Die besten Sexstellungen zum Schwangerwerden – was wirklich hilft
Paare mit Kinderwunsch fragen sich oft, ob bestimmte Stellungen oder Verhaltensweisen die Empfängnis (Schwangerschaft) fördern. Dieser Artikel (Stand: 2025) integriert wissenschaftliche Erkenntnisse (2002-2025) mit aktuellen Leitlinien (ESHRE – Europäische Gesellschaft für Reproduktionsmedizin, ASRM – Amerikanische Gesellschaft für Reproduktionsmedizin, NICE – britisches Institut für klinische Leitlinien) und bietet evidenzbasierte Empfehlungen.
Evidenzlage und Leitlinienbefunde
- Stellungen und postkoitales Verhalten
Studien zeigen, dass Stellung und Liegedauer nach dem Geschlechtsverkehr keinen signifikanten Einfluss auf die Empfängnis (Schwangerschaft) haben [1]. Leitlinien (u. a. ESHRE, ASRM, NICE) bestätigen, dass diese Maßnahmen nicht empfohlen sind, aber auch nicht schaden [3, 5]. - Spermienqualität (Samenqualität) und Lebensstil
Die Empfängniswahrscheinlichkeit hängt wesentlich von der Samenqualität (Spermaqualität) ab. Für die Beurteilung gelten die WHO-Standards der 6. Auflage (u. a. progressive Motilität (Beweglichkeit) ≥ 32 %, Konzentration (Spermienanzahl) ≥ 15 Mio./ml) [2]. Lebensstilmaßnahmen wie Vermeidung von Überhitzung (erhöhte Hodentemperatur), Rauch- und Alkoholverzicht sowie Gewichtsnormalisierung sind sinnvoll und in Leitlinien adressiert [5]. - Subfertile Paare (eingeschränkte Fruchtbarkeit) und Diagnostik
ESHRE, ASRM und NICE empfehlen: Nach 12 Monaten (bzw. nach 6 Monaten bei Frauen ≥ 35 Jahren) ungeschützten Geschlechtsverkehrs ohne Schwangerschaft sollten weitere Untersuchungen erfolgen (u. a. Spermiogramm (Spermauntersuchung), Ovulationsdiagnostik (Eisprunguntersuchung), Tubendiagnostik (Eileiterdurchgängigkeit)) [3, 4, 5].
Empfehlungen im Leitlinienkontext
- Sexfrequenz
Geschlechtsverkehr alle 1-2 Tage während des fruchtbaren Zeitfensters (etwa 5 Tage vor bis zum Tag des Eisprungs) ist effektiv [1, 3, 5]. - Stellung
Bequeme Stellungen mit tiefem Eindringen (z. B. Missionars-, Reiter- oder Hündchenstellung) sind akzeptabel – eine nachweisliche Überlegenheit einer bestimmten Stellung besteht nicht [1, 3]. - Nach dem Verkehr
Ein kurzes Ruhigliegen (5-10 Minuten) ist optional; entscheidend ist, dass keine spülende Intimhygiene unmittelbar danach angewendet wird [1, 5]. - Lebensstiloptimierung
- Männer: Vermeidung von Überhitzung (z. B. Sauna), Rauch- und Alkoholverzicht, normales Körpergewicht [5].
- Frauen: Gesunde Ernährung, Zyklusmonitoring (Menstruationszyklus-Beobachtung), ggf. Therapie hormoneller Störungen [5].
- Supplementierung (Nahrungsergänzung):
- Folsäure (Vitamin B9): 0,4 mg/Tag ab Kinderwunsch bis Ende der 12. Schwangerschaftswoche; bei Hochrisiko (z. B. Z. n. Neuralrohrdefekt (Fehlbildung des Nervensystems), Einnahme bestimmter Medikamente wie Antiepileptika) 5 mg/Tag [5].
- Iodid (Jod): 100-150 µg/Tag zusätzlich (Gesamtzufuhr ca. 200-250 µg/Tag), sofern keine ausreichende Jodversorgung gewährleistet ist [5].
- Vitamin D (Cholecalciferol): Supplementierung nur bei nachgewiesenem Mangel, Zielspiegel ≥ 50 nmol/l; keine routinemäßige Einnahme empfohlen [3, 5].
- Männer: Bei eingeschränkter Spermienqualität (Spermaqualität) kann ein Therapieversuch mit Coenzym Q10 (100-200 mg/Tag) oder L-Carnitin (2-3 g/Tag) erwogen werden; die Evidenz für eine Verbesserung der Schwangerschaftsrate ist jedoch begrenzt [3, 4].
- Subfertile Paare (eingeschränkte Fruchtbarkeit)
Nach ≥ 12 Monaten bzw. ≥ 6 Monaten bei Frauen ≥ 35 Jahren: reproduktionsmedizinische Abklärung gemäß Leitlinien [3, 4, 5].
Fazit
Es gibt keine wissenschaftlich belegte „beste Sexstellung“ zur Empfängnis (Schwangerschaft). Ausschlaggebend sind:
- Timing im fruchtbaren Fenster,
- Samenqualität (Spermaqualität nach WHO-Standards),
- gesunder Lebensstil,
- gezielte Supplementierung (Folsäure immer empfohlen, Jodid bei Unterversorgung, Vitamin D nur bei Mangel, Coenzym Q10 oder L-Carnitin bei Männern optional),
- rechtzeitige medizinische Abklärung bei Subfertilität (eingeschränkter Fruchtbarkeit).
Diese Punkte werden durch ESHRE, ASRM und NICE konsistent gestützt [3, 4, 5] und durch die WHO-Standards zur Samenanalyse ergänzt [2]. Die Evidenz zeigt: Stellung und Liegedauer sind nachrangig gegenüber den genannten Basisfaktoren [1].
Literatur
- Stanford JB, White GL Jr, Hatasaka H. Timing intercourse to achieve pregnancy: current evidence. Obstet Gynecol. 2002;100(6):1333–1341. doi: 10.1016/S0029-7844(02)02382-7. PubMed: 12468181
- World Health Organization. WHO Laboratory Manual for the Examination and Processing of Human Semen. 6th ed. Geneva: WHO; 2021. PDF: iris.who.int/…/9789240030787-eng.pdf • Produktseite: who.int/publications/i/item/9789240030787
- Romualdi D et al.: ESHRE Guideline Group on Unexplained Infertility. Evidence-based guideline: unexplained infertility. Hum Reprod. 2023;38(10):1881-1890. doi: 10.1093/humrep/dead150. PubMed: 37599566 • PMC: PMC10546081
- ASRM Practice Committee. Definitions of infertility and recurrent pregnancy loss: a committee opinion. Fertil Steril. 2020;113(3):533-535. doi: 10.1016/j.fertnstert.2019.11.025. PubMed: 32115183
- NICE. Fertility problems: assessment and treatment (CG156). London: NICE; 2013 (Review 2017).
- NCBI Bookshelf ID: NBK554709. Volltext: ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK554709
- NICE-Webseite: nice.org.uk/guidance/cg156
- PubMed (Übersicht): 24567574