Ultraschalluntersuchung der Sehnen (Sehnensonographie)
Bei der Sehnensonographie (Ultraschalluntersuchung der Sehnen; Sehnenultraschall) handelt es sich um ein nicht-invasives (nicht operatives) bildgebendes Verfahren der orthopädischen (Knochen- und Bewegungsapparat betreffenden) und rheumatologischen (entzündlich-rheumatischen Erkrankungen betreffenden) Diagnostik. Sie dient der strukturellen und funktionellen Beurteilung von Sehnen, Sehnenansätzen (Verbindungsstellen zwischen Sehnen und Knochen) und Weichteilgeweben (z. B. Bindegewebe, Schleimbeutel). Die Untersuchung erfolgt in Echtzeit, ermöglicht Bewegungsdarstellungen und liefert präzise Hinweise auf Veränderungen wie Entzündungen, Risse oder Verkalkungen.
Beurteilbare Strukturen
- Sehnen (z. B. Achillessehne, Bizepssehne, Patellasehne, Unterarmsehnen) und Sehnenscheiden (Gleitgewebe um die Sehnen)
- Enthesen (Sehnenansatzstellen), insbesondere bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen
- Bursaebereiche (Schleimbeutelräume), z. B. unterhalb des Schulterdachs oder an der Ferse
- Muskulatur und Bindegewebe (umliegende Weichteile)
- Gefäße (Blutgefäße), insbesondere bei entzündlichen Erkrankungen mit gesteigerter Durchblutung
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Tendinopathien (degenerative Sehnenerkrankungen)
- Sehnenrupturen (Teil- oder vollständige Sehnenrisse)
- Tendinosis calcarea (Verkalkung in einer Sehne)
- Enthesitis (Entzündung der Sehnenansätze), z. B. bei Spondyloarthritiden (entzündliche Erkrankungen der Wirbelsäule)
- Postoperative Zustände (Zustände nach Operationen an Sehnen)
- Verlaufskontrolle (Kontrolle unter Therapie)
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Keine absoluten Kontraindikationen (unbedingte Ausschlussgründe)
- Relative Einschränkungen (eingeschränkte Aussagekraft), z. B. bei starker Ödematisierung (Gewebsschwellung) oder Luftüberlagerungen (eingeschlossene Luft nach Operationen)
Vor der Untersuchung
- Aufklärung (Information) über den Ablauf
- Freilegung der Untersuchungsregion (z. B. Schulter, Knie, Ferse)
- Ggf. Vorbereitung einer Funktionsprüfung (aktive/passive Bewegung unter Schallkontrolle)
Das Verfahren
Zur Untersuchung wird eine hochauflösende Linearschallsonde (spezieller Schallkopf) mit einer Frequenz von 10-18 MHz eingesetzt. Diese ermöglicht eine exakte Darstellung selbst feinster Sehnenstrukturen, insbesondere in oberflächennahen Bereichen. Die Zielstruktur wird systematisch in Längs- und Querrichtung (mehrere Untersuchungsebenen) dargestellt. Durch aktive oder passive Bewegungsmanöver kann das Verhalten der Sehne unter Belastung beurteilt werden – insbesondere das Sehnengleiten, mögliche Reibung oder das Auftreten von Einrissen. Bei Verdacht auf entzündliche Veränderungen wird zusätzlich ein Power-Doppler (Durchblutungsdarstellung zur Erkennung entzündlich bedingter Gefäßneubildungen) eingesetzt.
Mögliche Befunde
- Tendinose (verschleißbedingte Sehnenveränderung): verdickte, echoarme, strukturgestörte Sehne
- Sehnenruptur (Einriss): fehlende Durchgängigkeit, Retraktion (Zurückweichen) des Sehnenstumpfs
- Tendinitis calcarea (Verkalkung in der Sehne): helle, schattenwerfende Strukturen
- Enthesitis (entzündete Ansatzstelle): verdickter Sehnenansatz, evtl. Durchblutung im Doppler
- Bursitis (Schleimbeutelentzündung): Flüssigkeitseinlagerung im Bereich der Bursa (Schleimbeutel)
- Narbenbildung oder Operationsveränderungen: unregelmäßige Sehnenkontur, echoreiche Strukturen
Nach der Untersuchung
- Dokumentation der Befunde (Bildspeicherung, schriftlicher Bericht)
- Abgleich mit der Symptomatik (Vergleich mit den Beschwerden)
- Therapieentscheidung (z. B. Physiotherapie, medikamentöse Behandlung, Operation)
Mögliche Komplikationen
- Die Sehnensonographie ist ein risikoarmes Verfahren (nahezu komplikationsfrei)
- Selten kann es zur Druckempfindlichkeit (leichter Schmerz bei Druck) kommen
- Bildartefakte oder Fehldiagnosen bei unsachgemäßer Anwendung oder schlechter Bildqualität möglich