fT3 (Trijodthyronin)
Der fT3-Wert bezeichnet die Konzentration des freien Trijodthyronin.
Die beiden Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) liegen überwiegend proteingebunden vor und werden erst nach Umwandlung in die freie Form biologisch wirksam. In der klinischen Routinediagnostik wird daher die freie, nicht protein-gebundene Fraktion gemessen.
T3 besitzt eine etwa fünffach höhere biologische Aktivität als T4 und wird zu circa 80 % extrathyreoidal aus T4 gebildet (periphere Konversion).
Die biologische Halbwertszeit von T3 beträgt etwa 19 Stunden, während die Halbwertszeit von T4 etwa zehnfach länger ist.
Synonyme
- fT3
- Freies Trijodthyronin
Das Verfahren
Benötigtes Material
- Blutserum
Vorbereitung des Patienten
- Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
- Bei Verlaufskontrollen unter L-Thyroxin-Therapie sollte die Blutabnahme vor der Tabletteneinnahme erfolgen
Störfaktoren
- Akute schwere Allgemeinerkrankungen (Non-Thyroidal-Illness-Syndrom)
- Medikamente mit Einfluss auf die T4-zu-T3-Konversion (z. B. Glukokortikoide, Amiodaron, hoch dosierte Betablocker)
- Biotin in hoher Dosierung (Interferenz bei immunologischen Messverfahren)
- Schwangerschaft (veränderte Bindungsproteinverhältnisse)
Methode
- Kompetitiver Immunoassay
- In Deutschland überwiegend automatisierte Chemilumineszenz-basierte Verfahren
- Häufig eingesetzte Systeme:
- Roche Diagnostics
- Abbott Diagnostics
- Siemens Healthineers
Normbereiche (je nach Labor)
Referenzbereiche für fT3 sind methoden- und laborabhängig. Die unten angegebenen Werte entsprechen der in Deutschland üblichen Routinediagnostik.
| Erwachsene – Roche (cobas e) | 3,1-6,8 pmol/l |
| Erwachsene – Abbott (Architect/Alinity) | 3,4-6,5 pmol/l |
| Erwachsene – Siemens (Centaur/Atellica) | 3,5-6,3 pmol/l |
| Typischer Referenzbereich (Deutschland) | ca. 3,3-6,6 pmol/l |
| Schwangerschaft |
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| Kinder und Neugeborene |
|
Umrechnung: ng/l × 1,54 = pmol/l
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Abklärung einer Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
- Nachweis einer isolierten T3-Hyperthyreose (Form der Schilddrüsenüberfunktion)
- Therapie- und Verlaufskontrolle bei Schilddrüsenerkrankungen (Erkrankungen der Schilddrüse)
- Beurteilung der peripheren T4-zu-T3-Konversion
- Abklärung diskordanter Konstellationen von TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) und fT4
Interpretation
Typische Konstellationen von fT3, fT4 und TSH
- fT4 ↑ bzw. fT3 ↑ und TSH ↓
- Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
- Isolierte T3-Hyperthyreose (Sonderform der Schilddrüsenüberfunktion)
- fT4 ↓ und TSH ↑
- Primäre Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
- fT4 ↑ bzw. fT3 ↑ und nicht supprimiertes TSH
- Frühe Krankheits- oder Therapiephase
- Schilddrüsenhormonresistenz (verminderte Hormonempfindlichkeit)
- TSH-produzierendes Hypophysenadenom (Hirnanhangdrüsentumor)
- fT4 ↑ bei normalem TSH
- L-Thyroxin-Substitution
- Medikamentöse Einflüsse
- fT3 ↓ (ggf. auch fT4 ↓) bei normalem TSH
- Non-Thyroidal-Illness-Syndrom
- Keine Indikation zur Schilddrüsenhormonsubstitution
- fT4 ↓ bei normalem oder ↓ TSH
- Sekundäre Hypothyreose bei Hypophysen- oder Hypothalamuserkrankungen (Erkrankungen der Hirnanhangdrüse oder des Zwischenhirns)
Ursachen
Hyperthyreose
- Morbus Basedow (Autoimmunerkrankung der Schilddrüse)
- Funktionelle Autonomie
- Jodinduzierte Hyperthyreose
- Thyreoiditis (Schilddrüsenentzündung)
- Iatrogene Hyperthyreose (durch medizinische Behandlung verursacht)
Hypothyreose
- Hashimoto-Thyreoiditis (autoimmune Schilddrüsenentzündung)
- Iatrogen
- Kongenitale Hypothyreose (angeborene Schilddrüsenunterfunktion)
- Sekundäre Hypothyreose durch TSH-Mangel
Schwangerschaft
- Anstieg des Thyroxin-bindenden Globulins
- Physiologische Veränderungen der freien Schilddrüsenhormone im Verlauf der Trimenons
Weiterführende Diagnostik
- TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon)
- fT4
- Schilddrüsenautoantikörper (Antikörper gegen Schilddrüsenbestandteile)
- Schilddrüsensonographie (Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse)
- Schilddrüsenszintigraphie (nuklearmedizinische Untersuchung der Schilddrüse)
Weitere Hinweise
- Zwischen Einnahme von L-Thyroxin und Blutabnahme sollte bei Verlaufskontrollen ein konstanter zeitlicher Abstand eingehalten werden.
Weitere Hinweise
- Zwischen Einnahme von L-Thyroxin und Blutabnahme sollte bei Verlaufskontrollen ein konstanter zeitlicher Abstand eingehalten werden.
Leitlinien
- Ross DS, Burch HB, Cooper DS et al.: 2016 American Thyroid Association Guidelines for Diagnosis and Management of Hyperthyroidism and Other Causes of Thyrotoxicosis. Thyroid. 2016;26(10):1343-1421. https://doi.org/10.1089/thy.2016.0229
- Alexander EK, Pearce EN, Brent GA et al.: 2017 Guidelines of the American Thyroid Association for the Diagnosis and Management of Thyroid Disease During Pregnancy and the Postpartum. Thyroid. 2017;27(3):315-389. https://doi.org/10.1089/thy.2016.0457
- Persani L, Brabant G, Dattani M et al.: European Thyroid Association Guidelines on the Diagnosis and Management of Central Hypothyroidism. Eur Thyroid J. 2018;7(5):225-237. https://doi.org/10.1159/000491388