Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α)
Beim Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α) handelt es sich um ein proinflammatorisches Zytokin, das eine zentrale Rolle bei der Regulation von Entzündungsprozessen spielt. Es wird vor allem von aktivierten Makrophagen, Monozyten und T-Lymphozyten gebildet. TNF-α wirkt als Mediator bei akuten und chronischen Entzündungen und ist an der Pathogenese vieler Autoimmun- und Entzündungskrankheiten beteiligt.
TNF-α beeinflusst die Zellproliferation, Differenzierung und Apoptose (programmierter Zelltod). Es ist auch ein Schlüsselfaktor bei der Aktivierung des Endothels und der Rekrutierung von Leukozyten in entzündetes Gewebe.
Erhöhte TNF-α-Spiegel können bei Infektionen, Sepsis, Autoimmunerkrankungen und Tumorerkrankungen nachgewiesen werden.
Das Verfahren
Benötigtes Material
-
Blutserum oder Plasma (EDTA, Heparin oder Citrat)
Vorbereitung des Patienten
-
Keine spezielle Vorbereitung notwendig.
Störfaktoren
- Hämolyse – kann zu falsch erhöhten Werten führen.
- Probenlagerung – instabil bei Raumtemperatur; Proben sollten schnell verarbeitet oder bei -80 °C gelagert werden.
- Akute Belastungssituationen – z. B. Stress oder akute Infektionen können Werte erhöhen.
Normwerte
Die Referenzbereiche sind abhängig vom Labor und der verwendeten Methode (ELISA, Chemilumineszenz, etc.). Typische Werte:
Altersgruppe | Normbereich TNF-α |
---|---|
Erwachsene | < 8 pg/ml (methodenabhängig) |
Kinder | < 5–10 pg/ml (methodenabhängig) |
Beachte: Die Normwerte variieren stark je nach Testsystem und Einheit. Eine standardisierte Referenz fehlt derzeit.
Indikationen
- Diagnostik entzündlicher Erkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis, entzündliche Darmerkrankungen)
- Sepsis- und Infektionsdiagnostik
- Tumordiagnostik (u. a. lymphoproliferative Erkrankungen)
- Therapiemonitoring bei Anti-TNF-Therapien (z. B. Infliximab, Adalimumab)
- Forschung im Bereich Immunologie und Zytokin-Netzwerke
Interpretation
Interpretation erhöhter Werte
- Sepsis und schwere Infektionen
- Autoimmunerkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis, Psoriasisarthritis, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- Chronische Entzündungen (z. B. COPD)
- Malignome (v. a. lymphoproliferative Erkrankungen)
- Adipositas (bei viszeraler Adipositas oft moderat erhöht)
- Herzinsuffizienz
- Akutes Trauma oder schwere Gewebeschäden
Interpretation erniedrigter Werte
- Meist klinisch nicht relevant.
- Unter immunmodulatorischer Therapie (z. B. Anti-TNF-Antikörper) gezielte Suppression.
Weitere Hinweise
- Biologische Variabilität – TNF-α unterliegt tageszeitlichen Schwankungen und variiert stark bei Entzündungsaktivität.
- Anti-TNF-Therapie – Bei Patienten unter TNF-Blockade können Spiegel trotz Entzündung niedrig oder supprimiert sein.
- Kombinationsdiagnostik – TNF-α sollte immer zusammen mit anderen Entzündungsparametern wie IL-6, CRP und Procalcitonin interpretiert werden.
- Forschung – TNF-α ist ein wichtiger Biomarker in der klinischen Forschung zu chronisch-entzündlichen Erkrankungen und onkologischen Therapien.