Sonographie – Übersicht der diagnostischen Ultraschalluntersuchungen nach Organsystemen

Die Sonographie (Ultraschalluntersuchung) zählt zu den wichtigsten bildgebenden Verfahren der Medizin. Sie ist strahlungsfrei, nichtinvasiv, in Echtzeit durchführbar und in nahezu allen Fachgebieten universell einsetzbar. Die folgende Übersicht gruppiert gängige konventionelle Sonographieverfahren – ausgenommen Dopplersonographie, Elastographie und Vaginalsonographie – systematisch nach Organsystemen.

Kopf, Hals und Sinnesorgane

Diagnostik von Sinnesorganen, Speicheldrüsen, Schilddrüse und Hirnstrukturen.

  • Augenultraschall (Augensonographie)
    Darstellung intraokularer Strukturen bei Glaskörperblutungen, Netzhautablösung oder Tumoren
    Auch bei unklarer Sehverschlechterung in Notfällen indiziert
  • HNO-Ultraschall (HNO-Sonographie)
    Untersuchung der Halsweichteile, Speicheldrüsen und zervikaler Lymphknoten (Lymphknoten im Halsbereich)
    Teil der differenzierten Halslymphknotendiagnostik
  • Schilddrüsenultraschall (Schilddrüsensonographie)
    Standardverfahren bei Struma (Schilddrüsenvergrößerung), Knoten oder Schilddrüsenkarzinom (bösartigem Tumor)
    Unverzichtbar in der endokrinologischen Routinediagnostik
  • Ultraschall der Nasennebenhöhlen (Sinussonographie)
    Ergänzende Diagnostik bei akuter oder chronischer Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)
    Ohne Strahlenexposition, besonders bei Kindern sinnvoll
  • Ultraschall des kindlichen Gehirns
    Darstellung der Ventrikel (Hirnkammern) und Hirnstrukturen über die offene Fontanelle (weiche Stelle am Kopf des Säuglings)
    Frühzeitige Diagnostik von Blutungen, Ventrikulomegalie oder Fehlbildungen

Thorax (Brustkorb)

Der Lungenultraschall hat sich besonders in der Notfall- und Intensivmedizin etabliert.

  • Lungenultraschall (Lungensonographie)
    Schnell einsetzbar zur Diagnose von Pleuraerguss (Flüssigkeit zwischen Lunge und Rippenfell), Pneumothorax (Lungenkollaps) oder Lungenödem (Wasser in der Lunge)
    Vorteilhaft bei beatmeten Patienten und in der Schwangerschaft

Brustdrüse

Hochauflösende Sonographieverfahren zur Beurteilung des weiblichen Brustdrüsengewebes.

  • Brustultraschall (Mammasonographie)
    Hochfrequente Darstellung des Drüsen- und Fettgewebes bei unklaren Tastbefunden, Schmerzen oder auffälliger Mammographie
    Bevorzugte Methode bei dichtem Brustgewebe, z. B. bei prämenopausalen Frauen oder Schwangeren
    Ergänzende Diagnostik bei Zysten, Fibroadenomen oder zur gezielten Biopsieplanung
    Indiziert auch im Rahmen des Hochrisikoscreenings bei familiärer Belastung (z. B. BRCA-Mutation)

Herz und Gefäße

Zentrale Verfahren zur Beurteilung kardialer Funktion und vaskulärer Strukturen.

  • Bauchaorten-Screening mittels Sonographie
    Früherkennung eines Aortenaneurysmas (Aussackung der Hauptschlagader) bei Risikopatienten
    Empfohlen für Männer ab 65 Jahren mit Raucheranamnese
  • Herzultraschall (Echokardiographie)
    Strukturelle und funktionelle Herzbeurteilung in Ruhe
    Indiziert bei Atemnot, Herzgeräusch oder Verdacht auf Herzinfarkt
  • Stress-Echokardiographie
    Funktionsdiagnostik unter Belastung zur Ischämieausschluss (Durchblutungsstörung)
    Pharmakologische oder ergometrische Belastung möglich
  • Kompressionssonographie der tiefen Beinvenen
    Standardverfahren zum Nachweis einer tiefen Venenthrombose (TVT) der Beinvenen Durchführung durch seitenvergleichende Kompressionsprüfung entlang der Vena femoralis und Vena poplitea
    Strahlungsfreie und hochspezifische Alternative zur Phlebographie oder CT-Angiographie Insbesondere indiziert bei unklaren Beinschwellungen oder positivem D-Dimer (Gerinnungsmarker im Blut)
  • Ultraschalluntersuchung der venösen Gefäße
    Strahlungsfreies Standardverfahren zur Beurteilung oberflächlicher und tiefer Venen im Bereich der Extremitäten
    Anwendung bei Schwellung, Schmerzen oder V. a. Thrombose, Varikose oder postthrombotisches Syndrom Beurteilung von Venenverlauf, Wandstruktur, Kompressibilität und intraluminalen Raumforderungen
    Ergänzt die klinische Diagnostik bei Thrombophlebitis, CVI (chronisch venöse Insuffizienz) oder präoperativer Gefäßbeurteilung
    In der Regel als Kombination aus B-Mode- und Kompressionssonographie, ggf. ergänzt durch Dopplertechnik

