Körperpflege und Kosmetik in der Schwangerschaft: Was ist erlaubt? Worauf ist zu achten?

Während der Schwangerschaft steht nicht nur die Gesundheit des Kindes im Mittelpunkt, sondern auch die körperliche und seelische Balance der Mutter. Viele Frauen möchten ihre gewohnten Rituale in der Körperpflege und Kosmetik beibehalten – sei es die tägliche Gesichtscreme, der Gang zum Friseur oder der Besuch in der Sauna. Gleichzeitig entstehen Unsicherheiten: Welche Wirkstoffe sind noch erlaubt? Welche Behandlungen bergen Risiken? Und wo sollte man besser vorsichtig sein?

Retinolhaltige Augen- und Anti-Falten-Cremes

  • Wirkprinzip: Retinol (Vitamin A) und seine Derivate (z. B. Tretinoin, Isotretinoin) regen die Zellneubildung und Kollagensynthese an, weshalb sie in Anti-Falten-Cremes weitverbreitet sind.
  • Risiko: Aus Studien ist bekannt, dass eine systemische Überdosierung von Vitamin A (z. B. durch hoch dosierte Supplemente oder Medikamente wie Isotretinoin) teratogen (fruchtschädigend) wirkt und Fehlbildungen beim Fetus verursachen kann [1].
  • Topische Anwendung: Bei Cremes wird nur ein geringer Anteil durch die Haut aufgenommen. Es gibt bislang keine Informationen darüber, dass dick aufgetragene Cremes, die Vitamin A-haltig sind, zu ebensolchen Problemen führen.
  • Sichere Alternativen: Hyaluronsäure, Vitamin C, Niacinamid oder Peptide gelten als unbedenklich und können auch in der Schwangerschaft genutzt werden.

Biochemische Peelings (Fruchtsäure-Peelings)

  • Bestandteile: Häufig kommen Alpha-Hydroxysäuren (AHA, z. B. Glykol- oder Milchsäure) oder Beta-Hydroxysäuren (BHA, z. B. Salicylsäure) zum Einsatz.
  • Resorption: Die meisten Säuren wirken oberflächlich, dennoch kann eine geringe Aufnahme über die Haut stattfinden.
  • Datenlage: Es gibt keine ausreichenden Studien, die die Sicherheit in der Schwangerschaft belegen. Vor allem für Salicylsäure in höheren Konzentrationen sind theoretische Risiken beschrieben.
  • Empfehlung: Ein einfaches Fruchtsäure-Peeling ist wahrscheinlich unproblematisch, dennoch sollte man besonders im ersten Trimester vorsichtshalber darauf verzichten. Sanfte Reinigungen oder mechanische Peelings sind geeignete Alternativen.

Haare färben

  • Moderne Haarfärbemittel enthalten in der Regel deutlich weniger aggressive Inhaltsstoffe als früher. Bisherige Studien konnten keine erhöhte Rate an Fehlbildungen oder Frühgeburten nachweisen.
  • Praktische Tipps [3]:
    • Auf gute Belüftung achten, um Dämpfe nicht einzuatmen.
    • Handschuhe tragen oder Färben im Friseursalon durchführen lassen.
    • Falls Unsicherheit besteht: Tönungen oder pflanzliche Haarfarben können eine mildere Alternative darstellen.

Maniküre, Pediküre und Nagellack

  • Unbedenklich: Lacke und Nagelpflegeprodukte haben keine nachgewiesenen schädigenden Effekte auf den Fetus.
  • Hinweis: In seltenen Fällen können Lösungsmitteldämpfe Kopfschmerzen oder Übelkeit auslösen, daher empfiehlt sich auch hier eine gute Belüftung.
  • Besonderheit Schwangerschaft: Durch hormonelle Veränderungen wachsen Nägel oft schneller und können spröder werden – eine regelmäßige Pflege ist daher sogar sinnvoll.

Massagen in der Schwangerschaft

  • Erlaubt und empfehlenswert: Massagen können Muskelverspannungen lösen, Stress reduzieren und die Durchblutung fördern.
  • Besonderheit: Ab dem zweiten Trimester sollte die Bauchlage vermieden werden. Spezialisierte Schwangerschaftsmassagen berücksichtigen diese Aspekte.
  • Medizinischer Zusatznutzen: Studien weisen darauf hin, dass Massagen bei Schwangeren die Stresshormonspiegel (z. B. Cortisol) senken und die Schlafqualität verbessern können.

Heiße Bäder, Sauna, Dampfbäder und Whirlpool

  • Risiko durch Überhitzung: Eine Körperkerntemperatur von ≥ 39 °C in den ersten sieben Schwangerschaftswochen ist mit einem erhöhten Risiko für Neuralrohrdefekte (z. B. Spina bifida) und Fehlgeburten assoziiert [4]. Diese Risiken treten vor allem dann auf, wenn die Körpertemperatur für länger als zehn Minuten oberhalb dieser Schwelle liegt.
  • Dauer-Temperatur-Beziehung: Studien zeigen, dass in einem Whirlpool mit 39 °C Wassertemperatur die kritische Körperkerntemperatur erst nach etwa 15 Minuten erreicht wird, während in besonders heißen Bädern (41 °C) bereits nach rund zehn Minuten Werte > 38,9 °C gemessen werden konnten. Viele Frauen beendeten das Bad allerdings vorher aufgrund von Unbehagen [5].
  • Empfehlungen:
    • Sauna, Dampfbad oder Whirlpool im ersten Trimester möglichst meiden.
    • Ab dem zweiten Trimester sind Sitzungen möglich, sollten jedoch kurz (< 10 Minuten) und bei moderaten Temperaturen erfolgen.
    • Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, um Kreislaufbelastung und Dehydratation vorzubeugen.
  • Sicher: Ein warmes Bad bei angenehmer Temperatur gilt in späteren Schwangerschaftswochen als wohltuend und unproblematisch, solange eine Überhitzung vermieden wird.

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Literatur

  1. Rothman KJ, Moore LL, Singer MR et al.: Teratogenicity of high vitamin A intake. N Engl J Med. 1995;333(21):1369-73. doi: 10.1056/NEJM199511233332101.
  2. Murase JE, Heller MM, Butler DC: Safety of dermatologic medications in pregnancy and lactation: Part I. Pregnancy. J Am Acad Dermatol. 2014;70(3):401.e1-14. doi: 10.1016/j.jaad.2013.09.00
  3. He L, Michailidou F, Gahlon HL, Zeng W: Hair dye ingredients and potential health risks from exposure to hair dyeing. Chem Res Toxicol. 2022;35(6):901-915. doi: 10.1021/acs.chemrestox.1c00427.
  4. Chambers CD: Risks of hyperthermia associated with hot tub or spa use by pregnant women. Birth Defects Res A Clin Mol Teratol. 2006;76(8):569-573. doi: 10.1002/bdra.20303.
  5. Harvey MA: Suggested limits to the use of the hot tub and sauna by pregnant women. Am J Obstet Gynecol. 1981;140(2):173-177. PMCID: PMC1862577