Niacin (Vitamin B3) in der Schwangerschaft: Wie viel brauchen Mutter und Kind?
Niacin (Vitamin B3) ist ein Sammelbegriff für Nicotinsäure und Nicotinamid. Es spielt eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel, da es als Bestandteil der Coenzyme NAD und NADP an zahlreichen Redoxreaktionen beteiligt ist [1]. In der Schwangerschaft steigt der Niacinbedarf ab dem 4. Monat um 2 mg/Tag, um den erhöhten Energieumsatz und die Entwicklung des Fetus zu unterstützen [2].
Zufuhrempfehlung und Versorgungssituation
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für erwachsene Frauen eine tägliche Zufuhr von 12 mg Niacin-Äquivalenten und für Schwangere 14-16 mg/Tag (2. Trimester: 14 mg/Tag; 3. Trimester: 16 mg/Tag) [2].
Laut der Nationalen Verzehrsstudie II wird diese Empfehlung in Deutschland praktisch durchgehend erreicht: Nur 1 % der Männer und 2 % der Frauen unterschreiten die empfohlene Zufuhr [3]. Schwangere erreichen den empfohlenen Mehrbedarf ebenfalls zuverlässig.
Versorgungsstatus in Zahlen:
- DGE-Empfehlung: Frauen 12 mg/Tag, Schwangere 14-16 mg/Tag (2. Trimester: 14 mg/Tag; 3. Trimester: 16 mg/Tag)
- 2 % der Frauen erreichen die Empfehlung nicht
- Niacinaufnahme liegt in allen Altersgruppen oberhalb der Empfehlung
Die Top 10 Niacinquellen für Schwangere
Um den täglichen Bedarf während der Schwangerschaft sicherzustellen, ist es hilfreich, besonders niacinreiche Lebensmittel zu kennen. Die folgende Übersicht zeigt die 10 niacinreichsten Lebensmittel (pro 100 g, gerundet). Die Werte können je nach Sorte, Herkunft und Verarbeitung variieren [4-6]:
- Thunfisch (gegart): 22 mg
- Huhn (Brust, gegart): 15 mg
- Erdnüsse: 12 mg
- Rindfleisch (mager, gegart): 9 mg
- Sonnenblumenkerne: 8 mg
- Lachs (gegart): 8 mg
- Putenfleisch (gegart): 10 mg
- Pilze (z. B. Champignons, gegart): 5 mg
- Vollkornreis (gekocht): 2 mg
Besonders empfehlenswert sind mageres Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkornprodukte, da sie nicht nur reich an Niacin, sondern auch an weiteren wichtigen Mikronährstoffen sind.
Funktionen von Niacin
Niacin ist für die Bildung von NAD (Nicotinamidadenindinukleotid) und NADP (Nicotinamidadenindinukleotidphosphat) essenziell. Diese Coenzyme sind für mehr als 200 enzymatische Reaktionen von Bedeutung, insbesondere für:
- Energiestoffwechsel (Kohlenhydrate, Fette, Aminosäuren)
- DNA-Synthese und -Reparatur
- Antioxidative Abwehr [1,7]
In der Schwangerschaft ist eine ausreichende Versorgung wichtig, um die Zellteilung, das Wachstum und die Organentwicklung des Kindes sicherzustellen. Ein ausgeprägter Niacinmangel kann Pellagra verursachen, die mit Dermatitis, Diarrhoe und Demenz einhergeht, ist in Deutschland jedoch äußerst selten [8].
Fazit
Niacin ist für den Energiestoffwechsel von Mutter und Kind unentbehrlich. Schwangere haben einen leicht erhöhten Bedarf, der in Deutschland jedoch zuverlässig über die Ernährung gedeckt wird. Durch den Verzehr von magerem Fleisch, Fisch, Nüssen und Vollkornprodukten lässt sich die Versorgung problemlos sicherstellen.
Empfehlung zur Supplementation
- Eine Supplementation mit Niacin ist in der Schwangerschaft in Deutschland in der Regel nicht erforderlich.
- Eine abwechslungsreiche Ernährung ist in der Regel ausreichend, um den Mehrbedarf zu decken.
Weitere Informationen zu Niacin und dessen Funktionen erhalten Sie im DocMedicus Vitalstofflexikon.
Literatur
- Penberthy WT, Kirkland JB. Niacin. In: Erdman JW Jr, Macdonald IA, Zeisel SH, editors. Present Knowledge in Nutrition. 10th ed. Hoboken (NJ): Wiley-Blackwell; 2012. p. 293-306. doi: 10.1002/9781119946045.ch19
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Bonn: DGE; 2021.
- Max Rubner-Institut. Nationale Verzehrsstudie II, Ergebnisbericht Teil 2. Karlsruhe: MRI; 2008.
- Max Rubner-Institut. Bundeslebensmittelschlüssel (BLS), Version 3.02. Karlsruhe: MRI; 2021.
- U.S. Department of Agriculture, Agricultural Research Service. FoodData Central. Beltsville, MD: USDA; 2019.
- Souci SW, Fachmann W, Kraut H. Food Composition and Nutrition Tables. 9th revised ed. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2024.
- Zhao Y, Lu Y, Zhang Y, Sun J, Li W, Cai L, Jin L. NAD+ Metabolism Maintains the Homeostasis of Decidual Macrophages in Early Pregnancy. FASEB J. 2025 Jun 15;39(11):e70674. doi: 10.1096/fj.202500462R
- Hegyi J, Schwartz RA, Hegyi V. Pellagra: dermatitis, dementia, and diarrhea. Int J Dermatol. 2004 Jan;43(1):1-5. doi: 10.1111/j.1365-4632.2004.01959.x