Abdomen und retroperitoneale Organe

Standardverfahren zur Beurteilung von Bauchorganen, Gefäßen, Harnwegen und Raumforderungen.

Endosonographische Verfahren

Ultraschalluntersuchungen mit endoskopischer Sonde zur hochauflösenden Darstellung tiefliegender Organe über Körperhöhlen.

  • Endosonographie – Endoskopische Ultraschalluntersuchung (EUS)
    Kombination aus Endoskopie (Spiegelung von Hohlorganen) und hochfrequenter Sonographie (Ultraschalluntersuchung) über den Gastrointestinaltrakt (Verdauungstrakt)
    Einsatz bei Tumoren (Krebserkrankungen) von Pankreas (Bauchspeicheldrüse), Ösophagus (Speiseröhre), Magen, Rektum (Mastdarm) und mediastinalen Lymphknoten (Lymphknoten im Brustraum)
    Ermöglicht präzise Stadieneinteilung (Staging, also Ausbreitungsbestimmung) und gezielte Feinnadelaspiration (FNA, Gewebeprobeentnahme mit dünner Nadel)
    Zentraler Bestandteil der onkologischen Diagnostik (Krebsdiagnostik), z. B. bei Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) oder Barrett-Ösophagus (Vorstufe von Speiseröhrenkrebs)

Beckenorgane, Genitaltrakt und anorektale Strukturen

Sonographische Verfahren zur Beurteilung der Prostata, Harnblase, weiblichen Geschlechtsorgane und des Enddarms.

Bewegungsapparat und Weichteile

Zielgerichtete Diagnostik bei Beschwerden an Gelenken, Muskeln, Sehnen und Nerven.

  • Gelenkultraschall (Arthrosonographie)
    Darstellung von Gelenkerguss, Schleimbeutelentzündung oder Synovitis (Gelenkinnenhautentzündung)
    Standard in der Rheumatologie
  • Hüftultraschall (Hüftsonographie)
    Nichtinvasives, strahlungsfreies Verfahren zur Beurteilung des Hüftgelenks bei Jugendlichen und Erwachsenen.
    Eingesetzt bei Verdacht auf Gelenkerguss, Entzündung, Arthrose, Sehnen- oder Schleimbeutelveränderungen sowie bei rheumatischen Erkrankungen und postoperativen Verlaufskontrollen. Darstellung von Gelenkinnenhaut, Gelenkspalt, Kapsel, Muskulatur und knöchernen Strukturen in definierten Standardschnitten.
    Dient der Diagnostik sowie der sonographisch geführten Punktion.
  • Nervenultraschall (Nervensonographie)
    Diagnostik bei Nervenkompression, z. B. Karpaltunnelsyndrom
    Auch zur Verlaufskontrolle nach Operationen geeignet
  • Ultraschall bei Weichteilveränderungen
    Diagnostik unklarer Schwellungen, Zysten, Lipome (Fettgewebsgeschwulste), Hämatome oder subkutaner Raumforderungen
    Unverzichtbar bei der Unterscheidung von entzündlichen, traumatischen und tumorösen Veränderungen
    Auch zur gezielten Punktionsplanung und zur postoperativen Verlaufskontrolle geeignet
    Häufig eingesetzt bei Haut- und Unterhautveränderungen, insbesondere im Bereich Extremitäten, Rücken oder Abdominalwand
  • Ultraschall der Hände bei rheumatischen Erkrankungen
    Diagnostik bei Arthritis, Sehnenscheidenentzündungen oder Schwellungen
    Früherkennung entzündlicher Gelenkveränderungen
  • Ultraschall der Lymphknoten (Lymphknotensonographie)
    Differenzierung von reaktiven, entzündlichen oder bösartigen Lymphknoten
    Bestandteil der Tumordiagnostik und -nachsorge
  • Ultraschall der paravertebralen Muskulatur
    Beurteilung bei Rückenschmerzen, Muskelverspannung oder Hämatomen
    Seltener auch bei Infiltrationstherapien eingesetzt
  • Ultraschall der Säuglingshüfte (Sonographie der Säuglingshüfte)
    Standardisiertes Screeningverfahren zur Erkennung einer Hüftdysplasie (Fehlentwicklung des Hüftgelenks) im Säuglingsalter
    Durchführung nach der Methode nach Graf – mit standardisierter Sektorenbeurteilung und Klassifikation
    Bestandteil der U3-Vorsorgeuntersuchung (3.-5. Lebenswoche) gemäß Kinder-Richtlinie
    Ziel: frühzeitige Einleitung konservativer Therapie und Vermeidung bleibender Hüftschäden
  • Ultraschall des Kniegelenks (Kniegelenksonographie)
    Nachweis von Gelenkerguss, Baker-Zyste oder meniskusnahen Schäden
    Ergänzend zur klinischen Untersuchung bei Knieschmerz
  • Ultraschall des Schultergelenks (Schultersonographie)
    Darstellung von Sehnenrissen, Schleimbeutelentzündungen oder Kalkablagerungen
    Dynamische Untersuchung der Rotatorenmanschette
  • Ultraschalluntersuchung der Sehnen (Sehnensonographie)
    Nachweis von Sehnenrissen, Reizungen oder Verdickungen
    Häufig eingesetzt bei Sportverletzungen

