Anti-Aging-Medizin

Willkommen im Bereich Anti-Aging-Medizin und Longevity unseres medizinischen Lexikons. Hier widmen wir uns den neuesten Erkenntnissen und Therapien, die darauf abzielen, nicht nur das Leben zu verlängern, sondern auch die Lebensqualität zu verbessern. In einer Welt, in der die durchschnittliche Lebenserwartung kontinuierlich steigt, rückt die Frage, wie wir diese zusätzliche Zeit in bestmöglicher Gesundheit verbringen können, immer stärker in den Fokus der medizinischen Forschung und Praxis.

Die Anti-Aging-Medizin ist ein interdisziplinäres Fachgebiet, das sich mit der Prävention, Verlangsamung oder Umkehrung des Alterungsprozesses beschäftigt. Sie basiert auf dem Verständnis der biologischen Mechanismen, die dem Altern zugrunde liegen, und zielt darauf ab, altersbedingte Krankheiten zu bekämpfen und die Lebensspanne sowie die Lebensqualität zu erhöhen. Dieser Ansatz geht weit über die traditionelle Medizin hinaus und integriert neueste wissenschaftliche Forschungsergebnisse aus Genetik, Molekularbiologie und Ernährungswissenschaft.

Longevity, oder Langlebigkeit, konzentriert sich auf die Erreichung eines langen, gesunden Lebens. Dabei geht es nicht nur darum, die Anzahl der Lebensjahre zu maximieren, sondern auch darum, sicherzustellen, dass diese zusätzlichen Jahre frei von Krankheiten und Einschränkungen sind. Dies erfordert ein umfassendes Verständnis der Faktoren, die zur Alterung beitragen, sowie der Maßnahmen, die wir ergreifen können, um diesen Prozess positiv zu beeinflussen.

In diesem Abschnitt unseres Lexikons werden Sie eine Fülle von Informationen über die Schlüsselkonzepte und -strategien der Anti-Aging-Medizin und Longevity finden. Wir behandeln Themen wie die Rolle der Genetik und der Schlüsselsignalwege in der Anti-Aging-Forschung, den Einfluss von Ernährung, körperlicher Aktivität und Umweltfaktoren auf die Langlebigkeit sowie spezielle Anti-Aging-Maßnahmen und Therapien. Ferner befassen wir uns mit den verschiedenen Phasen der hormonellen Veränderungen, die mit dem Altern einhergehen, wie Menopause, Andropause und anderen, und deren Management.

Unser Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis dafür zu schaffen, wie moderne Wissenschaft und Medizin dazu beitragen können, den Prozess des Alterns zu verstehen und zu beeinflussen. Wir möchten Ihnen das Wissen und die Werkzeuge an die Hand geben, um Ihre Lebensjahre nicht nur zu verlängern, sondern auch sicherzustellen, dass diese Jahre von Vitalität und guter Gesundheit geprägt sind. Entdecken Sie mit uns die faszinierende Welt der Anti-Aging-Medizin und Langlebigkeit.

Die wichtigsten Risikofaktoren für Aging (Altern) und Minderung von Longevity

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

Ernährung

  • Ungesunde Ernährung – Hoher Anteil an Zucker, gesättigten Fettsäuren und verarbeiteten Lebensmitteln beschleunigt den Alterungsprozess und erhöht das Risiko für altersassoziierte Erkrankungen.
  • Mikronährstoffmangel – Eine unzureichende Versorgung mit essenziellen Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen (z. B. Vitamin D, Zink, Selen, Omega-3-Fettsäuren) fördert chronische Entzündungen, oxidativen Stress und zelluläre Alterung.
    • Antioxidative Mikronährstoffe wie Vitamin C, Vitamin E, Zink und Selen schützen die Zellen vor freien Radikalen.
    • Ein unausgeglichenes Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren (insbesondere Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure) begünstigt inflammatorische Prozesse.
    • Bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe besitzen zellschützende und potenziell lebensverlängernde Eigenschaften:
      • Resveratrol – Aktiviert Sirtuine, unterstützt Gefäßgesundheit und wird mit Langlebigkeit assoziiert.
      • Curcumin – Entzündungshemmend, antioxidativ und potenziell neuroprotektiv.
      • Quercetin – Fördert kardiovaskuläre Gesundheit und wirkt entzündungshemmend.
      • Anthocyane – Unterstützen Herzgesundheit und wirken antioxidativ.
      • Epigallocatechingallat (EGCG) – Fördert Zellschutz und metabolische Gesundheit.
      • Spermidin – Stimuliert Autophagie, unterstützt zelluläre Regeneration und könnte die Lebensdauer positiv beeinflussen.

Genussmittelkonsum

  • Alkoholkonsum – Erhöht oxidativen Stress, wirkt neurotoxisch und kann die Leberalterung beschleunigen.
  • Tabakkonsum – Fördert chronische Entzündungen, beschleunigt die Hautalterung und erhöht das Risiko für arteriosklerotische Veränderungen.
  • Übermäßiger Koffein- oder Schwarzteekonsum – Kann Schlafqualität und Stressreaktion negativ beeinflussen.

Körperliche Aktivität

  • Körperliche Inaktivität – Reduziert die Muskelmasse, verschlechtert die Insulinsensitivität und beschleunigt funktionelle Einschränkungen.

Psycho-soziale Situation

  • Chronischer Stress – Führt zur Dysregulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse und begünstigt eine beschleunigte zelluläre Alterung (z. B. über Telomerverkürzung).
  • Soziale Isolation – Korrelierte in Studien mit erhöhter Mortalität und kognitivem Abbau.

