Pankreas-Elastase (Stuhl)

Die Pankreas-Elastase ist ein proteolytisches Enzym (eiweißspaltendes Verdauungsenzym), das in den Azinuszellen des exokrinen Pankreas (Zellen der Bauchspeicheldrüse zur Verdauungsenzymproduktion) gebildet und mit dem Pankreassaft (Verdauungssaft der Bauchspeicheldrüse) in das Duodenum (Zwölffingerdarm) abgegeben wird. Dort bleibt sie weitgehend intakt und gelangt unverändert in den Stuhl. Die Messung der Elastase im Stuhl dient der nicht-invasiven Beurteilung der exokrinen Pankreasfunktion (Verdauungsfunktion der Bauchspeicheldrüse) und ist ein zentraler Parameter zur Diagnostik der Pankreasinsuffizienz (Funktionsschwäche der Bauchspeicheldrüse).

Synonyme

  • Stuhl-Elastase
  • Pankreaselastase-1
  • Fäkal-Elastase
  • Pankreatische Elastase im Stuhl

Das Verfahren

  • Benötigtes Material
    • Stuhlprobe (mindestens 3 g Stuhl, keine Konservierung erforderlich)
    • Bei Bedarf: Wiederholungsproben zur Verlaufskontrolle
  • Vorbereitung des Patienten
    • Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
    • Keine Einschränkungen bei der Ernährung oder Medikation vor der Probennahme
  • Störfaktoren
    • Sehr dünnflüssiger Stuhl kann zu einem Verdünnungseffekt führen und falsch niedrige Werte ergeben
    • Große Mengen von Blut oder Schleim im Stuhl können die Messung beeinträchtigen
    • Stuhlentnahmesysteme mit ungeeigneten Puffern
  • Methode
    • Enzymimmunoassay (ELISA) (Labortest mit Antikörpern zur Enzymmessung)
    • Monoklonale Antikörper (gentechnisch hergestellte Eiweißstoffe mit hoher Erkennungsgenauigkeit)
    • Hohe Spezifität für das pankreasspezifische Isoenzym

Normbereiche (je nach Labor)

Interpretation Referenzbereich
Normalbefund (intakte Pankreasfunktion) > 200 µg/g Stuhl
Mäßige exokrine Pankreasinsuffizienz 100-200 µg/g Stuhl
Schwere exokrine Pankreasinsuffizienz < 100 µg/g Stuhl

Normbereiche sind methoden- und laborabhängig

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Diagnostik einer exokrinen Pankreasinsuffizienz (Funktionsschwäche der Bauchspeicheldrüse)
  • Verdacht auf chronische Pankreatitis (langfristige Entzündung der Bauchspeicheldrüse)
  • Differentialdiagnostik bei chronischem Durchfall, Steatorrhoe (Fettstühle) und Malabsorption (Aufnahmestörung von Nährstoffen)
  • Abklärung bei Mukoviszidose (erbliche Stoffwechselerkrankung mit zähem Schleim)
  • Verlaufskontrolle unter Enzymsubstitutionstherapie (Ersatztherapie mit Verdauungsenzymen)

Interpretation

  • Erhöhte Werte
    • Keine klinische Relevanz (nicht pathologisch)
  • Erniedrigte Werte
    • 100-200 µg/g Stuhl: Hinweis auf beginnende bis mäßige exokrine Insuffizienz (nachlassende Enzymproduktion der Bauchspeicheldrüse)
    • < 100 µg/g Stuhl: Hinweis auf schwere exokrine Pankreasinsuffizienz, z. B. bei:
      • Chronischer Pankreatitis (lang andauernde Bauchspeicheldrüsenentzündung)
      • Fortgeschrittener Mukoviszidose (vererbte Schleimveränderung)
      • Nach ausgedehnter Pankreasresektion (operative Entfernung von Bauchspeicheldrüsengewebe)
      • Fortgeschrittenem Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit, v. a. Typ 1 oder Typ 3c)
      • Zystische Fibrose oder SchwEPI (Schweine-EPI-Modell als Vergleichsmodell)
  • Spezifische Konstellationen
    • Kombination mit Pankreas-Lipase, Chymotrypsin oder Serumparametern (z. B. Trypsinogen) zur weiterführenden Diagnostik

Weiterführende Diagnostik

  • Sekretin-Pankreozymin-Test (Sondentest mit Hormonen zur Messung der Pankreassekretion)
  • Bestimmung von Pankreasenzymen im Serum (Lipase, Amylase)
  • Bildgebung: Sonographie (Ultraschall), Magnetresonanztomographie (MRT), Endosonographie (Ultraschall von innen)
  • Elastase-Bestimmung im Serum bei akuter Pankreatitis nicht empfohlen (ungeeigneter Marker)