Insulin-Antikörper (IAA)
Insulin-Antikörper (IAA) sind Autoantikörper (Abwehrstoffe gegen körpereigene Strukturen), die gegen endogenes (körpereigenes) oder exogen verabreichtes (von außen gegebenes) Insulin gerichtet sind. Sie treten insbesondere bei autoimmunen Formen des Diabetes mellitus Typ 1 (jugendlicher Zuckerkrankheit) in der Frühphase auf und sind ein sensitiver Frühmarker in der präsymptomatischen Diagnostik bei genetisch prädisponierten Personen (erblich vorbelasteten Personen).
Sie dienen in der klinischen Labordiagnostik zur Früherkennung eines autoimmunen Diabetes mellitus Typ 1, insbesondere bei Kindern mit familiärer Vorbelastung.
Synonyme
- IAA
- Insulinautoantikörper
- Anti-Insulin-Antikörper
Das Verfahren
- Benötigtes Material
- Serum (Blutflüssigkeit ohne Zellen)
- Vorbereitung des Patienten
- Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
- Störfaktoren
- Exogene Insulingabe (führt zu Bildung von Antikörpern auch ohne Autoimmunität)
- Kreuzreaktionen mit modifizierten Insulinformen
- Methode
- Radiobindungsassay (RBA) (radioaktive Bindungstestmethode)
- Immunoassay mit hoher Spezifität (z. B. ELISA, Luminex) (Testverfahren zur Antikörperbestimmung)
- In Studien häufig kombinierter Autoantikörper-Panel (z. B. IAA, GAD65, IA-2, ZnT8)
Normbereiche (je nach Labor)
Interpretation | Referenzbereich |
---|---|
negativ | < 0,4 IU/ml bzw. < 1,0 % Bindung |
grenzwertig | 0,4-1,0 IU/ml oder 1,0-2,0 % |
positiv | > 1,0 IU/ml bzw. > 2,0 % Bindung |
Normbereiche sind methoden- und laborabhängig.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Früherkennung eines Diabetes mellitus Typ 1 bei genetisch belasteten Kindern
- Abklärung einer Autoimmunität bei neu diagnostiziertem Diabetes mellitus
- Unterscheidung zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes
- Verlaufsbeurteilung bei Interventionsstudien zur Prävention des Typ-1-Diabetes
Interpretation
- Erhöhte Werte
- Frühes Autoimmunstadium bei Typ-1-Diabetes, insbesondere bei Kindern < 5 Jahre
- Immunantwort auf exogenes Insulin bei Insulintherapie (nicht pathognomonisch = nicht eindeutig krankheitsspezifisch)
- Erniedrigte / nicht nachweisbare Werte
- Fehlen einer autoimmunen Komponente (spricht gegen Typ-1-Diabetes)
- Fortgeschrittene Krankheitsphase mit Verlust der B-Zellen (Insulin-produzierender Zellen)
- Spezifische Konstellationen
- IAA häufig der erste Antikörper in der Serokonversion (Beginn der Antikörperbildung) bei Kindern
- In Kombination mit anderen Antikörpern (GAD-Ak, IA-2-Ak, ZnT8-Ak) erhöht sich die prädiktive Aussage
Weiterführende Diagnostik
- Weitere Autoantikörper: GAD-Antikörper (Glutamatdecarboxylase-Antikörper), IA-2-Antikörper (Tyrosinphosphatase-Antikörper), ZnT8-Antikörper (Zinktransport-Antikörper)
- C-Peptid und Insulinspiegel: zur funktionellen Beurteilung der endogenen Insulinproduktion (körpereigene Herstellung von Insulin)
- HLA-Typisierung: genetische Risikoabschätzung (Bestimmung von Erbmerkmalen)
- oGTT (oraler Glukosetoleranztest): bei präklinischen Verlaufsbeurteilungen (Zuckerbelastungstest)