Multisystemische und technische Verfahren

Verfahrensübergreifende Techniken mit breitem Anwendungsspektrum, insbesondere in der Pränataldiagnostik.

  • 3D-Ultraschall
    Dreidimensionale Darstellung des Fetus (ungeborenen Kindes) in hoher räumlicher Auflösung
    Ermöglicht die plastische Visualisierung fetaler Strukturen wie Gesicht, Extremitäten und Organe
  • 4D-Ultraschall
    Echtzeitfähige Volumenbildgebung mit kontinuierlicher Bewegungserfassung
    Ideal zur Beurteilung fetaler Mimik, Bewegungsmuster und struktureller Anomalien in dynamischer Darstellung
  • Nackentransparenzmessung (NT-Messung) im Ersttrimester-Screening
    Hochauflösende Messung der fetalen Nackentransparenz (flüssigkeitsgefüllte Hautfalte im Nackenbereich) zwischen 11 + 0 und 13 + 6 Schwangerschaftswochen
    Bestandteil des Ersttrimesterscreenings (früher vorgeburtlicher Test) zur Risikoeinschätzung für Trisomien (z. B. Down-Syndrom, Edwards-Syndrom, Pätau-Syndrom) Kombination mit biochemischen Markern (z. B. PAPP-A, freies β-hCG – Eiweiß- und Hormonwerte im mütterlichen Blut) und mütterlichen Faktoren zur Risikoabschätzung
    Erfordert spezielle Qualifikation und Zertifizierung gemäß DEGUM (Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin) bzw. FMF (Fetal Medicine Foundation)
  • Fetale Ultraschalldiagnostik (Missbildungsdiagnostik)
    In jeder Schwangerschaft sollten gemäß den Mutterschaftsrichtlinien mindestens drei Ultraschalluntersuchungen (Screenings) durchgeführt werden
    Diese erfolgen typischerweise in der 10., 20. und 30. Schwangerschaftswoche Ziel ist die frühzeitige Erkennung von Fehlbildungen, Wachstumsstörungen oder anderen Auffälligkeiten beim ungeborenen Kind (Fetus)
    Erweiterte Organfeindiagnostik durch zertifizierte Untersucher (z. B. DEGUM-Stufe II/III) insbesondere bei Risikoschwangerschaften oder auffälligen Vorbefunden empfohlen

Die Sonographie ist ein diagnostisches Schlüsselverfahren der modernen Medizin. Ihre systematische Anwendung nach Organsystemen fördert die zielgerichtete Indikationsstellung, verbessert die diagnostische Präzision und ist essenziell für die interdisziplinäre Zusammenarbeit im klinischen Alltag.