Dopplersonographie bei Varikozele

Die Dopplersonographie stellt das bildgebende Verfahren der Wahl zur Diagnostik einer Varikozele (Krampfadernbildung des Plexus pampiniformis im Skrotum) dar. Als nicht-invasive und hochauflösende Methode erlaubt sie die direkte Visualisierung und hämodynamische Beurteilung der venösen Abflussverhältnisse im Bereich des Samenstranges (Samenleitersystem). Die Varikozele ist eine der häufigsten Ursachen männlicher Infertilität (Unfruchtbarkeit) und betrifft primär die linke Seite aufgrund anatomischer Gegebenheiten. In der Farbduplexsonographie (Ultraschall mit Farbdarstellung von Blutflüssen) lassen sich dilatierte Venen (erweiterte Blutgefäße), ein pathologischer Reflux (krankhafter Rückstrom des Blutes) sowie die Auswirkungen auf den Hoden (z. B. Volumenminderung [Schrumpfung]) objektiv erfassen.

Synonyme

  • Farbkodierte Duplexsonographie bei Varikozele (Ultraschall mit Farbdarstellung bei Hodenkrampfadern)
  • Dopplersonographischer Nachweis einer Varikozele (Ultraschallnachweis einer Hodenkrampfader)
  • Farbduplex-Sonographie des Plexus pampiniformis (Farbultraschalluntersuchung des venösen Hodengeflechtes)

Beurteilbare Strukturen

  • Plexus pampiniformis (venöses Geflecht im Samenstrang)
  • Vena testicularis (Hodenvene)
  • Hodenparenchym (Beurteilung von Volumen und Echogenität, also Gewebequalität)
  • Epididymis (Nebenhoden, Speicherorgan für Spermien)
  • Hodenhülle (z. B. sekundärer Hydrozele, Wasserbruch)
  • Leistenkanal (Ausschluss einer Hernie, Leistenbruch)

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Abklärung einer männlichen Infertilität (unerfüllter Kinderwunsch)
  • Sonographisch kontrollierte Beurteilung bei klinischem V. a. Varikozele (Verdacht auf Hodenkrampfadern)
  • Differenzierung zwischen Varikozele und anderen skrotalen Raumforderungen (Schwellungen im Hodensack)
  • Verlaufskontrolle nach operativer oder interventioneller Varikozelenbehandlung (z. B. nach Operation oder Verödung)
  • Schmerzabklärung im Skrotalbereich (Hodensack)
  • Einschätzung des Einflusses einer Varikozele auf das Hodenvolumen (Größe des Hodens)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Für die Durchführung der Dopplersonographie bestehen keine absoluten Kontraindikationen (Gegenanzeigen). Relative Einschränkungen ergeben sich allenfalls bei:

  • Starkes Skrotalödem (Schwellung des Hodensacks)
  • Unkooperativem Patienten (fehlende Mitwirkung)
  • Schwer zugänglicher Untersuchungssituation (z. B. bei stark adipösem Subjekt, stark übergewichtige Person)

Vor der Untersuchung

  • Erhebung der Anamnese (Krankengeschichte) mit Fokus auf Fertilität (Fruchtbarkeit), Beschwerden, Voroperationen
  • Körperliche Untersuchung mit Palpation (Abtasten) im Stehen und Liegen, ggf. Valsalva-Manöver (Pressen bei zugehaltener Nase und geschlossenem Mund)
  • Information des Patienten über den Ablauf der sonographischen Untersuchung (Ultraschall)
  • Keine spezielle Vorbereitung notwendig (z. B. kein Nüchternstatus erforderlich)

Das Verfahren

Untersuchungstechnik

  • Durchführung der Untersuchung in Rückenlage und im Stehen
  • Standardisierte Doppleruntersuchung mit hochfrequentem Linear- oder Kurvenarray-Schallkopf (7–12 MHz)
  • Beurteilung des venösen Kalibers des Plexus pampiniformis (Durchmesser des venösen Geflechts) – pathologisch: über 2 mm im Liegen, über 3 mm im Stehen
  • Provokation durch Valsalva-Manöver zur Reflux-Darstellung (sichtbarer Rückfluss des Blutes)
  • Refluxdauer von mindestens 1 Sekunde in der Vena testicularis gilt als pathologisch
  • Farbdopplersonographische Darstellung von retrogradem Blutfluss (Blutfluss in Gegenrichtung) mit optionaler spektraler Analyse (Darstellung der Flussgeschwindigkeit)

Klassifikation nach Dubin und Amelar (klinisch) vs. Sarteschi (sonographisch)

  • Sonographisch wird eine Einteilung der Varikozele in Grade 1–5 nach Sarteschi vorgenommen
    (Grad 3–5: pathologisch relevanter Reflux bei Valsalva mit dilatierten Venen und gegebenenfalls Hodenatrophie, also Hodenverkleinerung)

Mögliche Befunde

  • Erweiterte Venen des Plexus pampiniformis mit Kalibervermehrung (vergrößerter Venendurchmesser)
  • Nachweis eines pathologischen Venenrefluxes im Farbdoppler bei Valsalva
  • Seitenbetonung (überwiegend linksseitig durch ungünstige Einmündung der Vena testicularis in die Vena renalis, also Nierenvene)
  • Sekundäre Hodenveränderungen: Volumenreduktion (Hodenschrumpfung), Hypoechogenität (verminderte Echogenität), gestörte Perfusion (Blutversorgung)
  • Hinweise auf sekundäre Varikozelen bei intraabdomineller Raumforderung oder venöser Abflussstörung (z. B. Nussknacker-Phänomen, Einklemmen der Vene zwischen zwei Gefäßen)

Nach der Untersuchung

  • Dokumentation der Refluxdauer und des Venendurchmessers im Liegen und Stehen
  • Befundübermittlung an den überweisenden Arzt inklusive Varikozelengrad, Refluxcharakteristik und Hodenvolumen
  • Empfehlungen zur weiteren Abklärung (z. B. Spermiogramm, Hormonstatus) oder Therapie (z. B. Operation oder Verödung) bei klinischer Relevanz

Mögliche Komplikationen

Die Dopplersonographie ist ein risikoarmes Verfahren ohne bekannte Nebenwirkungen. Geringfügige Komplikationen können entstehen bei:

  • Stärkeren Valsalva-Manövern (Schwindel, Pressgefühl)
  • Lokalem Druckschmerz durch den Schallkopf bei Entzündungen