Hodenultraschall (Skrotalsonographie)

Die Skrotalsonographie (Synonyme: Hodensonographie; Hodenultraschall) ist eine Methode zur Untersuchung der Skrotalorgane Hoden und Nebenhoden mit Ultraschall. Sie gilt als Goldstandard der bildgebenden Diagnostik dieser Körperregion. Die Skrotalsonographie dient der Bestimmung der Hodenvolumina und der Untersuchung des Hodenparenchyms (Hodengewebe). Vor allem in der Diagnostik des "akuten Skrotums", der Hodentorsion, ermöglicht die Skrotalsonographie eine schnelle und aussagekräftige Diagnostik.

Ein weiteres Beispiel für Diagnostik im Bereich der Hoden ist die Feststellung einer Varikozele (Krampfader) durch Nachweis eines venösen Refluxes (Rückfluss) im Rahmen der Duplexsonographie. Dabei hat die Skrotalsonographie bei der Erfassung von pathologischen Befunden eine Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Tests erkannt wird, d. h. ein positives Testresultat auftritt) von fast 100 %. Auch bei der Beurteilung der Art der Pathologie liegt eine hohe Trefferquote vor.

Ein wichtiges Einsatzgebiet der Hodensonographie ist das Screening von Risikogruppen für maligne Erkrankungen des Hodens. Das nachfolgend aufgeführte Patientenklientel ist als Risikogruppe zu bewerten:

  • Z. n. Maldescensus testis (Lage des Hodens außerhalb des Skrotums) – 40-fach erhöhtes Entartungsrisiko
  • Untersuchung des kontralateralen (gegenseitigen) Hodens bei Hodentumor bzw. bei Z. n. Ablatio testis (operative Entnahme eines Hodens)
  • Positive Familienanamnese
  • Kontrolle bei bekannter Mikrolithiasis testis (Ultraschallbefund des Hodens, bei dem sich multiple, 1-3 mm große hyperdense (dichte) Bereiche zeigen, die gleichmäßig über das gesamte Gewebe des Hodens verstreut sind; in einer Metaanalyse zeigte sich für diesen Sachverhalt ein um den Faktor 8,5 erhöhtes Risiko für Hodentumoren [4])

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die Skrotalsonographie wird durchgeführt bei bzw. bei Verdacht auf:

  • Abszesse (abgekapselte Eiteransammlungen) im Bereich der Hoden
  • Fehlbildungen der Hoden
  • Funikulozele – Zyste (flüssigkeitsgefüllte Höhle; bohnen- bis olivengroß), die durch eine Ansammlung von Gewebsflüssigkeit im Bereich des Samenstrangs (lat. Funiculus spermaticus) entsteht.
  • Spermatozele – Eine durch eine Abflussbehinderung gebildete Retentionszyste, die mit eiweißreicher und spermienhaltiger Flüssigkeit gefüllt ist.
  • Gynäkomastie (Brustwachstum beim Mann) unklarer Genese
  • Hodenvolumetrie (Vermessung des Hodenvolumens) bei Wachstumsstörungen in der Adoleszenz
  • Hodentorsion (akutes Skrotum) – Akute Minderdurchblutung des Hodens, die durch die plötzliche Drehung des Hodens um seinen Gefäßstiel bedingt ist.
  • Hyatide (Hoden- bzw. Nebenhodenanhangsgebilde) – Die Hyatidentorsion ist eine wichtige Differentialdiagnose zur Hodentorsion.
  • Hydrozele – Meist einseitige Ansammlung seröser ("zum Blutserum gehörig") Flüssigkeit in den Hodenhüllen.
  • Infertilität (Unfruchtbarkeit)
  • Lageanomalien der Hoden (Maldescensus testis/Hodenhochstand; Kryptorchismus, d. h. nicht tastbarer (verborgener) Hoden):
    • Bauchhoden (Retentio testis abdominalis)
    • Leistenhoden (Retensio testis inguinalis)
    • Gleithoden (Retensio testis präscrotalis; gliding testis)
    • Pendelhoden (Retractile testis) [Normvariante]
  • Mikrolithiasis testis (s. o.)
  • Pathologische Tumormarker – z. B. AFP (Alpha-Fetoprotein) oder Beta-HCG
  • Schmerzen im Hodenbereich
  • Skrotalhernie – Vorfall von Darmanteilen aus dem Bauchraum in das Skrotum
  • Trauma im Hodenbereich – z. B. Hämatozele (Bluterguss der Hoden)
  • Tumoren des Hodens oder Nebenhodens
  • Varikozele (Krampfader)
  • Verlaufskontrolle bei Epididymitis (Nebenhodenentzündung) und Orchitis (Hodenentzündung)
  • Z. n. Orchidopexie (operative Fixierung des Hodens im Skrotum)

