Inselzellantikörper (ICA)
Inselzellantikörper (ICA) sind Autoantikörper (Abwehrstoffe gegen körpereigene Zellen), die sich gegen Bestandteile der Langerhans-Inseln (hormonbildende Zellgruppen in der Bauchspeicheldrüse) im Pankreas (Bauchspeicheldrüse) richten. Sie gelten als serologischer Marker für die autoimmune Zerstörung der insulinproduzierenden β-Zellen (Insulin-bildende Zellen) und kommen insbesondere bei Diabetes mellitus Typ 1 (Jugenddiabetes) vor. Heute werden differenzierte Einzelantikörpertests bevorzugt, da diese spezifischer und sensitiver sind.
Sie werden in der klinischen Labordiagnostik zur Frühdiagnose, Risikoabschätzung und Differentialdiagnostik des autoimmunen Diabetes mellitus Typ 1 eingesetzt.
Synonyme
- Islet Cell Antibodies (ICA)
- Inselzellautoantikörper
- Inselzell-Ak
Das Verfahren
- Benötigtes Material
- Blutserum (flüssiger Bestandteil des Blutes)
- Vorbereitung des Patienten
- Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
- Störfaktoren
- Methodenspezifische Unterschiede bei Immunfluoreszenz (Lichtmikroskopisches Antikörperverfahren)
- Interferenzen bei IAA durch exogenes Insulin (von außen zugeführtes Insulin)
- Unspezifische Bindung in Gewebeschnitten
- Methode
- Klassisch: Indirekte Immunfluoreszenz (IIF) auf Pankreasgewebeschnitten
- Standard heute: spezifische Autoantikörpertests mittels ELISA (Labortestverfahren), Radiobindungstest oder Multiplex-Immunoassay
Normbereiche (je nach Labor)
Autoantikörper | Referenzbereich |
---|---|
ICA (IIF) | negativ |
GAD-Antikörper | < 5 IU/ml |
IA-2-Antikörper | < 7,5 U/ml |
Insulin-Antikörper (IAA) | negativ |
ZnT8-Antikörper | negativ |
Normbereiche sind methoden- und laborabhängig
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Diagnostik bei Verdacht auf Diabetes mellitus Typ 1
- Risikostratifizierung bei familiärer Belastung
- Abgrenzung zum Typ-2-Diabetes bei unklarer Stoffwechsellage
- Nachweis bei latent autoimmunem Diabetes im Erwachsenenalter (LADA)
- Präklinische Diagnostik im Rahmen von Screeningstudien
Interpretation
-
Erhöhte Werte
- Autoimmuner Diabetes mellitus Typ 1 (früh oder manifest)
- Prädiabetisches Stadium bei genetisch belasteten Personen
- LADA mit meist isolierter GAD-Antikörper-Positivität
- Erniedrigte Werte / negativ
- Kein Hinweis auf autoimmunen Diabetes
- Spätphase bei zerstörter β-Zellmasse (Autoantikörper oft nicht mehr nachweisbar)
- Typ-2-Diabetes (in der Regel negativ für ICA)
- Spezifische Konstellationen
- Mehrfach positiv (z. B. GAD-Ak + IA-2-Ak + ZnT8-Ak) – sehr hohes Risiko für Typ-1-Diabetes
- Isoliert GAD-positiv – typisch für LADA
- IAA positiv nur bei Kindern < 5 Jahre – frühkindlicher Typ-1-Diabetes
Weiterführende Diagnostik
- Weitere Autoantikörpertests – GAD-Ak, IA-2-Ak, IAA, ZnT8-Ak (Einzelnachweise oder Panels)
- C-Peptid-Bestimmung – zur Einschätzung der endogenen Insulinproduktion (körpereigene Insulinbildung)
- Blutzuckeranalytik – Nüchternblutzucker, oraler Glukosetoleranztest (oGTT), HbA1c (Langzeitblutzuckerwert)
- HLA-Typisierung – insbesondere bei familiär gehäuftem Auftreten
- Langzeitverlauf – Verlaufskontrollen bei positivem Antikörperscreening