Make-up in der Schwangerschaft – unbedenkliche Produkte und Risiken

Für viele Frauen ist Make-up ein fester Bestandteil des täglichen Lebens. Auch während der Schwangerschaft besteht oft der Wunsch, gepflegt auszusehen. Gleichzeitig treten Fragen auf: Welche Produkte sind sicher? Welche Inhaltsstoffe sollten gemieden werden?

Da in der Schwangerschaft hormonelle Veränderungen die Haut beeinflussen und die Gefäßpermeabilität (Durchlässigkeit der Blutgefäße) zunimmt, reagieren Schwangere sensibler auf Inhaltsstoffe. Deshalb ist es sinnvoll, die Make-up-Routine kritisch zu überprüfen [1].

Hautveränderungen in der Schwangerschaft

Die hormonellen Anpassungen durch Östrogen und Progesteron betreffen Haut, Haare und Schleimhäute. Typische Veränderungen sind:

  • Vermehrte Pigmentierung: Melasma („Schwangerschaftsmaske“), Linea nigra (dunkler Bauchstreifen)
  • Erhöhte Talgproduktion: Neigung zu Akne oder unreiner Haut
  • Hautempfindlichkeit: erhöhte Irritationsneigung und Kontaktallergien
  • Veränderte Gefäßreaktion: durch erhöhte Gefäßpermeabilität (Durchlässigkeit von Blutgefäßen) leichtere Rötungen und Schwellungen

Diese Besonderheiten machen die Haut in der Schwangerschaft anfälliger für Reizungen durch Make-up-Produkte.

Unbedenkliche Produktgruppen

Viele Produkte gelten in der Schwangerschaft als unbedenklich, insbesondere wenn sie dermatologisch getestet und frei von kritischen Inhaltsstoffen sind:

  • Mineralisches Make-up
    Enthält Eisenoxide, Titandioxid oder Zinkoxid, wirkt hautberuhigend, deckt sanft ab und ist oft auch für empfindliche Haut geeignet
  • Hypoallergene Formulierungen
    Produkte mit reduzierten Inhaltsstofflisten, frei von Parfum, Alkohol oder aggressiven Konservierungsstoffen
  • Dermatologisch geprüfte Marken
    Speziell entwickelte Linien für empfindliche Haut oder Allergikerinnen
  • Parfümfreie Kosmetika
    Vermeiden das Risiko von Kontaktallergien oder Überempfindlichkeitsreaktionen

Kritische Inhaltsstoffe und potenzielle Risiken

Einige Kosmetikbestandteile sollten in der Schwangerschaft mit Vorsicht betrachtet oder vermieden werden:

  • Retinoide (Vitamin-A-Derivate: Retinol, Retinylpalmitat, Tretinoin, Adapalen, Tazaroten)
    → Retinoide sind wirksame Anti-Aging-Substanzen, können aber in der Schwangerschaft ein Risiko darstellen. Studien zeigen zwar, dass topische Retinoide nicht eindeutig mit Fehlbildungen assoziiert sind, dennoch gilt aus Sicherheitsgründen eine Empfehlung zur Vermeidung [2].
  • Phthalate
    → Weichmacher, die in einigen Nagellacken oder Parfüms vorkommen. Sie wirken hormonell und können die kindliche Entwicklung beeinflussen. Besonders relevant sind Diethylphthalat (DEP) und Dibutylphthalat (DBP) [3].
  • Parabene
    → Konservierungsmittel mit diskutiertem endokrinen Potenzial. Auch wenn keine eindeutigen Beweise für eine Schädigung vorliegen, raten Fachgesellschaften zu einer vorsichtigen Reduktion.
  • Formaldehydabspalter
    → Früher häufiger in Nagelhärtern verwendet, heute weniger verbreitet. Sie können Haut und Schleimhäute reizen und gelten als potentiell krebserregend.
  • Schwermetalle
    → In seltenen Fällen sind Spuren von Blei oder Cadmium in Lippenstiften oder Eyelinern nachweisbar. Ein Blick auf unabhängige Produkttests ist empfehlenswert.
  • Ätherische Öle in hoher Konzentration
    → Einige Öle (z. B. Rosmarin-, Salbeiöl) können Uteruskontraktionen fördern. Andere (z. B. Zitrusöle) erhöhen die Lichtempfindlichkeit der Haut.

Praktische Tipps für Schwangere

  • Produktauswahl: Auf kurze INCI-Listen (Inhaltsstofflisten von Kosmetikprodukten) und dermatologisch getestete Produkte achten.
  • Neue Kosmetik vorsichtig testen: Erst an einer kleinen Hautstelle prüfen (z. B. in der Ellenbeuge).
  • Nagellacke: besser „3-free“, „5-free“ oder „8-free“-Lacke verwenden (frei von Phthalaten, Formaldehyd, Toluol etc.).
  • UV-Schutz integrieren: Mineralische Sonnenschutzfilter in Make-up (Titandioxid, Zinkoxid) helfen, Pigmentflecken vorzubeugen.
  • Weniger ist mehr: Weniger Produkte verwenden, dafür auf geprüfte Qualität setzen.
  • Regelmäßige Reinigung: Milde Reinigungsprodukte verwenden, um Rückstände schonend zu entfernen und Hautreizungen zu vermeiden.

Fazit

Make-up kann auch in der Schwangerschaft ohne Bedenken verwendet werden, solange auf kritische Inhaltsstoffe verzichtet wird. Empfehlenswert sind mineralische, parfumfreie und dermatologisch geprüfte Produkte. Der bewusste Umgang mit Inhaltsstoffen schützt nicht nur die Haut der Schwangeren, sondern reduziert auch potenzielle Risiken für das ungeborene Kind.

Literatur

  1. Gupta SN, Madke B, Ganjre S, Jawade S, Kondalkar A: Cutaneous Changes During Pregnancy: A Comprehensive Review. Cureus. 2024;16(9):e69986. doi: 10.7759/cureus.69986.
  2. Kaplan YC, Ozsarfati J, Etwel F, Nickel C, Nulman I, Koren G: Pregnancy outcomes following first-trimester exposure to topical retinoids: a systematic review and meta-analysis. Br J Dermatol. 2015;173(5):1132-1141. doi: 10.1111/bjd.14053.
  3. Kay VR, Chambers C, Foster WG: Reproductive and developmental effects of phthalate diesters in females. Crit Rev Toxicol. 2013;43(3):200-219. doi: 10.3109/10408444.2013.766149.