Ultraschall der Lymphknoten (Lymphknotensonographie)
Die Lymphknotensonographie (Ultraschall der Lymphknoten; Lymphknotenultraschall) ist eine strahlenfreie, nicht-invasive Methode zur Beurteilung oberflächlicher Lymphknoten (Lymphdrüsen, z. B. Hals-, Achsel- und Leistenregion). Sie dient der Unterscheidung zwischen reaktiven, benignen (gutartigen), malignen (bösartigen) oder metastatischen Veränderungen. Hochauflösende B‑Bild-Technik (Basisbildgebung mit Ultraschall) kombiniert mit farbkodiertem oder Power‑Doppler (spezielle Gefäßdarstellung im Ultraschall) liefert wesentliche Informationen zur Morphologie (Form und Struktur), Gefäßarchitektur und Strömungsverhältnissen.
Beurteilbare Strukturen
- Zervikale (am Hals), axilläre (in der Achsel), inguinale (in der Leiste) und supraklavikuläre (oberhalb des Schlüsselbeins) Lymphknoten
- Mesenteriale (im Bauchraum) bzw. abdominelle oder paraaortale (entlang der Hauptschlagader gelegene) Lymphknoten (eingeschränkt beurteilbar)
- Regionäre Lymphabflussstationen (Lymphwege benachbarter Gewebe) im Rahmen der Tumorausbreitungsdiagnostik
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Abklärung unklarer Lymphknotenvergrößerung (geschwollene Lymphdrüsen unbekannter Ursache)
- Differenzialdiagnose (Unterscheidung) zwischen reaktiven, benignen (gutartigen) und malignen (bösartigen) Veränderungen (z. B. Lymphom [Lymphdrüsenkrebs], Metastase [Tochtergeschwulst])
- Tumorausbreitungsdiagnostik (z. B. bei Brust-, Schilddrüsen-, Kopf-Hals-Tumoren)
- Verlaufskontrolle bei Tumorerkrankungen unter Therapie
- Ultraschallgesteuerte Feinnadelaspiration (Gewebeentnahme durch dünne Nadel unter Ultraschallsicht)
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Keine absoluten Gegenanzeigen – die Untersuchung ist risikoarm
- Eingeschränkte Aussagekraft bei tief oder im Brustraum gelegenen Lymphknoten oder bei starkem Übergewicht (Adipositas)
Vor der Untersuchung
- Anamnese (Krankengeschichte, z. B. Infektionen, Autoimmunerkrankungen, Tumorerkrankungen)
- Körperliche Untersuchung mit Palpation (Abtasten) der Lymphknotenregionen
- Blutuntersuchungen (z. B. weiße Blutkörperchen, Entzündungswerte, Tumormarker)
- Prüfung vorhandener Voruntersuchungen (z. B. Computertomographie, Magnetresonanztomographie, Biopsien/Gewebeproben)
Das Verfahren
Für die Untersuchung wird ein hochauflösender Ultraschallkopf (Linearschallsonde) mit einer Frequenz von 7,5-15 Megahertz verwendet. Bei tiefer gelegenen Strukturen kann ein konvexer Schallkopf mit 3,5–5 Megahertz verwendet werden.
- Darstellung der Lymphknoten in Längs- und Querrichtung
- Messung von Längs- und Querachse zur Berechnung des Längs-zu-Quer-Verhältnisses
- Beurteilung von Hilus (Gefäßstruktur im Lymphknoten), Echogenität (Helligkeit im Ultraschallbild), Begrenzung und innerem Aufbau
- Farb- oder Power-Doppler zur Beurteilung der Durchblutung (zentral oder am Rand verlaufend)
- Darstellung möglicher Nekrosen (Gewebeuntergang), Verkalkungen oder Kapselverletzungen
Mögliche Befunde
- Reaktive oder benigne Lymphknoten: ovale Form, zentraler Hilus, gleichmäßige Struktur, zentrale Gefäßverteilung
- Maligne Lymphknoten (z. B. Lymphome oder Metastasen): rundliche Form, echoarm (dunkel im Bild), kein sichtbarer Hilus, Gefäße verlaufen am Rand oder unregelmäßig, eventuell mit abgestorbenem Gewebe (Nekrose)
- Lymphome: mehrere echoarme, hiluslose Knoten mit geringer Durchblutung
- Granulomatöse Veränderungen (z. B. bei Tuberkulose): zentral gelegene Nekrosen, mögliche Verkalkungen
Ein Längs-zu-Quer-Verhältnis von unter 2, das Fehlen eines Hilus und eine Gefäßversorgung nur am Rand sprechen für eine maligne (bösartige) Veränderung.
Nach der Untersuchung
- Bilddokumentation (gespeicherte Ultraschallbilder mit Maßangaben)
- Erstellung eines strukturierten ärztlichen Befundes mit Einschätzung des Risikoprofils
- Ggf. Empfehlung zur Gewebeentnahme (Feinnadelaspiration oder Biopsie/Gewebeprobe)
- Besprechung im Tumorboard (interdisziplinäre Konferenz bei Krebserkrankungen)
Mögliche Komplikationen
- Bei der reinen Ultraschalluntersuchung sind keine Komplikationen zu erwarten
- Bei anschließender Feinnadelaspiration sind seltene Komplikationen wie Bluterguss, lokale Entzündung oder Schmerzen möglich
Literatur
- Ahuja AT, Ying M. Sonographic evaluation of cervical lymph nodes. AJR Am J Roentgenol. 2005;184(5):1691–1699. https://doi.org/10.2214/AJR.184.5.01841691
- Steinkamp HJ, Teichgräber UK, Mueffelmann M, Hosten N, Kenzel P, Felix R. Differential diagnosis of lymph node lesions: a semiquantitative approach with power Doppler sonography. Invest Radiol. 1999;34(8):509-515. https://doi.org/10.1097/00004424-199908000-00003
- Cui XW, Jenssen C, Saftoiu A, Ignee A, Dietrich CF. New ultrasound techniques for lymph node evaluation. World J Gastroenterol. 2013;19(30):4850-4860. https://doi.org/10.3748/wjg.v19.i30.4850