Sexualität und Altern
Die nachweisbar wichtige Rolle des Ehestandes als Beispiel einer dauerhaften, bedeutungsvollen Beziehung und die ebenso wichtigen Funktionen eines aktiven Sexlebens sind eine weitere Instanz von emotionalen, sozialen und verhaltenspsychologischen Feedback-Mechanismen, die direkte positive Auswirkungen auf der physiologischen Ebene haben. So wird der emotionale Rückhalt, der dem Individuum in einer positiven Beziehung geboten wird, zu einem Schlüsselfaktor sowohl im Sinne einer reduzierten Stressresponses und einem schnelleren Stressabbau als auch in der erhöhten Bereitschaft zu gesundheitsfördernden Verhaltensweisen.
Ein aktives Sexleben hat eine positive Auswirkung auf den Erhalt funktioneller Integrität, insbesondere der regulatorischen Systeme in allen Alterslagen des erwachsenen Menschen. Eine sexuelle Aktivität im Alter ist zudem mit einem weitaus höheren allgemeinen Wohlbefinden assoziiert [1]. So ist entgegen der allgemeinen Vorstellung ein sexuell aktives Leben bis ins hohe Alter sowohl bei Männern als auch bei Frauen nicht nur möglich, sondern wünschenswert.
Gemeinschaft, Intimität, Sexualität und intellektuelle Stimulation sind von großer psychologischer und physiologischer Bedeutung in allen Phasen des adulten Lebens, insbesondere aber im Alter. Lebensqualität im Alter, die durch das Vorhandensein oder die Abwesenheit dieser Elemente entscheidend mitbestimmt wird, ist von ausschlaggebender Bedeutung für den weiteren Verlauf des Alterungsprozesses und die verbleibende Lebenserwartung des alten, ebenso aber auch des alternden Menschen.
Die Bedeutung der Sexualität und ihr Verhältnis zu den Mechanismen des Alterns in den verschiedenen Lebensphasen des Mannes und der Frau wird an späterer Stelle eingehend behandelt.
Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring
Literatur
- Smith L et al.: Sexual Activity is Associated with Greater Enjoyment of Life in Older Adults. Sex Med. 2019 Mar;7(1):11-18 doi: 10.1016/j.esxm.2018.11.001