IGF-bindende Proteine (IGFBP)
Die IGF-bindenden Proteine (IGFBP) (Synonyme: Insulin-like Growth Factor Binding Proteins, IGF-Bindungsproteine) stellen eine Familie von Transportproteinen dar, die an die insulinähnlichen Wachstumsfaktoren IGF-I und IGF-II (Somatomedin C und Somatomedin A) binden. Sie regulieren deren Bioverfügbarkeit, Transport und biologische Aktivität im Blut und in den Geweben.
Es sind derzeit sechs Haupt-IGF-bindende Proteine (IGFBP-1 bis IGFBP-6) bekannt, die unterschiedliche Funktionen und Bindungsaffinitäten aufweisen. IGFBP-3 ist dabei quantitativ das bedeutendste und wichtigste Bindungsprotein.
Funktionell regulieren die IGFBP nicht nur die Verteilung und Halbwertszeit der IGF im Blutkreislauf, sondern modulieren auch deren Wirkung an den Zielzellen. Einige IGFBP können zusätzlich IGF-unabhängige Wirkungen entfalten, beispielsweise Einfluss auf Zellwachstum, Differenzierung und Apoptose (programmierter Zelltod).
Die Synthese der IGFBP erfolgt in der Leber sowie in weiteren Geweben (z. B. Ovar, Endometrium, Plazenta, Muskel).
Regulation: Die Konzentrationen der IGFBP, insbesondere von IGFBP-1 und IGFBP-3, werden durch Wachstumshormon (STH), Insulin, Glukokortikoide, Schilddrüsenhormone und Sexualhormone beeinflusst.
Das Verfahren
Benötigtes Material
-
Blutserum
Vorbereitung des Patienten
-
Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
Störfaktoren
- Akute oder chronische Entzündungen
- Hormontherapien (z. B. Wachstumshormon, Glucocorticoide)
- Starke Veränderungen des Ernährungsstatus
Normwerte
Die Referenzbereiche variieren je nach IGFBP-Typ und Messmethode sowie je nach Alter und Geschlecht.
Beispiel (IGFBP-3 im Erwachsenenalter)
- Frauen: 2,5-5,5 mg/l
- Männer: 2,5-6,0 mg/l
Für IGFBP-1 bis IGFBP-6 existieren alters- und methodenabhängige Referenzwerte.
Indikationen
- Abklärung von Wachstumsstörungen (z. B. Kleinwuchs, Gigantismus)
- Differentialdiagnostik bei Störungen der Wachstumshormonachse
- Kontrolle der Wachstumshormontherapie
- Verdacht auf Insulinresistenz oder metabolisches Syndrom
- Beurteilung der Leberfunktion (IGFBP-3 als Marker der hepatischen Syntheseleistung)
- Onkologische Fragestellungen (einige IGFBP gelten als Tumormarker in bestimmten Situationen)
Interpretation
Interpretation erhöhter Werte
- Überproduktion von Wachstumshormon (z. B. Akromegalie)
- Schwangerschaft (v. a. IGFBP-1 und IGFBP-3 erhöht)
- Chronische Entzündungen (z. B. rheumatoide Arthritis)
- Bestimmte Tumorerkrankungen
Interpretation erniedrigter Werte
- Wachstumshormonmangel (Hypophysäre Insuffizienz)
- Schwere Lebererkrankungen (verminderte Synthese)
- Malnutrition (Unterernährung)
- Akute schwere Erkrankungen (z. B. Sepsis)
- Fortgeschrittene Niereninsuffizienz
Weitere Hinweise
- IGFBP-3 ist das wichtigste diagnostische Bindungsprotein im klinischen Alltag und wird häufig parallel zu IGF-1 gemessen, insbesondere bei der Beurteilung von Wachstumshormonstörungen.
- Veränderungen der IGFBP-Spiegel können die Interpretation der IGF-1-Werte modifizieren.
- Bestimmte IGFBP (v. a. IGFBP-2 und IGFBP-4) werden in der Krebsforschung als potenzielle Biomarker untersucht.