Oralsex bei der Frau (Cunnilingus, „Lecken“) – Stimulation, Orgasmus und Hygiene
Cunnilingus (Lecken) bezeichnet die orale Stimulation der weiblichen Genitalien (Vulva (äußere Geschlechtsorgane) und Klitoris (Kitzler)). Die Praktik wird meist von Männern an Frauen ausgeübt, ist aber ebenso Teil gleichgeschlechtlicher Sexualität.
Epidemiologische Daten zeigen, dass mehr als zwei Drittel der Frauen in westlichen Ländern Cunnilingus empfangen haben, während ein ähnlich hoher Anteil von Männern angibt, diese Praktik auszuüben [1].
Für viele Frauen ist sie eine der effektivsten Möglichkeiten, den Orgasmus (Höhepunkt) zu erreichen.
Praktische Ausführung und Techniken
1. Grundpositionen
- Partner zwischen den Beinen liegend – die klassische und am häufigsten verwendete Position.
- 69-Position – gleichzeitige gegenseitige orale Stimulation.
- Seitlage – ermöglicht entspannteres, länger andauerndes Lecken.
- Sitzend auf dem Gesicht des Partners – intensivere Stimulation durch mehr Kontrolle seitens der Frau.
2. Stimulation der Klitoris
- Direkter Kontakt – vorsichtiges Lecken oder Saugen an der Klitoris (Kitzler); bei vielen Frauen hochintensiv, aber auch schnell überstimulierend.
- Indirekter Kontakt – Stimulation über die Klitorisvorhaut („Kapuze“), häufig als angenehmer empfunden, da sanfter.
- Kombination von Zunge und Lippen – rhythmisches Saugen und Kreisen.
3. Variation der Zungenbewegungen
- Lineare Bewegungen (hoch/runter oder seitlich) – gleichmäßig und vorhersehbar, oft für den Orgasmusaufbau geeignet.
- Kreisbewegungen – besonders stimulierend, wenn variabel in Richtung und Tempo.
- Buchstaben-Technik – das Nachzeichnen von Buchstaben mit der Zungenspitze, um Vielfalt und Überraschung zu erzeugen.
- Druckvariation – Wechsel von sanften zu festeren Bewegungen steigert die Erregung.
4. Kombination mit manueller Stimulation
- Penetration mit Fingern (Einführen von Fingern in die Scheide oder den After) kann den Orgasmus verstärken, insbesondere bei gleichzeitiger Klitorisstimulation.
- Stimulation der inneren Schamlippen oder des Damms (Bereich zwischen Scheide und After) verstärkt die Wahrnehmung.
- Einbeziehen weiterer erogener Zonen (z. B. Brustwarzen, Oberschenkelinnenseiten) intensiviert das Gesamterlebnis.
5. Atem- und Stimmlaut-Techniken
- Gezieltes Anhauchen der Vulva (äußere Geschlechtsorgane) kann erregend wirken.
- Summen oder Vibration mit den Lippen wird von einigen Frauen als besonders stimulierend beschrieben.
Orgasmus und psychosexuelle Bedeutung
- Über 70 % der Frauen erreichen den Orgasmus (Höhepunkt) durch klitorale Stimulation, während vaginale Penetration (Geschlechtsverkehr durch die Scheide) allein nur bei ca. 20-30 % effektiv ist [2].
- Cunnilingus (Lecken) gilt daher als eine der zuverlässigsten Methoden zur Orgasmuserreichung.
- Psychologisch verstärkt die Praktik Gefühle von Hingabe, Intimität und Wertschätzung in der Partnerschaft.
Risiken und gesundheitliche Aspekte
- Infektionsrisiken:
- Mögliche Übertragung von HPV (humane Papillomaviren), HSV (Herpes-simplex-Virus), Gonorrhö (Tripper), Syphilis (Lues) und HIV (AIDS) [3].
- HPV gilt als wichtigster Risikofaktor für Oropharynxkarzinome (Krebs im Rachenbereich).
- Prävention:
- Verwendung von Lecktüchern (Dental Dams, spezielles Schutzmaterial) reduziert das Risiko signifikant, ist jedoch selten verbreitet.
- HPV-Impfung und regelmäßige gynäkologische Vorsorge senken das Risiko.
- Verletzungsrisiko: gering; Zahneinsatz sollte vermieden werden.
Hygiene
- Normale Intimhygiene ist ausreichend.
- Störend oder riskant können parfümierte Intimprodukte sein, da sie die Schleimhautflora verändern.
- Gute Mundhygiene des Partners reduziert das Risiko von Infektionen.
Fazit
Cunnilingus (Lecken) ist eine verbreitete und für viele Frauen zentrale Sexualpraktik. Die differenzierte Anwendung verschiedener Zungen-, Lippen- und Positionstechniken macht ihn besonders effektiv für die Orgasmuserreichung. Die gesundheitlichen Risiken sind moderat, können aber durch einfache Maßnahmen wie HPV-Impfung, Dental Dams und Hygiene deutlich reduziert werden.
Literatur
- Herbenick D et al.: Sexual diversity in the United States: Results from a nationally representative probability sample of adult women and men. PLoS One. 2017;12(7):e0181198. doi: 10.1371/journal.pone.0181198
- Frederick DA, John H, Garcia JR. Differences in orgasm frequency among gay, lesbian, bisexual, and heterosexual men and women in a U.S. national sample. Arch Sex Behav. 2018;47(1):273-288. doi: 10.1007/s10508-017-0939-z
- D’Souza G et al.: Oral sexual behaviors associated with prevalent oral human papillomavirus infection. J Infect Dis. 2009;199(9):1263-1269. doi: 10.1086/597755