Organbezogene Diagnostik

Die organbezogene Labordiagnostik ist ein zentrales Instrument zur Beurteilung funktioneller und struktureller Erkrankungen einzelner Organsysteme. Sie liefert spezifische, quantitativ erfassbare Parameter, die pathophysiologische Prozesse (krankhafte Körpervorgänge) abbilden und deren Verlauf messbar machen. Die Differenzierung zwischen akuten und chronischen Erkrankungen, die Abklärung unklarer Befunde sowie die Überwachung therapeutischer Interventionen stützen sich in hohem Maße auf gezielte labormedizinische Verfahren (organbezogene Blut- oder Urinuntersuchungen).

Die Kombination aus hochsensitiven Markeranalysen (besonders empfindlichen Laborwerten), funktionellen Stoffwechselparametern (Werten zur Beurteilung des Stoffwechsels) und organspezifischen Enzymaktivitäten (Messung von Eiweißen, die auf Organschäden hinweisen) erlaubt eine frühzeitige Identifikation organbezogener Funktionsstörungen (Organfehlfunktionen). Im Unterschied zu bildgebenden Verfahren (z. B. Ultraschall, MRT) ermöglicht die Labordiagnostik oftmals bereits in präsymptomatischen Phasen (vor Auftreten erster Beschwerden) die Erfassung metabolischer oder inflammatorischer Veränderungen (Stoffwechselveränderungen oder Entzündungen).

Die folgende Darstellung gliedert sich in klinisch etablierte Schwerpunktbereiche der organbezogenen Diagnostik und umfasst:

  • Herzdiagnostik – Differenzierung von Myokardschädigung (Herzmuskelverletzung), Herzinsuffizienz (Herzschwäche), inflammatorischen (entzündlichen) sowie metabolischen Begleiterkrankungen (Stoffwechselerkrankungen) mittels kardialer Marker (Herz-spezifische Laborwerte), Entzündungsparameter (Laborwerte für Entzündungen), Elektrolytstatus (Mineralstoffhaushalt) und Gerinnungsparametern (Blutgerinnungswerte).
  • Leberdiagnostik – Umfassende Beurteilung von Zytolyse (Zellzerfall), Cholestase (Gallenstauung), hepatischer Syntheseleistung (Eiweißproduktion der Leber), metabolischer Belastung (Stoffwechselstörung) sowie immunologischer (Abwehrsystem-bedingter) und infektiöser Erkrankungen (Infektionen).
  • Pankreasdiagnostik – Differenzierte Analyse der exokrinen (verdauungsbezogenen) und endokrinen (hormonbildenden) Pankreasfunktion (Bauchspeicheldrüsenfunktion) anhand enzymatischer (Verdauungsenzym-Werte), hormoneller (Hormonspiegel) und autoimmunologischer Marker (Werte für Autoimmunreaktionen).
  • Nierendiagnostik – Früherkennung und Verlaufsbeurteilung glomerulärer (Nierenfilter), tubulärer (Nierenkanälchen) und vaskulärer (gefäßbedingter) Nierenfunktionsstörungen durch Clearance-Berechnungen (Nierenleistung), Proteinurie-Analysen (Eiweißausscheidung im Urin), Elektrolytdiagnostik (Salzhaushalt) und metabolische Parameter (Stoffwechselwerte).
  • Gastrointestinale Diagnostik – Funktionelle (Funktionsanalyse) und infektiologische Diagnostik (Infektionsnachweise) des Magen-Darm-Trakts inklusive Helicobacter pylori-Tests (Bakterientests), Atemtests und hormoneller Funktionsmarker (Hormonanalysen).
  • Liquordiagnostik – Analyse entzündlicher (entzündungsbedingter), infektiöser (durch Erreger bedingter), neoplastischer (tumorbedingter) und neurodegenerativer Erkrankungen (Nervenabbau-Erkrankungen) des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark) durch liquorchemische (Nervenwasser), zytologische (Zelluntersuchung) und molekularbiologische Verfahren (Erbgutanalyse).
  • Diagnostik seröser Körperflüssigkeiten (z. B. Aszites [Bauchwasser], Pleuraerguss [Flüssigkeit zwischen Lunge und Rippenfell], Perikarderguss [Flüssigkeit im Herzbeutel]) – Differenzialdiagnostik (Ursachenklärung) exsudativer (entzündlich bedingter) und transsudativer Ergüsse (wasserähnlicher Flüssigkeit) sowie Nachweis infektiöser (durch Krankheitserreger), entzündlicher oder maligner Ursachen (Krebsursachen).

Jeder dieser Abschnitte basiert auf spezifischen diagnostischen Algorithmen (systematische Untersuchungsabläufe), welche laborchemische Primär- und Sekundärparameter (Basis- und Zusatzwerte im Labor) in klinischen Entscheidungspfaden strukturieren. Die Auswahl der Marker erfolgt indikationsbezogen (je nach Krankheitsbild), orientiert sich an aktuellen Leitlinien (medizinischen Standards) und bildet die Grundlage für individualisierte Diagnostik- und Therapiekonzepte (persönlich abgestimmte Untersuchungs- und Behandlungspläne).