Schlafqualität

  • Schlafmangel – Weniger als 6-7 Stunden Schlaf pro Nacht erhöht systemische Entzündungsmarker und stört den Hormonhaushalt.
  • Schlechter Schlafrhythmus – Beeinträchtigt die zirkadiane Rhythmik und kann den Alterungsprozess auf neuroendokriner Ebene beschleunigen.

Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)

  • Abdominelle Adipositas – Führt zu hormonellen Dysbalancen, chronischen Entzündungen und Insulinresistenz, welche die biologische Alterung fördern.

Drogenkonsum

  • Cannabis, Amphetamine, Kokain – Neurotoxische Substanzen beschleunigen den neuronalen Abbau und begünstigen neurodegenerative Veränderungen.

Erkrankungen, die mit dem Alterungsprozess und reduzierter Longevity assoziiert sind

Mit zunehmendem Alter steigt die Inzidenz chronischer Erkrankungen, die sowohl die Lebensdauer als auch die Lebensqualität einschränken. Diese Erkrankungen sind häufig Ausdruck biologischer Alterungsprozesse und wirken ihrerseits beschleunigend auf das Altern. Zu den wichtigsten assoziierten Krankheitsgruppen zählen:

  • Kardiovaskuläre Erkrankungen
    • Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck), Atherosklerose (Arterienverkalkung), Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Apoplex (Schlaganfall)
  • Neurodegenerative Erkrankungen
    • Morbus Alzheimer, Morbus Parkinson, vaskuläre Demenz, amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
  • Stoffwechselerkrankungen
    • Diabetes mellitus Typ 2, metabolisches Syndrom, Dyslipidämien (Fettstoffwechselstörungen)
  • Chronisch-entzündliche Erkrankungen
    • Rheumatoide Arthritis, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Psoriasis
  • Maligne Erkrankungen (Krebserkrankungen)
    • Altersassoziierte Tumoren wie Kolonkarzinom (Darmkrebs), Mammakarzinom (Brustkrebs), Prostatakarzinom
  • Sarkopenie und Osteoporose
    • Muskelschwund und Knochenschwund mit erhöhtem Frakturrisiko und Funktionsverlust
  • Chronische Nieren- und Lungenerkrankungen
    • Chronische Niereninsuffizienz, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD)

Die wichtigsten diagnostischen Maßnahmen bei Aging (Altern) und Minderung von Longevity

Zur Früherkennung und Bewertung altersassoziierter Risiken ist eine differenzierte Diagnostik erforderlich. Sie ermöglicht es, biologische Alterungsprozesse messbar zu machen und individuell relevante Zielstrukturen therapeutisch zu adressieren. Die wichtigsten Verfahren gliedern sich in:

Labordiagnostik

Medizingerätediagnostik

Diese Diagnostik liefert objektive Anhaltspunkte für biologische Alterungsvorgänge und dient der personalisierten Prävention, Prognose und Therapie im Kontext von Longevity-Medizin.

Welcher Arzt hilft Ihnen?

Die Betreuung im Bereich Anti-Aging-Medizin und Longevity erfordert interdisziplinäres Fachwissen. Je nach Fragestellung und individueller Zielsetzung können unterschiedliche Fachärzte und spezialisierte Einrichtungen eingebunden werden:

  • Facharzt für Innere Medizin oder Allgemeinmedizin
    • Erste Anlaufstelle zur allgemeinen Gesundheitsbewertung und Durchführung von Basis-Check-ups
    • Koordination von weiterführender Diagnostik und Überweisung an Spezialisten
  • Facharzt für Endokrinologie
    • Diagnostik und Therapie hormoneller Veränderungen wie Menopause, Andropause, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder DHEA-/Cortisol-Dysbalancen
  • Facharzt für Geriatrie (Altersmedizin)
    • Spezialisierte Versorgung älterer Patienten unter Berücksichtigung altersbedingter Multimorbidität und funktioneller Einschränkungen
  • Facharzt mit Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin
    • Betreuung bei ernährungsabhängigen Alterungsprozessen, Mikronährstoffmangel und Stoffwechselstörungen
  • Facharzt für Kardiologie oder Angiologie
    • Diagnostik und Therapie kardiovaskulärer Risiken im Rahmen der Longevity-Medizin (z. B. Atherosklerose, Endothelfunktion, Pulswellenanalyse)
  • Facharzt für Psychosomatik oder Psychiatrie
    • Betreuung bei altersassoziierten kognitiven Veränderungen, Depressionen oder chronischem Stress
  • Facharzt für Gynäkologie oder Urologie
    • Behandlung hormoneller Veränderungen im Rahmen von Menopause oder Andropause
    • Diagnostik bei Libidoverlust, Osteoporose und hormonabhängigen Tumoren
  • Sportmediziner oder Rehabilitationsmediziner
    • Erstellung individualisierter Bewegungsprogramme zur Förderung von Muskelmasse, Koordination und kardiovaskulärer Leistungsfähigkeit
  • Privatärzte mit Spezialisierung auf Präventivmedizin oder Longevity-Konzepte

Je nach Alterungsprofil ist häufig eine multiprofessionelle Zusammenarbeit erforderlich, um biologische Alterungsprozesse frühzeitig zu erfassen und individuell zu behandeln.

Gesundheitscheck

Eine individuelle Therapie erfordert stets die Kenntnis Ihrer individuellen Gesundheitsrisiken und der mit verursachenden Faktoren Ihrer Erkrankung.

Check-up-Programme bei Ihrem Arzt

Weitere Informationen zu den Gesundheitschecks

Diese Check-up-Programme sollten in Absprache mit einem qualifizierten Arzt/Ärztin durchgeführt werden, um die bestmögliche Betreuung und Gesundheitsvorsorge zu gewährleisten.

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