Vor der Untersuchung

Vor der Untersuchung ist eine ausführliche Anamnese sowie eine eingehende körperliche Untersuchung notwendig. Diese beinhaltet eine sorgfältige Palpation der Skrotalorgane und der Leistenregion. In der Regel folgt die Skrotalsonographie einem auffälligen Palpationsbefund (Tastbefund) als obligate Diagnostik. Die früher oft durchgeführte Diaphanoskopie (Durchleuchtung des Skrotums zur Diagnostik von Varikozelen) ist für die klinische Untersuchung nicht mehr von Bedeutung.

Das Verfahren

Die Skrotalsonographie wird aufgrund der sehr guten Zugänglichkeit der Hoden mittels hochfrequenter Schallköpfe (7,5-10 MHz) durchgeführt, die eine hohe Auflösung des Bildes ermöglichen. Zusätzlich wird eine Duplex-Sonographie (Kombination aus B-Bild mit PW-Doppler/Pulse Wave Doppler; Frequenz >10 MHz) der Hodengefäße durchgeführt, die eine Beurteilung der Durchblutungssituation erlaubt. Die Untersuchung verursacht keine Schmerzen und ist schnell und einfach durchführbar. Vor allem das Fehlen der Strahlenbelastung und die nicht-invasive Anwendung sind Vorteile der Untersuchung. Als paariges Organ sind beide Hoden immer im Seitenvergleich zu untersuchen und es sollte mit der gesunden Seite begonnen werden. Ein wichtiger Bestandteil ist die Volumetrie der Hoden. Das normale Volumen in der Adoleszenz beträgt 18-28 ml.

Während der Untersuchung befindet sich der Patient in Rückenlage. Das Unterlegen eines Handtuches ("Hodenbälkchen") optimiert die Untersuchungsbedingungen. Der gesunde Hoden weist eine homogene Echostruktur auf, die abhängig vom Alter ist. Der Nebenhoden stellt sich im Vergleich zum Hoden echoreicher dar und liegt dem Hoden von dorsolateral ("zum Rücken hin gelegen und seitlich") auf. Bei einer Orchitis (Hodenentzündung) oder einer Epididymitis (Nebenhodenentzündung) kann sich das entsprechende Gewebe z. B. hyperechogen (dicht) darstellen. Einfache Zysten im Bereich der Hoden können einen Nebenbefund darstellen, sie sind meist rund, echofrei und klar vom umliegenden Gewebe abgrenzbar.

Eine Varikozele des Hodens ist an dieser Stelle mit dem Farbdopplerultraschall darstellbar. Bei einer Varikozele wird der Venendurchmesser des Plexus pampiniformis (Geflecht aus Venen des Hodens und Nebenhodens, das sich als Teil des Samenstranges durch den Leistenkanal verlaufend zur Vena testicularis vereint) und vor Allem das Anschwellen des Durchmessers beim Valsalva-Versuch (Druckerhöhung im Abdomen durch Pressen) bestimmt. Die Untersuchung dient des Weiteren z. B. der Kontrolle des Therapieerfolges nach operativer Behandlung. Die Dopplersonographie beruht auf dem sogenannten Doppler-Effekt: Die Ultraschallfrequenzen werden von vorbeifließenden Erythrozyten (rote Blutkörperchen) reflektiert. Diese Frequenzverschiebung ist abhängig von der Flussgeschwindigkeit und der Flussrichtung der Erythrozyten. Die Farbcodierung der Dopplersonographie ermöglicht charakterisierende Aussagen bezüglich der Eigenschaften des blutversorgenden Systems.

Diese Untersuchungstechnik spielt ebenfalls bei der Hodentorsion eine maßgebliche Rolle. Eine Hodentorsion (Hodenverdrehung) gilt als bewiesen bei Nachweis der fehlenden zentralen Perfusion (Blutdurchfluss zentraler Gefäße). Des Weiteren sollten die Testikulargefäße (Blutgefäße des Hodens) im Bereich des Funiculus spermaticus (Bündel aus Gefäßen, Nerven und dem Samenleiter) dargestellt werden. Falls sich diese im Verlauf als Spirale darstellen, besteht ebenfalls mit großer Wahrscheinlichkeit eine Hodentorsion (Sensitivität: 96 %).

