Baden in der Schwangerschaft: Entspannung mit Vorsicht genießen

Baden schafft für Schwangere einen Moment der Entspannung und ist mit wenigen Ausnahmen absolut empfehlenswert. Warmes Wasser entspannt den Körper und die Muskulatur, fördert die Durchblutung – insbesondere im Rückenbereich – und steigert die Beweglichkeit der Gelenke. Zusätzlich wirkt das Bad beruhigend und unterstützt das seelische Wohlbefinden.

Vorsichtsmaßnahmen beim Baden in der Schwangerschaft

  • Temperatur
    • Das Wasser darf nicht zu heiß sein! Die Temperatur sollte 37 °C nicht überschreiten. Optimal ist eine Wassertemperatur von 34-35 °C (Badethermometer benutzen). Hintergrund ist, dass eine mütterliche Körperkerntemperatur > 39 °C in den ersten Schwangerschaftswochen mit einem erhöhten Risiko für Neuralrohrdefekte und Fehlgeburten assoziiert ist [1, 2].
  • Dauer
    • Die Dauer des Bades sollte 10-20 Minuten möglichst nicht überschreiten. Längere Aufenthalte, insbesondere bei höheren Temperaturen, können die Körperkerntemperatur ansteigen lassen und das Risiko für Komplikationen erhöhen [1, 2].
  • Mögliche Risiken
    • Kreislaufprobleme: Zu heißes Wasser kann die in der Schwangerschaft ohnehin erweiterten Blutgefäße zusätzlich weiten. Dies begünstigt einen Blutdruckabfall mit Schwindel, Schwarzwerden vor den Augen oder sogar Ohnmacht. Daher sollte nicht allein gebadet werden; eine Hilfe beim Aussteigen ist empfehlenswert.
    • Hyperthermie-bedingte Risiken: Eine erhöhte Körperkerntemperatur kann in der Frühschwangerschaft Fehlbildungen begünstigen [1, 2]. Hinweise auf eine mögliche Auslösung vorzeitiger Wehen sind in der Literatur nicht gesichert, werden jedoch in der Praxis diskutiert.
  • Weitere Hinweise
    • Varizen (Krampfadern): Vorbestehende Varizen können sich durch Hitze verstärken. Eine erhöhte Thrombosegefahr besteht nach aktuellem Wissensstand nicht.
    • Zusätze: Auf ätherische Öle und Badeschaum sollte verzichtet werden, da Hautirritationen möglich sind. Rückfettende Substanzen sind empfehlenswert. Badeöle mit Zimt, Nelken oder Kampfer können hochkonzentrierte Wirkstoffe enthalten, die in Einzelfällen vorzeitige Wehen auslösen – hier gilt der Grundsatz „die Dosis macht das Gift“.

Wann ein Bad kontraindiziert ist
Ein Bad ist kontraindiziert bei Blutungen oder vorzeitigen Wehen. Bei Blutungen muss die Ursache abgeklärt werden. Vorzeitige Wehentätigkeit wird durch die verbesserte Durchblutung der Gebärmutter verstärkt und kann eine Frühgeburt begünstigen.

Wehen und Baden: Eine Hebammenregel
Eine alte Hebammenregel besagt: Übungswehen und Senkwehen schwächen sich im warmen Wasser ab, Geburtswehen nehmen zu. Das Bad kann also helfen, harmlose von geburtswirksamen Wehen zu unterscheiden.

Infektionsrisiko beim Baden
Die Sorge, dass beim Baden oder Schwimmen Wasser durch die Scheide eindringen und das Kind infizieren könnte, ist unbegründet. Das Kind ist durch die Fruchtblase geschützt, der Muttermund ist bei einer normalen Schwangerschaft geschlossen, und die Scheidenwände liegen aneinander. Kontaminiertes Wasser kann jedoch Infektionen im äußeren Genitalbereich oder in der Scheide verursachen – für das Kind besteht in der Regel kein Risiko.

Schwimmen in der Schwangerschaft

Schwimmen – egal ob im Schwimmbad, See oder Meer – ist empfehlenswert. Es entlastet die Gelenke, stärkt den Stoffwechsel und wirkt gegen Obstipation (Verstopfung). Der Auftrieb entlastet den Babybauch, die Rückenmuskulatur entspannt. Bei moderatem Schwimmen ist mit keinen Kreislaufbelastungen zu rechnen.

Whirlpool in der Schwangerschaft

Von Whirlpools in öffentlichen Bädern wird abgeraten. Zum einen sind die Wassertemperaturen oft hoch, was die Gefahr einer Hyperthermie birgt. Zum anderen ist das Risiko für bakterielle oder mykotische Infektionen deutlich erhöht.

Literatur

  1. Chambers CD: Risks of hyperthermia associated with hot tub or spa use by pregnant women. Birth Defects Res A Clin Mol Teratol. 2006;76(8):569-573. doi: 10.1002/bdra.20303.
  2. Harvey MA: Suggested limits to the use of the hot tub and sauna by pregnant women. Am J Obstet Gynecol. 1981;140(2):173-177. PMCID: PMC1862577