährstoffversorgung.
Für das gestillte Kind ist Biotin essenziell für Wachstum, Nervensystem und Hautgesundheit. Ein Mangel – der in Industrieländern sehr selten auftritt – kann zu Hautveränderungen (seborrhoische Dermatitis), Haarausfall und Entwicklungsstörungen führen [8].
Fazit
Biotin ist während der Stillzeit unverzichtbar, um den erhöhten Stoffwechselbedarf von Mutter und Kind zu decken. Eine abwechslungsreiche, vollwertige Ernährung mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Eiern, Nüssen und Gemüse deckt den Bedarf in der Regel zuverlässig.
Empfehlung zur Supplementation
- Eine Supplementation ist in der Regel nicht notwendig, da Biotin in vielen Lebensmitteln enthalten ist.
- Bei unausgewogener Ernährung oder erhöhtem Energiebedarf (z. B. Mehrlingsstillen, veganer Ernährung) kann eine zusätzliche Zufuhr sinnvoll sein.
Optimale Nährstoffversorgung in der Stillzeit
Unterstützen Sie die Entwicklung Ihres Babys und Ihre eigene Gesundheit – mit gezielter Supplementierung. Besonders wichtig: Vitamin D, Vitamin B12, Calcium, Eisen, Jod sowie Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure; DHA/EPA) für Gehirn und Augen.
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Literatur
- Said HM. Biotin: biochemical, physiological and clinical aspects. Subcell Biochem. 2012;56:1-19. doi: 10.1007/978-94-007-2199-9_1
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 2. Auflage. Bonn: DGE; 2023.
- Max Rubner-Institut (MRI). Nationale Verzehrsstudie II: Ergebnisbericht Teil 2. Karlsruhe: MRI; 2008.
- Max Rubner-Institut. Bundeslebensmittelschlüssel (BLS) Version 3.02. Karlsruhe: MRI; 2021.
- U.S. Department of Agriculture, Agricultural Research Service. FoodData Central. Beltsville, MD: USDA; 2019.
- Souci SW, Fachmann W, Kraut H. Food Composition and Nutrition Tables. 9th ed. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2024.
- Mock DM, Stadler DD, Stratton SL, Mock NI. Biotin status assessed longitudinally in pregnant women. J Nutr. 1997 May;127(5):710-6. doi: 10.1093/jn/127.5.710
- Zempleni J, Wijeratne SS, Hassan YI. Biotin. Biofactors. 2009 Jan-Feb;35(1):36-46. doi: 10.1002/biof.8