Haut- und Haarpflege in der Schwangerschaft – Tipps für gesunde Pflege

Die Schwangerschaft ist mit vielfältigen hormonellen, immunologischen und metabolischen Veränderungen verbunden, die auch Haut und Haare betreffen. Während einige Frauen von glänzender Haut und kräftigem Haar berichten, entwickeln andere typische Beschwerden wie Trockenheit, Hyperpigmentierungen oder Haarausfall. Es ist daher wichtig, Patientinnen über physiologische Veränderungen aufzuklären und Empfehlungen zur Haut- und Haarpflege zu geben.

Hautveränderungen in der Schwangerschaft

Die Haut reagiert stark auf hormonelle und vaskuläre Umstellungen. Zu den physiologischen Veränderungen gehören:

  • Hyperpigmentierungen: Linea nigra (dunkler Schwangerschaftsstreifen auf dem Bauch), Chloasma („Schwangerschaftsmaske“) oder verstärkte Pigmentierung von Brustwarzen und Genitalregion.
  • Striae gravidarum: Dehnungsstreifen durch mechanische Belastung und hormonell bedingte Bindegewebsveränderungen treten bei 50-90 % der Schwangeren auf [1].
  • Akneiforme Eruptionen: hormonell getriggert, meist im ersten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel)
  • Juckreiz und Trockenheit: häufig unspezifisch, gelegentlich Ausdruck cholestatischer (die Galle betreffende) oder dermatologischer Erkrankungen

Praktische Empfehlungen zur Hautpflege

  • Reinigung: milde, seifenfreie Syndets oder rückfettende Cremes
  • Feuchtigkeitspflege: Produkte mit Harnstoff (≤ 5 %), Glycerin oder pflanzlichen Ölen sind geeignet. Retinoide und hoch dosierte Salicylsäure sollten gemieden werden [2].
  • UV-Schutz: tägliche Anwendung eines mineralischen Sonnenschutzes (z. B. Zinkoxid, Titandioxid), da Hyperpigmentierungen durch UV-Strahlung verstärkt werden
  • Prävention von Striae gravidarum: Topische Öle und Cremes zeigen in Studien eine begrenzte Evidenz, aber regelmäßige Massage kann Hautelastizität fördern [1].

Haarveränderungen in der Schwangerschaft

Hormonelle Einflüsse verlängern die Anagenphase (Wachstumsphase), was häufig zu dichterem Haar führt. Postpartal (nach der Geburt) kommt es typischerweise zu verstärktem Haarausfall („postpartum telogen effluvium“), der meist selbstlimitierend ist [3].

Praktische Empfehlungen zur Haarpflege

  • Milde Shampoos: pH-neutrale, silikonfreie Präparate sind zu bevorzugen
  • Chemische Behandlungen: Dauerwellen, Bleichen und Färben sollten – wenn überhaupt – erst nach dem ersten Trimenon erfolgen und in gut belüfteten Räumen stattfinden. Daten zu Teratogenität sind begrenzt, ein Risiko kann nicht ausgeschlossen werden [2].
  • Haarausfall post partum: Aufklärung über die Physiologie reduziert Ängste. Eine ausgewogene Ernährung mit Eisen, Zink und Biotin kann das Haarwachstum zusätzlich unterstützen.

Substanzen, die vermieden werden sollten

  • Retinoide (topisch und systemisch): teratogen (fruchtschädigend) [2]
  • Systemische Antiandrogene (z. B. Finasterid, Spironolacton): kontraindiziert (darf nicht angewendet werden)
  • Hydrochinon: systemische Resorption hoch; nicht empfohlen
  • Hochkonzentrierte Salicylsäure (> 2 %): Risiko systemischer Resorption [2]

Prävention und Beratung

Eine frühzeitige, individuelle Beratung zur Haut- und Haarpflege kann kosmetische Belastungen reduzieren und das Wohlbefinden der Schwangeren steigern. Ärztinnen und Ärzte sollten auf bedarfsgerechte Pflege, sichere Produkte und den Verzicht auf potenziell teratogene Substanzen hinweisen.

Literatur

  1. Muallem MM, Rubeiz NG: Physiological and biological skin changes in pregnancy. Clin Dermatol. 2006;24(2):8083. doi: 10.1016/j.clindermatol.2005.10.002.
  2. McMullan P, Yaghi M, Truong TM et al.: Safety of dermatologic medications in pregnancy and lactation: An update – Part I: Pregnancy. J Am Acad Dermatol. 2024;91(4):619-648. doi: 10.1016/j.jaad.2023.10.072.
  3. Kroumpouzos G, Cohen LM: Specific dermatoses of pregnancy: An evidence-based systematic review. Am J Obstet Gynecol. 2003;188(4):1083-1092. doi: 10.1067/mob.2003.129.