Trypsinogen

Trypsinogen ist die inaktive Vorstufe (Zymogen) des proteolytischen Enzyms Trypsin, das im exokrinen Pankreas (Bauchspeicheldrüse) gebildet wird. Es spielt eine zentrale Rolle bei der Verdauung von Proteinen im Dünndarm. In der klinischen Labordiagnostik dient Trypsinogen der Beurteilung der exokrinen Pankreasfunktion (Funktion der Verdauungsdrüsen im Pankreas) und dem Nachweis pankreatischer Erkrankungen wie der chronischen Pankreatitis (chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung) oder der zystischen Fibrose (Mukoviszidose).

Synonyme

  • Serum-Trypsinogen
  • Immunreaktives Trypsinogen (IRT)

Das Verfahren

  • Benötigtes Material
    • Serum
    • Blutplasma (in Einzelfällen)
  • Vorbereitung des Patienten
    • Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
  • Störfaktoren
    • Hämolyse (Zellzerfall der roten Blutkörperchen) kann die Messung beeinflussen
    • Starke Lipämie (Fettgehalt im Blut)
    • Interferenzen durch Proteinasen (eiweißspaltende Enzyme) und Autoantikörper (Abwehrstoffe gegen körpereigene Strukturen)
  • Methode
    • Immunologische Verfahren (z. B. ELISA, Immunoassay)
    • Spezifische monoklonale Antikörper gegen Trypsinogen

Normbereiche (je nach Labor)

Subgruppe / Geschlecht / Alter Referenzbereich
Erwachsene 10-57 µg/l
Neugeborene (Neugeborenenscreening) < 65 ng/ml (screeningabhängig)

Normbereiche sind methoden- und laborabhängig

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Verdacht auf chronische Pankreatitis (chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung)
  • Diagnostik bei exokriner Pankreasinsuffizienz (unzureichende Verdauungsfunktion der Bauchspeicheldrüse)
  • Neugeborenenscreening auf zystische Fibrose (Mukoviszidose)
  • Differenzierung bei gastrointestinalen Beschwerden (Verdauungsbeschwerden) unklarer Genese

Interpretation

  • Erhöhte Werte
    • Frühphase einer akuten Pankreatitis (akute Bauchspeicheldrüsenentzündung; selten verwendet, da unspezifisch)
    • Nierenerkrankungen (Erkrankungen der Niere; reduzierte Ausscheidung)
    • Falsch positiv im Rahmen des Neugeborenenscreenings bei anderen genetischen Varianten
  • Erniedrigte Werte
    • Chronische Pankreatitis (fortgeschrittene Schädigung des exokrinen Pankreas)
    • Exokrine Pankreasinsuffizienz (z. B. bei Mukoviszidose, zystischer Fibrose)
    • Pankreatektomie (operative Entfernung der Bauchspeicheldrüse)
  • Spezifische Konstellationen (optional)
    • Bei zystischer Fibrose oft Kombination aus erhöhtem IRT und pathologischen CFTR-Mutationen (genetische Veränderungen)
    • In Verbindung mit Elastase-1 im Stuhl zur umfassenden Einschätzung der exokrinen Funktion

Weiterführende Diagnostik

  • Stuhl-Elastase-1 zur Beurteilung der exokrinen Pankreasleistung
  • Sekretin-Pankreozymin-Test (funktioneller Test zur Pankreasdiagnostik)
  • Bildgebende Verfahren (Sonographie, Magnetresonanztomographie [MRT], Endosonographie)
  • Genetische Diagnostik bei Verdacht auf zystische Fibrose (CFTR-Mutationstest)