Ultraschall der Milz (Milzsonographie)

Bei der Milzsonographie (Synonym: Sonographie der Splen (Milz); Ultraschall der Milz) handelt es sich um ein nicht-invasives bildgebendes Verfahren der internistischen und allgemeinmedizinischen Diagnostik. Die Untersuchung ermöglicht die Beurteilung der Organstruktur, -größe sowie pathologischer Veränderungen der Milz (Milzdrüse). Die Milz spielt eine zentrale Rolle in der Immunabwehr, der Blutbildung (beim Fetus) sowie im Abbau überalterter Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und Thrombozyten (Blutplättchen). Veränderungen der Milz – insbesondere Splenomegalie (Milzvergrößerung) oder fokale Läsionen (umschriebene Gewebeveränderungen) – können auf infektiöse, hämatologische (blutbildende) oder onkologische (krebserregende) Grunderkrankungen hinweisen.

Beurteilbare Strukturen

  • Milzparenchym (funktionelles Gewebe der Milz): Echogenität (Schallreflexion), Homogenität, fokale Läsionen
  • Milzgröße: Länge, Breite, Dicke
  • Milzhilus (Gefäßwurzel der Milz): Darstellung von V. splenica (Milzvene) und A. splenica (Milzarterie)
  • Milzkapsel (Hülle der Milz): glatte oder unterbrochene Kontur
  • Umgebung: Nachbarorgane, freie Flüssigkeit bei Trauma (Verletzung)

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Verdacht auf Splenomegalie (Milzvergrößerung) – z. B. bei Infektionen, portaler Hypertension (Pfortaderhochdruck) oder hämatologischen Erkrankungen
  • Nachweis fokaler Milzveränderungen – z. B. Zysten (mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume), Metastasen (Tochtergeschwülste), Abszesse (Eiteransammlungen), Milzinfarkte (Durchblutungsstörungen)
  • Unfallchirurgische Fragestellung – z. B. Milzruptur (Milzriss), Hämatome (Blutergüsse), subkapsuläre Blutungen (Blutungen unter der Milzhülle)
  • Abklärung unklarer Oberbauchbeschwerden – z. B. bei linksseitigen Schmerzen
  • Verlaufskontrolle bekannter Milzerkrankungen – z. B. bei Mononukleose (Pfeiffer-Drüsenfieber), Malaria oder Leukämie (Blutkrebs)
  • Differenzialdiagnose der Thrombozytopenie (erniedrigte Blutplättchenzahl) – Ausschluss einer Hypersplenismus-bedingten Sequestration (Vermehrter Zellabbau in der Milz)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Keine absoluten Kontraindikationen
  • Relative Einschränkungen: massive Meteorismuszustände (übermäßige Gasansammlung im Darm), Rippenprojektion über Milz bei adipösen (stark übergewichtigen) Patienten

Vor der Untersuchung

  • Nüchternheit ist nicht erforderlich, kann aber bei kombinierter Oberbauchsonographie (Ultraschalluntersuchung des Oberbauchs) empfohlen werden
  • Aufklärung über schmerzlose, risikoarme Durchführung
  • Lagerungshilfen zur besseren interkostalen Schallfensteröffnung (Zwischenrippen-Schallzugang) vorbereiten

Das Verfahren

Die Untersuchung erfolgt typischerweise in Rückenlage, bei ungünstigen anatomischen Voraussetzungen auch in Seiten- oder Bauchlage. Bei tiefer Inspiration (Einatmung) senkt sich das Zwerchfell, was eine bessere Darstellung der Milz erlaubt.

Die Messung der Milzgröße erfolgt im Längsschnitt (kraniokaudale Ausdehnung (von Kopf zu Steiß)), die normale Länge beträgt bis zu 12-13 cm.

Die Parenchymstruktur (Gewebestruktur) sollte homogen echoreich sein. Gefäßverläufe im Hilus (Gefäßwurzel) – V. splenica (Milzvene), A. splenica (Milzarterie) – können mittels farbkodierter Dopplersonographie (Ultraschall-Durchblutungsmessung mit Farbdarstellung) dargestellt werden.

Störfaktoren:

  • Interkostale Schalllücken (zwischen den Rippen) durch Rippenüberlagerung
  • Meteorismus (Gasansammlung) des Kolons (Dickdarms) oder Magens
  • Starke Adipositas (Fettleibigkeit)

Mögliche Befunde

  • Splenomegalie (Milzvergrößerung): Milzlänge > 13 cm, bei ausgeprägter portaler Hypertension (Pfortaderhochdruck) > 20 cm
  • Milzinfarkt (Milzdurchblutungsstörung): echofreie oder echoarme, keilförmige Areale mit fehlender Durchblutung im Farbdoppler
  • Milzruptur (Milzriss): unscharfe Kapselkontur, echoarme subkapsuläre Hämatome (unter der Milzhülle), freie Flüssigkeit im Abdomen (Bauchraum)
  • Milzzysten: runde, echofreie Läsionen (Flüssigkeitsansammlungen) mit dorsaler Schallverstärkung (Verstärkung hinter der Zyste)
  • Milzabszesse: unscharf begrenzte echoarme Läsionen mit unregelmäßigem Rand
  • Tumoren/Metastasen (Geschwülste/Tochtergeschwülste): hypoechogene (dunkel erscheinende) oder gemischte Läsionen, evtl. mit hypervaskulärer Komponente (verstärkter Durchblutung)
  • Amyloidose oder Speicherkrankheiten: diffus hyperechogene (hell erscheinende) Parenchymtextur (Gewebestruktur)
  • Hypersplenismus (Überfunktion der Milz): häufig bei chronischer portaler Hypertension oder Leberzirrhose, meist mit Splenomegalie kombiniert

Nach der Untersuchung

  • Dokumentation der Milzmaße in mindestens zwei Ebenen
  • Fotodokumentation bei pathologischen Befunden (krankhaften Veränderungen)
  • Bei V. a. (Verdacht auf) fokale Raumforderungen ggf. weiterführende Diagnostik durch Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT)
  • Verlaufskontrolle bei Trauma, Zysten oder Infarkten im Intervall (zeitlich versetzt)

Mögliche Komplikationen

  • Keine Komplikationen durch die Sonographie (Ultraschalluntersuchung) selbst
  • Indirekte Komplikationen ergeben sich allenfalls aus verzögerten Diagnosen bei unzureichender Beurteilung (z. B. verdeckter Milzriss)