Häufige und gutartige Veränderungen sind unkomplizierte Zysten als echofreie, runde Raumforderungen Bereich des Hodens, Nebenhodens, Tunica albuginea oder Tunica vaginalis. Des Weiteren lassen sich sonographisch intraskrotale, den Hoden umgebende Flüssigkeitsansammlungen, wie die Hämatozele (Ansammlung von Blut; echoreich), Hydrozele testis (Wasserbruch des Hodensack; echofrei) oder Pyelozele (Ansammlung von Eiter; infiziert, echoreich, ggf. septiert) abgrenzen.

Scheiße Varikozele (Krampfadern im Hodensack): Sonographisch zeigt sich eine Krampfaderbildung im Bereich des von den Hoden- und Nebenhodenvenen gebildeten Plexus pampiniformis mit multiplen dilatierten, echofreien Venenknäueln (Durchmesser: > 3 mm).

Entzündliche Erkrankungen (Epididymitis/Nebenhodenentzündung, (Epididymo-)Orchitis/Hodenentzündung und Deferentitis/Samenleiterentzündung): Echographisch lässt sich häufig eine diffuse Organschwellung mit Hyperperfusion (starke Durchblutung) nachweisen.

Von besonderer Wichtigkeit ist die Diagnostik von Raumforderungen im Bereich der Hoden, folgende Neoplasien (Neubildungen) des Hodens sind in diesem Zusammenhang zu nennen:

  • Chorionepitheliom (Synonym: Chorionkarzinom) – infiltrativ wachsender Tumor aus anaplastischen Trophoblastzellen
  • Funikulussarkom – Bösartiger Tumor, der vom Stützgewebe des Funikulus (Bündel aus Gefäßen, Nerven und dem Samenleiter) ausgeht und frühzeitig in die Blutgefäße (hämatogen) metastasiert
  • Leydig-Zell-Tumor – Tumor, der selten maligne (bösartig) ist; er ist oft endokrin aktiv; die erhöhte Testosteronproduktion führt im Kindesalter zur Pubertas praecox (zu früh beginnende Pubertät); im Erwachsenenalter überwiegt die Östrogenproduktion und führt zu einer Gynäkomastie (Vergrößerung der Brustdrüse beim Mann) und Libidoverlust
  • Metastasen (Tochtergeschwülste) – z. B. bei Melanom (schwarzer Hautkrebs), Peniskarzinom, Prostatakarzinom
  • malignes Lymphom ("Lymphknotenkrebs")
  • Seminom (bösartiger Keimzelltumor)
  • Teratom (Keimzelltumor; die reife Form ist gutartig; die unreife Form ist maligne (bösartig) und wird als Teratokarzinom bezeichnet)

Nach der Untersuchung

Nach der Untersuchung werden entsprechend des erhobenen Befundes ggf. weitere therapeutische und diagnostische Maßnahmen eingeleitet. Im Falle eines "akuten Skrotums" ist dies häufig die operative Freilegung der Hoden, um eine eventuelle Hydrozele oder Hodentorsion zu versorgen. Vor allem bei der Hodentorsion stellt eine Operation die Therapie der Wahl dar. Bei Feststellung einer Raumforderung erfolgt die Tumor-Diagnostik mit Charakterisierung des Primärtumors und Stagings (Feststellung des Ausbreitungsgrades eines bösartigen Tumors).

Weitere Hinweise

  • Hodenläsionen (Hodeninzidentalomen; Raumforderung): Durchmesser von < 5 mm ist eine Malignität "extrem unwahrscheinlich"..
    In einer Studie wurde bei Hodeninzidentalomen < 10 mm bei einem Drittel der Patienten ein maligner Tumor identifiziert; kein einziger Tumor wurde bei den Patienten mit einem Läsionsdurchmesser < 5 mm gefunden [5].

Literatur

  1. Seitz K, Becker D: Klinische Sonographie und sonographische Differentialdiagnose. Georg Thieme Verlag 2008
  2. Nieschlag E, Behre HM, Nieschlag S: Andrologie. Springer Verlag 2009
  3. Jocham D, Miller K: Praxis der Urologie. Georg Thieme Verlag 2007
  4. Tan I, Ang K, Ching B et al.: Testicular microlithiasis predicts concurrent testicular germ cell tumors and intratubular germ cell neoplasia of unclassified type in adults: a meta-analysis and systematic review. Cancer 2010, 116, 19, S. 4520-32
  5. Scandura G et al.: Incidentally detected testicular lesions < 10 mm in diameter: can orchidectomy be avoided? BJU Int 2017 Oct 15. doi: 10.1111/bju.14056.

     
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