Ultraschall bei Weichteilveränderungen
Der Ultraschall (Sonographie) stellt ein zentrales bildgebendes Verfahren zur Beurteilung von Weichteilstrukturen (weichere Körpergewebe wie Fett, Muskeln oder Lymphknoten) dar. Aufgrund seiner hohen Auflösung im oberflächennahen Gewebe, seiner Echtzeitdarstellung und fehlenden Strahlenbelastung ist er die Methode der Wahl bei der Abklärung unklarer tastbarer Befunde, entzündlicher Veränderungen, Weichteiltumoren oder posttraumatischer Läsionen (verletzungsbedingte Gewebeschäden). Zudem erlaubt die Ultraschalldiagnostik eine gezielte Steuerung interventioneller Maßnahmen wie Punktionen (Gewebeentnahme mit Nadel) oder Biopsien (Entnahme kleiner Gewebeproben).
Synonyme
- Sonographie der Weichteile
- Weichteilultraschall
- Soft-tissue Ultrasound
Beurteilbare Strukturen
- Subkutanes Fettgewebe (unter der Haut liegendes Fettgewebe; z. B. Lipome, Hämatome)
- Faszien (Bindegewebshüllen), Sehnen, Muskeln (z. B. Muskelfaserriss, Tendinosen)
- Lymphknoten (reaktiv, entzündlich, maligne)
- Weichteiltumoren (benigne (gutartig)/maligne (bösartig))
- Haut und subkutane Kompartimente bei entzündlichen Veränderungen (z. B. Abszess, Phlegmone [ausgedehnte Weichteilentzündung])
- Gefäßveränderungen (z. B. Thrombophlebitis [Venenentzündung mit Blutgerinnsel], AV-Fisteln [Kurzschlussverbindungen zwischen Arterie und Vene])
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Palpable Weichteilresistenzen (tastbare Knoten oder Schwellungen) – Differenzierung zwischen zystischen (flüssigkeitsgefüllten) und soliden Raumforderungen (Gewebeneubildungen)
- Entzündliche Prozesse – Detektion und Verlaufskontrolle von Abszessen (Eiteransammlungen), Phlegmonen oder infizierten Lymphknoten
- Traumatische Läsionen – Beurteilung von Hämatomen (Blutergüssen), Muskelfaserrissen, Rupturen (Rissen)
- Tumorverdacht – Primäre Charakterisierung von Weichteiltumoren, ggf. mit Farbdoppleruntersuchung (Gefäßdarstellung)
- Lymphknotenvergrößerungen – Unterscheidung zwischen reaktiv, entzündlich und maligne
- Gefäßanomalien – Nachweis von arteriovenösen Fisteln, Thrombosen, Pseudoaneurysmen (Aussackungen von Gefäßwänden) – meist mittels Duplexsonographie (Ultraschall mit Blutflussdarstellung)
- Verlaufskontrollen – Nach operativer Entfernung oder konservativer Therapie (nicht operativ)
Vor der Untersuchung
- Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte): Lokalisation, Dauer und Entwicklung der Läsion, Begleitsymptome (z. B. Fieber, Schmerzen)
- Körperliche Untersuchung: Palpatorische (durch Abtasten) Beurteilung von Konsistenz, Verschieblichkeit, Schmerzhaftigkeit
- Labor: Bei Verdacht auf entzündliche Genese (z. B. CRP [Entzündungsmarker], Leukozytenzahl [weiße Blutkörperchen]) oder maligne Prozesse (z. B. LDH [Laktatdehydrogenase als Tumormarker])
Das Verfahren
Technik
- Einsatz hochfrequenter Schallköpfe (7,5-15 MHz) für oberflächliche Strukturen
- Verwendung von Linear- oder Konvexschallköpfen je nach Gewebetiefe und Lokalisation
- Anwendung von Farbdoppler und Powerdoppler zur Beurteilung der Gefäßversorgung
- ggf. Einsatz von elastographischen Techniken (Ultraschallmessung der Gewebesteifigkeit) zur Beurteilung der Gewebeelastizität
Ablauf der Untersuchung
- Lagerung je nach untersuchtem Areal (z. B. Rückenlage bei Abszess im Oberschenkel)
- Schallkopfüberzug und steriles Gel bei infektiösen Veränderungen oder geplanten Punktionen
- systematische Schichtanalyse der Läsion in mehreren Ebenen (längs, quer)
- bei Bedarf Dokumentation mit Messung, Volumenberechnung und Gefäßdarstellung
- ggf. gezielte Punktion unter sonographischer Sicht
Mögliche Befunde
- Lipom – homogene, hyperechogene (stark rückstrahlende) oder isoechogene Läsion (Gewebeveränderung) mit gut abgegrenzten Konturen, keine Vaskularisation (keine Gefäßdurchblutung)
- Abszess – unscharf begrenzte, echoarme bis anechogene Struktur (wenig bis nicht schallleitend) mit echogenen Anteilen (Eiterbestandteile), ggf. periphere Hypervaskularisation (verstärkte Randdurchblutung)
- Hämatom – anechogen in Frühphase (flüssigkeitsreich), zunehmend heterogen mit echogenen Anteilen (geronnenes Blut) in Resorptionsphase (Abbauphase)
- Lymphadenopathie – vergrößerte, ggf. abgerundete Lymphknoten mit veränderter Hilusstruktur (Veränderung der zentralen Lymphknotenregion) und erhöhter Vaskularität (gesteigerte Durchblutung)
- Weichteiltumor (maligne) – unscharfe, inhomogene, hypoechogene (dunkel dargestellte) Raumforderung mit erhöhter Vaskularität und invasivem Wachstumsmuster (Einwachsen in umliegendes Gewebe)
- Muskelfaserriss – diskontinuierliche Faserstruktur (unterbrochene Muskelstruktur), Hämatomeinlagerung, ggf. Retraktion (Zurückziehen des Muskels)
- Phlegmone – diffuse Echoarmut (verwaschene Darstellung) des subkutanen Gewebes mit Verdickung der Haut, ggf. begleitende Lymphknotenschwellung
Nach der Untersuchung
- Dokumentation: Bilddokumentation der Läsion/en mit Befundbericht
- Befundbesprechung: ggf. Planung weiterer Diagnostik (z. B. Magnetresonanztomographie [MRT; Schichtbildverfahren mit Magnetfeldern] bei Verdacht auf Malignität (bösartige Erkrankung))
- Therapieempfehlung: konservativ (z. B. Abwarten, Kühlung, Medikamente), antibiotisch, chirurgisch oder onkologisch (Tumorbehandlung) je nach Befund