Lost Penis Syndrom – Folgeerkrankungen
Männer
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00–E90)
- Verstärkung androgenmangelassoziierter Symptome (durch Testosteronmangel bedingte Beschwerden) durch sexuelle Dysfunktion (Störung der sexuellen Funktion)
Psyche – Nervensystem (F00–F99; G00–G99)
- Angststörungen (Angstkrankheiten), Dysmorphophobie (Körperbildstörung), kulturgebundene Syndrome (z. B. Koro – Angst vor dem Zurückziehen des Penis)
- Depressionen (depressive Erkrankungen) infolge sexueller Frustration oder Partnerschaftsproblemen
- Sekundäre erektile Dysfunktion (Erektionsstörung) durch Verlust peniler Stimulation (Penisreizung)
- Sexuelle Dysfunktionen (Störungen der Sexualfunktion) wie verzögerte Ejakulation (Samenerguss), Anejakulation (Ausbleiben des Samenergusses) oder männliche Anorgasmie (Orgasmusstörung beim Mann)
Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00–R99)
- Subjektives Empfinden sexueller „Leere“ oder „Verlust“ ohne organische Befunde (körperliche Ursache)
Urogenitalsystem (N00–N99)
- Verschlechterung einer vorbestehenden erektilen Dysfunktion (Erektionsstörung)
- Verstärkung subklinischer Hypogonadismus-Folgen (Folgen der Keimdrüsenunterfunktion) – Libidoverlust (Verlust des sexuellen Verlangens), Erektionsschwäche
Frauen
Psyche – Nervensystem (F00–F99; G00–G99)
- Partnerschaftskonflikte (Beziehungsprobleme), Beziehungsstörungen, depressive Entwicklungen (depressive Verstimmungen)
- Sexuelle Unzufriedenheit mit sekundärer Aversion (Abneigung)
Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00–O99)
- Verstärkung postpartaler Beckenbodendefekte (nachgeburtliche Beckenbodenschwäche), die die LPS-Symptomatik (Lost-Penis-Syndrom) unterhalten
Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00–R99)
- Subjektives Empfinden vaginaler Weite (Weitgefühl der Scheide) mit verstärkter psychosexueller Belastung (seelisch-sexuelle Belastung)
Urogenitalsystem (N00–N99)
- Belastungsinkontinenz (Harnverlust bei Belastung) infolge vaginaler Laxheit (Erschlaffung der Scheide) und Beckenbodendefekte (Schwäche der Beckenbodenmuskulatur)
- Descensus uteri (Senkung der Gebärmutter) und Pelvic Organ Prolapse (Beckenorganvorfall)
- Dranginkontinenz (plötzlicher Harndrang) mit häufigem Harndrang und Miktionsverlusten (Harnverlust)
- Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr) und Koitalinkontinenz (Harnverlust beim Geschlechtsverkehr) mit Verstärkung der Symptomatik
- Mischinkontinenz (Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz)
- Orgasmusstörungen (Störungen des Höhepunkts) durch reduzierte vaginale Reibung (verminderter Kontakt)
- Progression einer vaginalen Laxität (Zunahme der Erschlaffung der Scheide)
Gemeinsame Folgen bei beiden Partnern (Couple-Aspekt, „Couplepause“)
- Reduziertes sexuelles Erleben (vermindertes sexuelles Empfinden), Partnerschaftskonflikte (Beziehungsprobleme) und eingeschränkte Lebensqualität
- Verstärkung altersassoziierter Veränderungen (Andropause [männliche Wechseljahre], Menopause [Wechseljahre der Frau])
- Verstärkung von Funktionsstörungen bei bestehender Multimorbidität (Mehrfacherkrankung) – z. B. metabolisches Syndrom (Stoffwechselstörung), kardiovaskuläre Erkrankungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen)
Prognosefaktoren
- Psychische Resilienz (seelische Widerstandskraft): Geringe Belastbarkeit, bestehende Angst- oder Depressionsneigung verschlechtern die Prognose deutlich
- Partnerschaftliche Stabilität (Beziehungsstabilität): Eine unterstützende Partnerschaft kann den Verlauf günstig beeinflussen; Konflikte oder Aversionen (Abneigungen) verstärken die Symptomatik
- Beckenbodenfunktion (bei Frauen): Ausmaß anatomischer Defekte (z. B. Beckenbodeninsuffizienz [Beckenbodenschwäche], Descensus uteri [Gebärmuttersenkung]) korreliert mit der Persistenz der Symptomatik (Fortbestehen der Beschwerden)
- Hormonstatus (bei Männern): Hypogonadismus (Keimdrüsenunterfunktion) oder altersbedingte Testosteronreduktion fördern das Fortschreiten erektiler (Erektions-) und psychosexueller Störungen (seelisch-sexueller Störungen).
- Therapietreue (Behandlungsdisziplin) und psychosexuelle Intervention (sexuell-psychologische Behandlung): Frühzeitige Diagnostik (Erkennung) und kombinierte somatisch-psychotherapeutische Maßnahmen (körperlich-seelische Behandlungsstrategien) verbessern die Prognose signifikant
- Kulturelle und psychosoziale Faktoren: Gesellschaftlich vermittelte Scham-, Körperbild- oder Leistungsnormen können Chronifizierungstendenzen (dauerhafte Beschwerden) begünstigen
Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring
Literatur
- Colonnello E, Limoncin E, Ciocca G et al.: The Lost Penis Syndrome: A New Clinical Entity in Sexual Medicine. Sex Med Rev. 2021; 10(4): 1–17. doi:10.1016/j.sxmr.2021.08.001