Parfüm in der Schwangerschaft – veränderte Geruchsempfindlichkeit und Risiken durch Duftstoffe
Während der Schwangerschaft nehmen viele Frauen Veränderungen ihrer Sinneswahrnehmungen wahr. Besonders ausgeprägt ist dies im Bereich des Geruchssinns. Düfte, die zuvor angenehm erschienen, können plötzlich Übelkeit oder Abneigung hervorrufen. Gleichzeitig wird häufig über eine stärkere Geruchsempfindlichkeit berichtet, die mit hormonellen Veränderungen in Zusammenhang steht. Parfüm und andere stark riechende Kosmetika rücken dadurch in den Fokus – sowohl in Bezug auf das Wohlbefinden als auch auf mögliche gesundheitliche Risiken.
Veränderte Geruchsempfindlichkeit in der Schwangerschaft
Unter dem Einfluss von Östrogen und humanem Choriongonadotropin (hCG) kommt es bei vielen Schwangeren zu einer Hyperosmie, also einer gesteigerten Geruchsempfindlichkeit. Dies betrifft insbesondere Gerüche von Lebensmitteln, Tabakrauch, Parfüm oder Haushaltschemikalien. Studien deuten darauf hin, dass die Geruchswahrnehmung in der Frühschwangerschaft am stärksten verändert ist, möglicherweise als Schutzmechanismus des Körpers gegen potenziell schädliche Substanzen [1].
Ein direkter Zusammenhang besteht auch mit der Schwangerschaftsübelkeit, die bei rund 70-80 % der Schwangeren auftritt. Bestimmte Duftstoffe können hier als Trigger wirken und die Symptome verstärken.
Risiken durch Duftstoffe in Parfüm
Parfüms enthalten komplexe Mischungen aus natürlichen und synthetischen Duftstoffen, darunter häufig Allergene wie Limonen, Linalool, Citral oder Eugenol, die in der EU kennzeichnungspflichtig sind (INCI-Listen/Inhaltsstofflisten). Während für die meisten Schwangeren keine akuten Gesundheitsgefahren bestehen, sind einige Aspekte zu berücksichtigen:
- Kontaktallergien und Hautreizungen: Schwangere Haut ist durch hormonelle Veränderungen oft empfindlicher, was die Entstehung von allergischen Reaktionen oder Irritationen durch Duftstoffe begünstigen kann.
- Endokrine Disruptoren (Substanzen, die das Hormonsystem beeinflussen können): Bestimmte synthetische Moschusverbindungen oder Phthalate, die in einzelnen Duftmischungen vorkommen können, stehen im Verdacht, hormonähnliche Wirkungen auszuüben. Für die pränatale Entwicklung (vorgeburtliche Entwicklung) des Kindes wird ein möglicher Einfluss diskutiert, auch wenn klare Beweise beim Menschen noch fehlen [2].
- Asthma bronchiale und Atemwegsprobleme: Intensive Düfte können bei empfindlichen Personen bronchiale Symptome (Lungensymptome) auslösen oder bestehendes Asthma bronchiale verschlechtern. Schwangerschaftsbedingte Veränderungen des Atmungssystems verstärken die Reaktionsbereitschaft teilweise.
Praktische Tipps für den Alltag
- Reduktion intensiver Düfte: Leichte, dezente Produkte oder parfümfreie Kosmetika sind in der Schwangerschaft meist besser verträglich.
- Verwendung von Naturkosmetik: Auch hier ist Vorsicht geboten, da ätherische Öle wie Pfefferminze oder Rosmarin uterotone Effekte haben können. Eine Überprüfung der Inhaltsstoffe ist sinnvoll.
- INCI-Listen (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) prüfen: Schwangere sollten kennzeichnungspflichtige Allergene und potenziell bedenkliche Zusatzstoffe kennen und möglichst meiden.
- Belüftung und frische Luft: Räume nach dem Aufsprühen gut lüften, um die Duftstoffkonzentration zu senken.
- Eigene Empfindlichkeit beachten: Subjektives Wohlbefinden ist entscheidend – Düfte, die Unwohlsein auslösen, sollten konsequent vermieden werden.
Präventive Aspekte
Das Thema Parfüm in der Schwangerschaft betrifft nicht nur die werdende Mutter, sondern auch ihr soziales Umfeld. Partner, Freunde und Kollegen können Rücksicht nehmen, indem sie starke Düfte vermeiden. Zudem ist ein bewusster, reduzierter Umgang mit Duftstoffen eine einfache Möglichkeit, Beschwerden wie Übelkeit oder Kopfschmerzen zu lindern und gleichzeitig das potenzielle Risiko chemischer Belastungen zu minimieren.
Literatur
- Cameron EL: Pregnancy and olfaction: a review. Front Psychol. 2014;5:67. doi: 10.3389/fpsyg.2014.00067.
- Dodson RE, Nishioka M, Standley LJ, Perovich LJ, Brody JG, Rudel RA: Endocrine disruptors and asthma-associated chemicals in consumer products. Environ Health Perspect. 2012;120(7):935-943. doi: 10.1289/ehp.1104052.
- Api AM, Belsito D, Bruze M et al.: Criteria for the RIFM safety evaluation process for fragrance ingredients. Food Chem Toxicol. 2015;82(Suppl):S1-S19. doi: 10.1016/j.fct.2014.11.014.