Ultraschall der Hände bei rheumatischen Erkrankungen
Der Ultraschall der Hände stellt ein nichtinvasives (nicht in den Körper eindringendes), bildgebendes Verfahren zur frühzeitigen Diagnostik, Verlaufskontrolle und Therapieüberwachung entzündlich-rheumatischer Erkrankungen dar. Er ermöglicht eine hochauflösende Beurteilung der Weichteilstrukturen (z. B. Sehnen, Schleimbeutel), Gelenke und knochennahen Areale in Echtzeit – insbesondere in der Rheumatologie ist die sonographische Detektion (Ultraschalldarstellung) von Synovitiden (Gelenkinnenhautentzündungen), Tenosynovitiden (Sehnenscheidenentzündungen), Ergüssen und Erosionsprozessen (Knochendefekten) von zentraler Bedeutung. Der Einsatz der Power-Doppler-Sonographie erlaubt zudem die quantitative Einschätzung der Entzündungsaktivität auf mikrovaskulärer Ebene (feinste Gefäße).
Synonyme
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Rheumatologischer Handultraschall
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Arthrosonographie der Hand (Gelenkultraschall)
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Gelenkultraschall bei rheumatoider Arthritis
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Power-Doppler-Sonographie der Hand
Beurteilbare Strukturen
- Gelenke der Hand und Finger
- Metakarpophalangealgelenke (MCP I–V) (Mittelhand-Finger-Gelenke), proximale Interphalangealgelenke (PIP I–V) (Fingermittelgelenke), distale Interphalangealgelenke (DIP I–V) (Fingerendgelenke)
- Radiokarpalgelenk (Handgelenk), Midkarpalgelenk (mittleres Handwurzelgelenk), ulnokarpale Kompartimente (ulnarseitiger Gelenkabschnitt)
- Sehnenscheiden und Sehnen
- Flexor- und Extensorsehnen (Beuge- und Strecksehnen) mit Einschluss der Sehnenscheiden
- Weichteile
- Gelenkkapsel, Subkutangewebe (Unterhautgewebe), Bänder
- Knochennahes Gewebe
- Darstellung von knöchernen Erosionen (Knochendefekten), periartikulären Veränderungen (Veränderungen nahe am Gelenk)
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Frühdiagnostik rheumatoider Arthritis
- Erkennung von Synovitiden (Gelenkinnenhautentzündungen) und Tenosynovitiden (Sehnenscheidenentzündungen) vor klinischer Schwellung
- Verlaufskontrolle rheumatischer Erkrankungen
- Beurteilung der Remissionstiefe (Grad der Entzündungsfreiheit) und Residualaktivität (verbleibende Entzündung) unter Therapie
- Differenzialdiagnostik von Gelenkschwellungen
- Unterscheidung entzündlicher und nicht-entzündlicher Ursachen
- Früherkennung struktureller Schäden
- Darstellung von Erosionen (Knochendefekten) vor dem radiologischen Nachweis
- Therapiemonitoring
- Beurteilung des Ansprechens auf DMARDs (krankheitsmodifizierende Medikamente) oder Biologika (biotechnologisch hergestellte Arzneimittel)
- Sonographisch gesteuerte Punktion und Infiltration (gezielte Gewebeentnahme oder Injektion unter Ultraschallsicht)
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Keine absoluten Kontraindikationen
- Relative Einschränkungen bei ausgeprägten Weichteilinfektionen (z. B. Abszessen), offenen Wunden oder nicht heilenden Operationsnarben im Untersuchungsbereich
Vor der Untersuchung
- Klinische Untersuchung und Anamnese
- Erhebung der Gelenksymptomatik, Morgensteifigkeit, Vaskulitiden (Gefäßentzündungen)
- Laboranalytik zur Korrelation
- Rheumafaktoren, Anti-CCP, CRP (C-reaktives Protein), BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit), ANA-Profile (Antikörper gegen Zellkerne)
- Dokumentation des aktuellen Therapieverlaufs
Das Verfahren
Technik
- Einsatz hochauflösender Linearsonden (≥15 MHz) (Ultraschallköpfe mit hoher Bildauflösung)
- B-Mode- und Power-Doppler-Sonographie (Graustufen- und Blutfluss-Ultraschall) zur simultanen Darstellung von Morphologie und Entzündungsaktivität
- Standardisierte Gelenkscores gemäß EULAR/OMERACT (z. B. 22-Gelenk-Score) (Bewertungssysteme zur Krankheitsaktivität)
Ablauf der Untersuchung
- Untersuchung in sitzender Position mit Auflage der Hände auf einer sonoluzenten Unterlage (Ultraschall-durchlässige Unterlage)
- Beurteilung sämtlicher Finger- und Handgelenke dorsal und palmar (rückseitig und handflächenseitig) in Längs- und Querschnitt
- Beurteilung von Sehnen und Sehnenscheiden (Tenosynovitiden) entlang des palmaren und dorsalen Verlaufs
- Dokumentation mittels standardisierter Befundprotokolle und semiquantitativer Scores (0-3) für Synovitis und Dopplersignal
Mögliche Befunde
- Synovitis (Gelenkinnenhautentzündung)
- Hypoechogene Weichteilvermehrung (wenig echoarmes Gewebe), Kapselverdickung, intraartikulärer Erguss (Flüssigkeit im Gelenk)
- Power-Doppler-Aktivität
- Grad 1-3 (milde bis starke Hypervaskularisation) als Korrelat für entzündliche Aktivität
- Tenosynovitis (Sehnenscheidenentzündung)
- Anechogene oder echoarme Flüssigkeit in der Sehnenscheide, ggf. Dopplersignal
- Knochenerosionen
- Kortikaler Substanzdefekt mit Unterbrechung der echogenen Knochenkontur
- Bursitis intermetacarpalis oder periartikuläre Ödeme (Schleimbeutelentzündung oder Wassereinlagerungen um das Gelenk)
Nach der Untersuchung
- Integration der Befunde in den klinischen Gesamtkontext
- Verlaufskontrollen unter Therapie im 3- bis 6-monatigen Abstand
- Dokumentation in rheumatologischen Verlaufsbögen (z. B. DAS28, SDAI, Ultraschallscore)